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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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beugt er sich vor, damit der Alte sein Gesicht erkennen kann. Die scharfe Spitze fährt über Ciancios Nasenrücken, wandert über Freds Pyjamaoberteil, seine Brust hinab und tastet den Brustkasten ab. Dann findet die Waffe die Stelle zwischen den Rippen.
    Du hättest nicht anrufen sollen, Fred.
    Er stirbt langsam und unter Qualen.

Montag
    20. Juni 2005

11. Kapitel
    »Haltung, Hector«, erinnere ich ihn, als die Fahrstuhltür aufgleitet. Die Reporter lauern in der Lobby des Gerichtsgebäudes und springen sofort auf, als ich aus dem Aufzug trete, in Begleitung von Senator Hector Almundo, der sich gerade in elf Fällen von Betrug, Erpressung, Bestechung und Unterschlagung für nicht schuldig erklärt hat. Der Senator, dezent in einen grauen Anzug mit schwarzer Krawatte gekleidet, befolgt meinen Rat und drängt sich mit stoischer Miene durch die Reporter, die ihn mit ihren Fragen wie mit Schlägen in den Magen bombardieren. Nicht einfach, das zu ertragen.
    Kurz vor der Drehtür bleiben wir stehen und drehen uns um. Die Reporter umzingeln uns und schieben dem Senator ihre Mikrofone ins Gesicht, bis ihnen klar wird, dass ich hier das Wort führe. Ich gebe den üblichen Kommentar ab – sämtliche Anschuldigungen seien völlig haltlos, und wir könnten es kaum erwarten, unsere Unschuld vor Gericht zu beweisen. Wobei ich unerwähnt lasse, dass Senator Almundo nur eine Stunde zuvor schluchzend in meinem Büro saß und sich verzweifelt fragte, wie viele Leute er bestechen müsste, um eine Gefängnisstrafe abzuwenden.
    Nach dieser überflüssigen Zeremonie schieben wir uns nach draußen, und ich verfrachte Hector in den wartenden Wagen. Während er mit seiner Frau und seinem Bruder davonrast, wimmle ich eine Handvoll Reporter ab. Dutch Reynolds und Andy Karras wollen Informationen für eine Hintergrundstory, aber ich bin nicht in Stimmung dafür. »Danke allerseits. Das war’s für heute«, sage ich bestimmt.
    Eine der Journalistinnen weckt mein Interesse. Ich habe sie hier noch nie gesehen, und im Gegensatz zu ihren Kollegen ist sie eine wahre Augenweide. Sie sieht aus, als gehöre sie eigentlich vor eine Kamera, groß, mit hellem Teint, auf telegene Art schlank, mit einem ovalen Gesicht, einer perfekten Nase und ausdrucksvollen blauen Augen. Außerdem trägt sie ein verdammt hübsches himmelblaues Kostüm. Ich ergreife galant die Hand, die sie mir entgegenstreckt, doch wie immer bei attraktiven Frauen verknotet sich meine Zunge. Wenn es so was wie den Krieg der Geschlechter tatsächlich gibt, dann ist es der aussichtsloseste, in dem ich je gefochten habe.
    »Paul Riley? Evelyn Pendry von der Watch.«
    Wie schon vermutet, ist sie von der schreibenden Zunft. Aber der Name lässt es in meinem Hinterkopf klingeln.
    »Kein Kommentar, Evelyn.«
    »Ich möchte Ihnen nur zum Jahrestag gratulieren«, lächelt sie und studiert meine Reaktion. »Sechzehn Jahre.«
    »Sechzehn – so lange ist das schon her? Stimmt.« Ich habe es ganz vergessen. Heute vor sechzehn Jahren haben wir die Leichen gefunden. Ich schüttle immer noch ihre Hand und muss mir innerlich befehlen, sie loszulassen. Wenigstens für die nächsten paar Sekunden unterdrücke ich meine männlichen Instinkte – immerhin sie ist Journalistin, und da sollte man immer auf der Hut sein. »Ich muss dringend weg«, erkläre ich.
    »Um Hectors Verteidigung auf die Beine zu stellen?«, fragt sie ironisch. »In spätestens drei Monaten wird er ohnehin auspacken.«
    Wenn sie weniger attraktiv wäre und ihre Prognose nicht dermaßen ins Schwarze träfe, wäre ich sicher wesentlich ungehaltener. So deute ich bloß entschuldigend auf meine Uhr.
    »Ich wollte nur wissen, ob Sie vielleicht ein wenig Zeit für mich haben«, sagt sie.
    Die suggestive Art ihrer Fragestellung hat was. Aber vielleicht spielen auch nur meine Hormone verrückt. Vermutlich fände ich es genauso charmant, wenn sie mich nach einer Hämorridencreme fragen würde.
    »Für Sie oder für Ihr Blatt?«, will ich wissen.
    Ein reizendes Lächeln malt sich auf ihr Gesicht. Sie lässt mich nicht aus den Augen. »Das überlasse ich Ihnen.«
    Fast habe ich das Gefühl, diese umwerfende Frau flirtet mit mir. Ein Zyniker würde vielleicht das Wort manipulieren verwenden, aber wer will schon ewig als Zyniker durchs Leben gehen?
    »Stört Sie das?« Sie hält mir ein kleines Aufnahmegerät vor die Brust. Ohne mein Einverständnis abzuwarten – das tun Reporter nie – schaltet sie es ein und beginnt die Fakten zu nennen,

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