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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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und Cape.«
    LeBaron und Cape. Keine schlechte Gegend, also keine Verstärkung notwendig. »Das ist meine Nachbarschaft«, sagt McDermott. »Sorgt mir dort für Ordnung.«

19. Kapitel
    Bei meiner Rückkehr in die Kanzlei bin ich mir endgültig sicher – eine Horde winziger Zwerge hat sich in meinem Schädel eingenistet und durchwühlt mein Hirn auf der Suche nach Gold mit kleinen Spitzhacken. Um zehn Uhr – in achtzehn kostbaren Minuten – erwarten mich zwölf Mitarbeiter und Senior-Partner in einem der Konferenzräume, um mit mir den aktuellen Stand der ausufernden Rechtsangelegenheiten von BentleyCo und ihrer Tochtergesellschaften durchzugehen. Nach meinen letzten Informationen handelt es sich um nicht weniger als neunundsechzig offene Fälle. Es wird also ein langes Meeting. Gestern hab ich alle um ein Kurzresümee gebeten, damit ich halbwegs vorbereitet bei dem Treffen auftauche. Vermutlich sollte ich vorher mal einen Blick in diese Unterlagen werfen.
    Ich komme an einer Gruppe Juniorpartnerinnen vorbei, die plaudernd vor einem Büro stehen. Sie nennen mich »Mr. Riley«, was darauf hindeutet, dass es sich um sogenannte »Sommer-Partner« handelt – Jurastudentinnen von Elite-Unis, die hier im zweiten Semester ein Praktikum absolvieren. Wobei »Praktikum« in erster Linie bedeutet, dass sie jeden Mittag zu teuren zweistündigen Lunches ausgeführt werden, abends Baseballspielen, Cocktailpartys oder Bootsfahrten beiwohnen, und das alles auf Kosten der Firma. Denn schließlich wirbt die Firma ja um sie, und nicht umgekehrt. Allen zehn Teilnehmern des Sommerpraktikums bei Shaker, Riley & Fleming wird man anschließend eine vollwertige Partnerschaft anbieten, es sei denn, sie lassen sich was ausgesprochen Dämliches zu Schulden kommen, wie etwa nach Feierabend Sex mit einem Rechtsreferendar auf dem Büroschreibtisch zu haben. Ich erwähne dieses Beispiel, weil sich eine Spitzenstudentin der Columbia-Universität letztes Jahr nach einer Party im Museum genau dazu hinreißen ließ.
    Ich marschiere am Arbeitsplatz meiner Assistentin Betty vorbei, die an ihrem Computer sitzt und tippt. Betty ist die Königin der Kanzlei, die rechte Hand des Senior-Partners. Sie arbeitet schon seit meiner Zeit als Bezirksstaatsanwalt mit mir zusammen. Meine Beziehung zu Betty ist dauerhafter als jede andere in meinem Leben, außer vielleicht die zu meiner Tochter – sofern man das eine Beziehung nennen will.
    »Morgen, Bettina«, sage ich.
    Gemeinsam haben wir Bettys Scheidung durchgestanden und dann meine, ihre zweite Ehe und meine Junggesellenzeit, die Gründungzeit in unserem ersten Büro am River Drive mit nur acht Mitarbeitern, bis hierher in unsere neuen Räumlichkeiten, einem Palast, dem es, wie Betty sagt, an Charme fehlt. Betty hält mit ihrer Meinung nie hinterm Berg. Wenn es drauf ankommt, ist sie hart und durchsetzungsfähig, und sie besitzt eine gute Portion gesundes Misstrauen, was uns zu einem ziemlich guten Gespann macht.
    »Paulina«, erwidert sie leise, ohne auch nur eine Sekunde im Tippen innezuhalten. Sie mag es nicht, wenn man sie bei ihrem vollen Namen nennt, und rächt sich, indem sie mich mit der weiblichen Form meines Vornamens tituliert. Allerdings nie vor anderen, denn das hieße, den Boss respektlos behandeln. Und sie fordert von jedem hier absoluten Respekt vor sich und dem Boss. Wir sind ein Team, und ein Team bildet nach außen hin eine verschworene Gemeinschaft. Auch Vito Corleone hätte es niemals toleriert, wenn seine Familie vor Uneingeweihten Streitigkeiten ausgetragen hätte. Ein recht treffender Vergleich, wobei ich mich allerdings manchmal frage, wer von uns beiden hier eigentlich der Pate ist.
    Sie folgt mir ins Büro. »Du hast die Karte für Richter Benson noch nicht unterschrieben«, informiert sie mich. »Jetzt kommt sein Geschenk zu spät an. Und sag nicht, ich hätte dich nicht rechtzeitig dran erinnert, das habe ich nämlich.«
    »Okay, ich werd’s mir verkneifen.« Ich hänge mein Jackett hinter der Tür auf und fange an, nach dem Geschenk zu suchen. Betty führt Buch über die Geburtstage von Richtern, Politikern und natürlich von Klienten, und sie kauft kleine Geschenke mit Glückwunschkarten für sie, die ich dann unterschreibe. Klienten kleine Aufmerksamkeiten zukommen zu lassen, ist eine ausgezeichnete Methode, sich mal wieder in Erinnerung zu bringen. Geburtstags- und Festtagsgrüße, kurze briefliche Mitteilungen über den aktuellen Stand laufender Fälle – Klienten

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