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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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Geburtstag. Geht es darum? Zuletzt werden Echos innigster Trauer erschüttert nachhallen. Wer zum Teufel ist dieser Typ?
    Zum Vergleich ziehe ich den ersten Brief heraus.
    Böses ersteht neu. Öffentliche Teilnahme ist gewiss. Er kennt Euer Rätseln Nähe einstiger unvergessener Taten? Ihr Heiden, reuevoll erwartet bald Erhellung. Inzwi schen Herr, ingrimmig lasst Fackelträger erscheinen.
    Eindeutig dieselbe Handschrift. Dasselbe finstere, pseudoreligiöse Kauderwelsch. Irgendwas daran klingt vertraut, aber ich weiß nicht genau was.
    Die Gegensprechanlage summt. »Ja, Betty?«
    »Mr. Bentley für dich.«
    »In Ordnung.« Sie stellt den Anruf durch, und ich nehme ab. Es ist Harlands Assistent – einer seiner drei Assistenten -, der anfragt, ob ich mich heute Abend mit Harland treffen kann. Ich bejahe und notiere mir wann und wo, ohne nachzufragen, warum Harland mich nicht selber anruft.
    Als ich auflege, bemerke ich, dass der Knopf für gespeicherte Anrufe blinkt.
    Die erste Nachricht stammt von dieser Journalistin, Evelyn Pendry, die erneut ihr Interesse an einem Gespräch mit mir bekundet. Als ich den zweiten Anruf abhöre, stockt mir der Atem. Es ist die Stimme meines Augensterns, sie spricht mit gedämpfter Stimme, im Hintergrund höre ich Bürogeräusche.
    »Ich denke, wir sollten dieses Gespräch tatsächlich führen«, sagt Shellys mit leiser, dem Arbeitsumfeld angepasster Stimme. »Übliche Zeit, üblicher Ort?«
     
    Im Grunde ist es ganz einfach, man muss bloß mitmachen, im großen Strom mitschwimmen, in ihrer Welt leben, so tun, als würde man alles mit ihren Augen betrachten. Geh rüber zum Hotdog-Verkäufer, bestell dir was, genau wie alle anderen auch, Würstchen mit Kraut, eine Flasche Wasser, reck das Gesicht in die Sonne, als würdest du es genießen.
    Da kommt er. Eilt durch die Drehtür, ohne Aktenkoffer, hüpft die Stufen runter, zielstrebig, der große Paul Riley, der Mann, der berühmt geworden ist, weil er Terry gestoppt hat.
    Leo wirft den Hotdog in den Abfalleimer und nimmt einen Schluck aus der Wasserflasche, bevor er sie dem Hotdog hinterherwirft.
    Er folgt Riley zu Fuß, verlässt seinen warmen, sonnigen Platz, bewegt sich durch die Schatten der Hochhäuser. Immer wieder späht er hinauf zu den Dächern, aber natürlich zeigen sie sich nicht.
    Es ist kein langer Weg. Riley geht vier Blocks, zwei in Richtung Norden, zwei nach Osten, dann betritt er überraschend das Dunstworth Hotel, eines dieser stuckverzierten alten Stadthotels. Leo bleibt abrupt stehen, sicherheitshalber marschiert er lieber nicht gleich rein.
    Was hat Riley vor?
    Leo hat keine Ahnung. Es wäre sinnlos, ihm nach drinnen zu folgen, was soll er da, hier draußen ist es sicherer, kein Grund zur Sorge, besser draußen warten, wird sicher nicht lange dauern.
    Der Schmerz trifft ihn wie ein Blitzschlag. Er presst eine Hand auf den Bauch. Das Einzige, was er tun kann, um nicht vor Schmerzen zusammenzuklappen. Der Hotdog ist ihm nicht bekommen, aber wenn er müde ist, hat er eben mehr Hunger – und momentan ist er hundemüde. Voll unter Strom, aber total übermüdet.
    Eine Minute später bremst ein Taxi vor dem Hotel. Leo reibt sich die Augen und schaut noch mal hin, ja, sie ist es tatsächlich. Die gleiche Frau wie auf den Fotos bei ihm zu Hause.
    Ihr Name ist Shelly Trotter.

20. Kapitel
    Shelly steht mir gegenüber im Aufzug. Ich lehne mit dem Rücken an einer Kabinenwand, sie an der anderen, zwischen uns ein älteres, gut gekleidetes Paar, typische verwöhnte Gäste des Dunstworth Hotels. Unsere Blicke begegnen sich, aber wir spielen ein Spielchen, wir tun so, als würden wir uns nicht kennen. Mein Körper befindet sich in hellem Aufruhr, Adrenalin befeuert meine Lebensgeister. Die Kopfschmerzen sind plötzlich wie weggeblasen.
    Sie steigt vor mir aus, geht zur Suite und schiebt die Karte in den Schlitz. Sie öffnet die Tür, aber ich verharre draußen, während sie eintritt und sich mir zuwendet.
    Ihre gespannten Kiefermuskeln könnten auf Verlangen hindeuten, auf mühsam gezügelte Begierde, aber ich spüre auch eine gewisse Unentschlossenheit, ja, eine innere Zerrissenheit, die mich zögern lässt.
    Sie beginnt ihre Bluse aufzuknöpfen. Ich mache einen Schritt in den Raum hinein, dann scheinen meine Füße plötzlich am Boden festzufrieren. Mein Blick huscht über die luxuriöse Einrichtung, ich atme ihren Duft ein, der sich mit dem aseptischen Geruch des frisch gereinigten Zimmers mischt.
    »Was tun wir hier?«,

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