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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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schätzen diese Art der Zuwendung. Und Betty sorgt dafür, dass ich sie ihnen zuteil werden lasse.
    Mein Schreibtisch ist ein Musterbeispiel für organisiertes Chaos. Chaos, weil ich die typische Junggesellenangewohnheit habe, mein Zeug überall rumliegen zu lassen, und organisiert, weil Betty jeden Morgen als Erstes hier hereinkommt und alles zu Stapeln ordnet. Es ist nicht wirklich aufgeräumt, aber auch kein heilloses Durcheinander.
    Ich merke, dass Betty immer noch vor meinem Schreibtisch steht, die Hände in die Hüften gestemmt. Wenn man sie nicht kennt, wirkt sie eher unscheinbar, eine kleine Frau mit breiten Hüften, etwas derben Gesichtszügen, die Haare straff nach hinten gebunden zu einem Dutt, oder wie immer man heutzutage einen Dutt nennt. Betty ist vier Jahre älter als ich, also fünfundfünzig, aber sie redet mit mir, als wäre ich ihr Sohn.
    »Ich warte immer noch auf das Geschenk.«
    Und zwar ein sehr unfolgsamer Sohn. Ich beginne überall nach dem zu fahnden, was ich Gordy Benson schenken wollte, in der Hängeregistratur an der Wand, den Schubladen meines alten Schreibtischs. Obwohl ich keine Ahnung habe, wonach ich eigentlich suche, was das Ganze nicht gerade einfacher macht, traue ich mich nicht, Betty das zu beichten. Die Einzigen, die noch mehr Angst vor Betty haben als ich, sind – na ja, alle übrigen in der Kanzlei.
    »Du hast ein Meeting«, erinnert mich Betty, während sie meinen Kalender überfliegt.
    »Weiß ich. Aber bis dahin sind es noch ein paar Minuten.« Vorsichtig fasse ich an meinen Hinterkopf, wo mich der Schlag getroffen hat. Wahrscheinlich hätte ich das besser nähen lassen sollen, aber ich hasse diese Art von Prozedur. Wie ich mich kenne, werde ich so lange warten, bis sich die Wunde so richtig infiziert, und dann erst in Betracht ziehen, irgendwas zu unternehmen.
    »Du siehst nicht gerade gut aus«, teilt sie mir mit.
    »Mit Schmeicheleien brauchst du mir gar nicht zu kommen.« Ich lüfte einen Stapel Umschläge. »War die Post schon da?«
    »Das ist die Post von gestern.«
    »O Himmel.« Ich lege den Stapel wieder ab und massiere mir die Schläfen, wobei mir ihr abschätziger Blick nicht entgeht. »Aspirin, Betty. Dein Boss braucht dringend Aspirin.« Als ich bemerke, dass mein Bitten keinerlei Reaktion bei ihr auslöst, schaue ich zu ihr auf. Die Arme vor der Brust verschränkt, klopft sie ungeduldig mit einem Fuß auf den Teppich.
    »Was ist denn?«
    »Das Geschenk«, sagt sie. »Und die Karte.«
    »Okay, in Ordnung.«
    »Du weiß nicht mehr, was es ist, richtig?«
    »Natürlich weiß ich das«, sage ich und lasse mich in meinen Sessel zurückfallen. »Es war ein Basketball, von den 84er Celtics signiert, nachdem sie über die Lakers triumphiert hatten. Bird, Parrish, McHale, Johnson, Maxwell, Ainge, Henderson …«
    Betty runzelt die Stirn. »Es war eine Flasche Pinot Noir von Willamette Valley.«
    »Darauf hätte ich als Nächstes getippt.«
    Sie zieht die Augenbrauen hoch. »Und wo ist der Pinot?«
    »Lightner und ich haben ihn vorgestern Abend geleert.«
    Sie schüttelt den Kopf und winkt ab. Sie ist fast schon aus der Tür, da hält sie inne, überlegt einen Augenblick, dreht sich auf dem Absatz um und starrt mich an. »Ich möchte dich was fragen. Und ich verlange eine ehrliche Antwort.«
    »Danke für die aufmunternden Worte.« Ich durchwühle meine Schreibtischschubladen nach einem Schmerzmittel. Wieder entsteht eine bedeutungsschwangere Pause, die meine ungeteilte Aufmerksamkeit einfordert. »Die Frage, Betty, die Frage. Ich platze vor Spannung.«
    »Du solltest nach Hause und dich ausschlafen.«
    »Das ist keine Frage. Das ist eine persönliche Meinungsbekundung.« Endlich. Ein Fläschchen Exedrin. Ich schüttle vier Tabletten auf die Hand und würge sie trocken hinunter, bevor mir einfällt, dass in meinem privaten Kühlschrank, kaum eine Armlänge entfernt, eine Flasche mit Wasser steht.
    Betty fragt mich: »Vor wie vielen Tagen habt ihr euch getrennt, Shelly und du?«
    Ich zucke mit den Achseln. »Vor ein paar Monaten, keine Ahnung.«
    Sie runzelt ungläubig die Stirn.
    »Dreiundsechzig Tage«, gebe ich zu.
    »Und warst du auch nur an einem einzigen dieser Tage nicht betrunken?«
    »Du hast die eine dir zugestandene Frage bereits aufgebraucht.« Ich stürze die halbe Wasserflasche in einem Zug hinunter und presse dann das kalte feuchte Plastik an meine Wange. »Du bist nicht meine Mutter, Bettina, du bist meine Assistentin. Also walte bitte deines Amtes und

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