In Gottes Namen
frage ich.
Sie schüttelt den Kopf, entkleidet sich weiter, ihre Bluse öffnet sich, gibt den Blick auf die bleiche, sommersprossige Haut und den lavendelfarbenen BH frei. Sie weiß es auch nicht.
Vielleicht ist es das, was ich sehen wollte, nur diesen winzigen Riss in ihrem Panzer. Ich bewege mich auf sie zu, während sie zurückweicht und ihre Pumps wegkickt. Ihre Hose gleitet zu Boden. Sie überlässt mir den Rest. Ich öffne ihren BH, und mein Mund berührt ihren Hals, als ich sie aufs Bett lege. Ihre Haut schmeckt salzig und duftet nach Früchten. Ich lasse meine Zunge über ihre Rippen wandern und schiebe sie in ihren Nabel. Ich ignoriere die Qualen in meinem Herzen, das Wissen darum, dass mein Verlangen heftiger ist als ihres.
Wir sind beide zurückhaltend, tasten uns langsam an die Grenzen der Intimität heran. Es ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle, bis sie mich schließlich in sich spürt und ein leises Stöhnen von sich gibt. Ich suche ihren Blick, aber sie wendet sich ab. Ihr Körper gibt sich mir unterdessen hin, sie überlässt mir die Führung. Ich fahre mit dem Finger über ihr Gesicht. Sie schließt die Augen, ich kann ihren Ausdruck nicht deuten. Als ich sie auf den Mund küsse, schmecke ich ihren Lippenstift, aber ihre Lippen bleiben geschlossen.
Ich weiß, es ist nicht richtig, ich offeriere etwas, und sie nimmt es nicht an – trotzdem mache ich weiter. Ich packe sie fest bei den Haaren und steigere das Tempo, wie sie schließe ich endlich die Augen und flüchte mich in etwas weit Entferntes, etwas Wütendes, und halte am Ende den Atem an.
Ich ziehe mich augenblicklich zurück, schlüpfe in meine Hose und trete an Shelly vorbei zum Fenster, das hinaus auf die Straße zeigt. Die Gehsteige sind voller Menschen, die ihre Mittagspause und das Wetter genießen.
»Das war schön«, sagt sie. »Ich …«
Ich knöpfe mein Hemd zu und starre mein unscharfes Spiegelbild in der Fensterscheibe an. Ich spüre, wie sie sich von hinten nähert, ihre Hand auf meiner Schulter, ihr Kinn, das sich sanft zwischen meine Schulterblätter gräbt.
Sie führt den Satz nicht zu Ende, und ich helfe ihr auch nicht dabei. Dieser unvollständige Satz bringt unsere Beziehung auf den Punkt.
»Es war nicht schön«, sage ich. »Es hat sich angefühlt wie eine Gefälligkeit.«
Ihre Finger streichen über meinen Rücken. »Ich möchte, dass es zwischen uns funktioniert.«
Ich schließe die Augen, lehne die Stirn ans Glas. Mein Herz hämmert gegen die Rippen, und meine Knie drohen nachzugeben. »Aber?«, sage ich.
»Aber wir müssen es langsam angehen.«
»Ich habe immer gesagt, langsam ist okay.«
»Nein, Paul.« Sie lacht leise. »Du bist aus deinem Apartment in ein stattliches Einfamilienhaus gezogen. Und dieser Spaziergang, der ganz zufällig vor einem Juwelierladen endete? Erinnerst du dich?«
Auch ich muss lachen, und plötzlich fallen zwei Monate quälender Spannung von mir ab. Sie schmiegt sich in meine Arme, als wäre sie nie fort gewesen. Ich nehme den vertrauten Geruch ihres Haares wahr, die Form ihres Kopfes, und fühle mich ihr erneut ausgeliefert – wund, verletzlich, fasziniert und überwältigt.
Paul Riley und Shelly Trotter verabschieden sich vor dem Dunstworth Hotel, lösen einfach ihre ineinander verflochtenen Hände, ohne Kuss.
Shelly Trotter steigt in ein Taxi, Riley blickt ihr nach, mit leuchtenden Augen. Ja, sie sind gut sichtbar, Rileys Gefühle für diese Frau.
Fein. Das könnte hilfreich sein.
Leo zieht die Baseballkappe tief ins Gesicht und läuft los. Es wird Zeit, sich auf den Abend vorzubereiten.
21. Kapitel
Rechtzeitig um halb sieben treffe ich vor dem Gala ein, einem Lokal, das vor einem Monat neu eröffnet hat. Vor dem Eingang bildet sich bereits eine Schlange, aber ich marschiere direkt auf den Türsteher zu, der aussieht, als habe man zwei Männer in die Haut eines einzigen gestopft, und nenne ihm meinen Namen. Und zur größten Verblüffung von zwanzig schick gekleideten, auf dem Gehsteig wartenden Menschen erhalte ich augenblicklich Zutritt.
Einfach weil ich die zwei magischen Worte kenne: »Harland Bentley«.
Ich trage Anzug und Krawatte, bin also für diesen Laden viel zu förmlich gekleidet. Im Erdgeschoss liegt das vollbesetzte Restaurant. Man serviert hier »Asian Fusion Cuisine«, was immer das sein mag. Das Personal trägt schwarze T-Shirts und Jeans. Aus den Lautsprechern dröhnt eine Mischung aus Pop und Disco – eine Pop-Disco-Fusion? -, obwohl diese
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