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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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Vordereingang.
    Mich täuscht ihr nicht.
    Leo marschiert direkt auf sie zu, aber sie trennen sich, sie berührt den Schwarzen am Arm und sagt Auf Wiedersehen – jedenfalls sieht es nach außen hin so aus – und der Mann verschwindet aus Leos Blickfeld.
    Sie trennen sich, um ihn in die Zange zu nehmen. Zu wie vielen sind sie?
    »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«
    Leo zuckt zusammen. Ein weiterer Mann mit langer orangefarbener Schürze. Er schüttelt den Kopf und hält den Blick weiter auf die Frau gerichtet.
    Eins nach dem anderen, er hat keine Wahl, er muss es rasch erledigen, jetzt gleich; mit gesenktem Kopf geht er rüber zu Gang elf, ganz langsam, sein Kopf pendelt in alle Richtungen, aber er sorgt dafür, dass es ganz natürlich aussieht, ihr habt mich aufgespürt, aber ihr wisst nicht, dass ich euch auch entdeckt habe, hier drin werden sie nichts unternehmen, sie wollen mich einfach nur beobachten, sie sollen berichten, was ich hier wollte.
    In Gang elf trifft er den alten Kerl wieder, zwischen langen Regalen und Kartons mit Kettensägen.
    »Setzen Sie die Säge zu Hause ein oder beruflich?«, fragt der Mann. »Was wollen Sie damit sägen?«
    Er braucht eine Trim-Meter-Kettensäge. Er sieht keine. »Trim-Meter?« Der Mann schüttelt den Kopf. »Trim-Meter stellt schon lange keine Kettensägen mehr her.«
    Leo wippt auf den Ballen und beißt sich auf die Lippen. Der Mann tätschelt Leo den Arm. »Ich kenne das. Man gewöhnt sich an ein Modell. Das ist die Säge, mit der Sie immer gearbeitet haben, richtig?«
    Leo mustert ihn, versucht seine Körperkräfte abzuschätzen.
    »Ich persönlich hatte immer eine Husky. Die kann ich Ihnen wärmstens empfehlen. Ein leichtes Modell, wie die 137er hier, das Ihnen gute Dienste leisten wird.« Er zieht die Säge aus dem Regal, eine lange Sicherheitsleine ist an ihrem Griff befestigt.
    Leo starrt den Mann an, die Arme an die Seiten gepresst. Der Mann seufzt. »Okay, also – kennen Sie einen Laden namens Varten’s? Drüben in der Pickamee? Der Typ dort hat eine Menge alter, gebrauchter Sägen im Angebot. Wenn Sie auf einer Trim-Meter bestehen, werden Sie dort vielleicht fündig.«
    Der Mann beschreibt Leo den Weg zu Varten’s, als habe er es mit einem geistig Behinderten zu tun. Als wäre Leo fünf Jahre alt.
    Ich bin cleverer, als ich aussehe.
    Leo läuft quer durch den Laden. Den Schwarzen hat er aus den Augen verloren. Er hat sie beide aus den Augen verloren.
    Moment.
    Die Frau wartet in der Schlange. Okay, eine neue Situation, sie ist nicht mehr nur Beobachterin, sie versucht, den Laden vor ihm zu verlassen, sie will ihm draußen auflauern, oder sie wird die anderen informieren.
    Ihre Blicke begegnen sich, und sie schaut sofort wieder weg; sie steht an einer Express-Kasse, sie ist als Nächste dran, zückt ihre Kreditkarte, nimmt die beiden Tüten mit Glühbirnen, Glühbirnen, na klar doch, Glühbirnen, als wäre er bescheuert.
    Folg ihr nach draußen, pass auf, wo sie hingeht, bleib ihr auf den Fersen, aber komm ihr nicht zu nah, erst, wenn es so weit ist, schau dich auf dem Parkplatz um, eine Menge Autos, aber kaum Leute, schwer zu sagen, wo der Rest ihres Teams steckt, halte nach Heckenschützen Ausschau, die können hinter jedem dieser Wagen hervorspringen; jetzt dreht sich sein Kopf wieder – links-rechts, links-rechts -, schneller Blick über die Schulter, sie könnten überall sein, aber sie ist diejenige, die auf ihn angesetzt wurde.
    Sie ist diejenige, die Bericht erstatten, die ihnen von der Trim-Meter erzählen wird.
    Ein Kassenzettel, vom Wind herangeweht, er hebt ihn auf, ein Ablenkungsmanöver, ja, so wird es funktionieren, zieh unauffällig das Messer, nimm’s in die Rechte, an die Seite gepresst, verkürz den Abstand zwischen dir und der Frau …
    Sie stoppt, dreht sich um, neben einem Geländewagen, niemand in ihrer Nähe, scheint zumindest so, andere Wagen links und rechts neben ihr, ganz schön schlau, gute Deckung, kaum noch zu sehen, kaum zu …
    Jetzt hat er sie kaum noch im Blick, wegen der Lieferwagen auf beiden Seiten.
    Er holt tief Luft und wird ganz ruhig.
    Er tritt nach links, um sie im richtigen Winkel zu erwischen, beschleunigt seine Schritte. Sie hat die hintere Wagentür geöffnet, wirft die Tüten mit den Glühbirnen auf den Rücksitz.
    Noch zehn Schritte. Fünf. Leo hat den Kassenzettel in der Hand. Zeigt ihn ihr.
    »Oh.« So, als wäre ihr sein Gesicht völlig fremd. Sie ist gut trainiert. Sie streckt die Hand aus und nimmt den Zettel.

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