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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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– der muskulöse Typ im Unterhemd, der einen orangefarbenen Einkaufswagen mit Holzlatten vor sich herschiebt, nein, nein, der war schon vorher da, überprüf den Eingang -
    Eine Frau kommt rein, hübsch, dunkelblondes Haar, dünn, rosa Seidenhemd, enge schwarze Hose, hohe Absätze, professionell, aber stilvoll gekleidet, sie blickt in seine Richtung – nicht direkt zu ihm, aber er weiß Bescheid, sie beobachtet ihn, er ist ja nicht blöd, aber er kann nicht weg, kann nicht davonrennen, noch nicht.
    Sie wendet sich ab, geht zu den Regalen mit den Glühbirnen und den Verlängerungskabeln, bleibt stehen.
    Ich sehe dich.
    Der Baumarkt ist riesig. Die meisten Gänge verlaufen in Nord-Süd-Richtung, und Leo befindet sich in einem von ihnen, während die Frau in einen der kürzeren Ost-West-Gänge getreten ist.
    Von dort hat sie den perfekten Blick auf die Kassen und den Ausgang. Das ist ihr Plan. Warten, bis Leo geht, und ihm dann folgen.
    »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«
    Leo blickt auf. Ein alter Sack, vielleicht fünfzig, übergewichtig, kurzsichtig, wabbliges Fett am Oberkörper, wo sich mal Muskeln befunden haben, lange orangefarbene Schürze.
    Er murmelt das Wort: Kettensäge.
    »Kein Problem. Einfach hier runter. Gang elf.«
    Leo bindet sich die Schuhe fertig und späht durch den Laden. Wer noch? Nur eine?
    Pause. Leo wendet sich wieder an den Mann.
    »Für was genau brauchen Sie die Säge?«, will der wissen.
    Leo erhebt sich und zieht sich die Baseballkappe tief ins Gesicht. Die Frau steht immer noch im Gang. Sie wirft einen schnellen Blick nach links, in Leos Richtung.
    »Zum Sägen«, erwidert er.
    Der Mann glotzt ihn an. Eine Menge Leute glotzen ihn so an. Als hätten sie Mitleid mit ihm. Als hielten sie ihn nicht für sonderlich helle im Kopf. »Wenn Sie wollen, kommen Sie gleich in die Abteilung mit den Sägen, dort kann ich Ihnen weiterhelfen, einverstanden?«
    Leo nickt. Der Mann macht sich von diesem Gang – Nummer vier – auf den Weg zu Gang elf.
    Weiße Frau, pinkfarbene Bluse, schwarze Röhrenhose, bewacht den Ausgang. Sie erinnert ihn an Cassies Cousine Gwendolyn.
     
    Gwendolyn. Gwendolyn Lake. Er hatte schon von ihr gehört, ja. Es war ihr Haus, aber er hatte sie noch nie getroffen. Sie war nie da gewesen, bis heute. Sie ist nett, sagte Cassie, aber sie wirkt am Anfang immer etwas unnahbar. Nimm es nicht persönlich, wenn sie ein bisschen ruppig zu dir ist. Okay?
    Okay, sagte er. Die Art, wie Cassie mit ihm sprach, die Güte in ihren Augen, die Wärme ihrer Hand auf seinen Schultern – das alles ließ ihn seine Ängste vor ihrer Cousine Gwendolyn augenblicklich vergessen. Er hatte schon Schlimmeres erlebt.
    Cassie und Mrs. Bentley waren da. Sie wirkten nicht allzu glücklich über Gwendolyns Besuch. Mrs. Bentley rauchte in einem fort und tigerte vor dem Haus auf und ab. Wie lange wird sie bleiben?, fragte Mrs. Bentley. Wie lange?
    Mutter, zum letzten Mal, ich weiß es nicht. Es wird schon alles gut laufen.
    Nach ein paar Minuten fuhr die Limousine vor. Die Frau, für die der Fahrer die Tür öffnete, schien auch nicht sehr glücklich. Sie war gekleidet wie für eine Party. Enge Hose und eine leuchtend rote Bluse. Eine Zigarette im Mundwinkel und einen Drink in der Hand. Cassie rannte zum Wagen und umarmte sie. Mrs. Bentley wartete beim Eingang und umarmte sie ebenfalls, aber weniger herzlich.
    Dann fiel Gwendolyns Blick auf Leo.
    Das ist also der Immigrant.
    Das ist Leo, sagte Cassie. Sei bitte nett zu ihm, Gwen.
    Oh, richtig. Gwendolyn ließ den Zeigefinger neben ihrem Kopf kreisen. Na, Leo, wie geht’s denn so?
    Er streckte ihr die Hand hin, aber sie ergriff sie nicht. Beugte sich stattdessen zu ihm vor.
    Du und Cassie, ich weiß schon, warum ihr beide so gut miteinander könnt, sagte sie.
    Leo antwortete nicht. Er lief zum Kofferraum ihrer Limousine und trug ihre Taschen ins Haus. Dann kehrte er an die Arbeit zurück und beschnitt weiter die Hecken.
    Die Frau mit dem pinkfarbenen Top und der schwarzen Hose wendet sich Leo zu, aber sie ist immer noch ein paar Gänge entfernt, dann blickt sie auf und tut ganz überrascht, als sie einen Mann entdeckt, einen Schwarzen, den sie begrüßt und kurz umarmt.
    Der Schwarze plaudert jetzt mit ihr, und sie machen das wirklich gut, als wären sie tatsächlich überrascht, sich hier zu treffen, aber was immer sie miteinander reden, Leo weiß, was sie in Wirklichkeit sagen: Wir haben ihn. Wenn er abzuhauen versucht, nimmst du den Hinterausgang und ich den

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