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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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versetzt werden.«
    »Ins Sherwood Executive Center?«, mutmaße ich.
    »Man sollte Ihnen einen Preis verleihen.« Ein Witz, ohne die Spur eines Lächelns.
    »Was ist daran so wichtig?«
    McDermott verzieht das Gesicht, antwortet aber nicht. Er will die Antwort von mir hören.
    »Na, ich weiß es jedenfalls nicht«, sage ich.
    »Cassie Bentleys Ärzte hatten im Sherwood Executive Center ihre Praxen«, erklärt er mir. »Sherwood Hights liegt ganz in der Nähe ihres Wohnorts in Highland Woods.«
    »Und?« Keine Ahnung, was ich daraus schlussfolgern soll.
    »Halten Sie das für einen Zufall?«, fragt er mich.
    Ich antworte nicht. Weil ich einfach nicht weiß, was.
    »Fred Ciancio gab auch einen Grund für seinen Versetzungswunsch an«, fährt er fort. »Er sagte, seine Mutter unterzöge sich in dem Gebäude einer Chemotherapie und er wolle in ihrer Nähe sein. Er bat um einen dreiwöchigen Einsatz in dem Gebäude, für die Dauer ihrer Behandlung.«
    Schweigend denke ich darüber nach. Fred Ciancio ließ sich von Bristol Security weg versetzen – in ein Gebäude, in dem Cassies Ärzte praktizierten. Normalerweise glaube ich nicht an Zufall als Erklärung, aber das Leben geht verschlungene Wege, und was soll’s, diese Übereinstimmung ist nicht gerade sensationell.
    »Das Merkwürdige dabei ist nur«, fährt McDermott fort, »Ciancios Mutter war zu diesem Zeitpunkt bereits zehn Jahre tot. Daher verstehe ich nicht ganz, wie eine Chemo ihr noch hätte helfen sollen.«
    Das kommt einer Sensation schon näher. Ich kriege ein flaues Gefühl im Magen.
    »Ciancio hat unter einem Vorwand im gleichen Gebäude gearbeitet wie Cassies Ärzte, etwa um die Zeit, als die Morde geschahen.« Stoletti schaltet sich ein. Offenbar nehmen sie mich in die Zange. Eigentlich wäre sie prädestiniert für die Rolle des bösen Bullen, doch keiner der beiden verhält sich mir gegenüber allzu freundlich. »Und dann meldet sich Ciancio bei Carolyn Pendry und will mit ihr über den Burgos-Fall reden. Kurz darauf kriegt er kalte Füße.«
    Warum könnte ein Wachmann unter einem Vorwand in einem bestimmten Gebäude arbeiten wollen? Ich kann mir nur einen Grund denken.
    »Er hat jemand geholfen, dort einzubrechen«, vermute ich. »Man hat ihn geschmiert, um in eines der Büros zu gelangen.«
    McDermott hebt die Augenbrauen. Offensichtlich ist er auch schon auf diese Idee gekommen.
    »Und Sie glauben, es besteht ein Zusammenhang mit Cassies Schwangerschaft«, füge ich hinzu. »Oder mit ihrer Abtreibung.«
    »Was glauben Sie?«, fragt mich Stoletti.
    Ich zucke mit den Achseln. Für den Moment sind mir die Antworten ausgegangen. Aber das Ganze klingt plausibel.
    »Haben Sie damals je davon gehört, dass Cassie schwanger war oder abgetrieben hat?«
    Sie kennt die Antwort. Ich habe sie ihr bereits nach dem Besuch bei Professor Albany gegeben.
    »Sie müssen nicht antworten, wenn Sie nicht wollen.« Jetzt will sie mich provozieren. Sie genießt die Situation.
    »Sollte ich einen Anwalt hinzuziehen?«, frage ich.
    Stoletti sieht ihren Partner an. »Er will nicht antworten, Detective. Das ist sein gutes Recht.«
    »Ich habe weder mitgekriegt, dass Cassie schwanger war, noch dass sie eine Abtreibung hatte«, sage ich und mache keinen Hehl aus meinem Ärger. »Wollen Sie mir nicht endlich sage, was zum Teufel hier eigentlich gespielt wird?«
    McDermott ergreift das Wort. »Normalerweise werden bei einem Fall die genauen Lebensumstände eines Opfers recherchiert. Wie kann es also sein, dass Sie nichts von Cassies Schwangerschaft kurz vor ihrem Tod wissen?«
    Ein kaltes Grinsen macht sich auf meinem Gesicht breit. »Erstens wissen wir überhaupt nicht, ob sie schwanger war oder abgetrieben hat. Wir vermuten es nur. Wahrscheinlich hat man Ihnen auf der Polizeischule doch den Unterschied zwischen Vermutungen und Fakten beigebracht. Und zweitens – wir haben damals Cassies Hintergrund nicht ausgiebig recherchiert, weil …«
    Ich stocke. An den Mienen der beiden Cops kann ich ablesen, dass sie genau darauf hinauswollen.
    »Weil Sie in Cassies Fall keine Anklage erhoben haben«, führt Stoletti aus. »Auf das Drängen von Harland Bentley hin, stimmt’s?« Sie schiebt mir das Foto zu, auf dem Harland mit den Reportern abgelichtet ist und der unheimliche Typ mit der Narbe im Hintergrund. »Derselbe Harland Bentley, dessen Foto wir in einer Schuhschachtel in Fred Ciancios Schrank gefunden haben?«
    »Derselbe Harland Bentley«, fällt McDermott ein, »der Sie kaum

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