In grellem Licht
mit ihrem Mann und
Maggie ganz links. Irgendwo hinten, in anonymer Sicherheit,
mußten sich Cameron und Rob befinden.
Ich hatte mit allem Nachdruck darauf bestanden, daß Shana
und auch die anderen beiden Personengruppen getrennt kamen,
saßen und gingen.
Außerdem befand sich da unten die aufgeregt tuschelnde
wissenschaftliche Fachpresse. Die übrigen Presseleute
würden weniger gespannt aussehen; sie waren an pompöse
Ankündigungen >hochrangiger wissenschaftlicher Gipfeltreffen
gewöhnt. Und soweit es sie anging, war das eben wieder einmal
eines davon. Ein paar Reporter jedoch, die besonders auf Draht waren,
würden den Gesichtsausdruck eines wachsamen Tigers haben, der
verletzte Beute witterte. Das waren diejenigen, die deshalb in den
hinteren Reihen saßen, weil sie für den Fall, daß
diese Pressekonferenz das betraf, was sie ahnten, in der Lage sein
wollten, hinauszustürzen und mit der Robokam in der Hand die
Direktoren der Herstellerfirmen zu interviewen. Jede Story machte
sich besser mit einem Blick dorthin, wo Blut floß.
»… hier auf dieser Bühne in einer einzigartigen
Versammlung der wahrscheinlich überragendsten
Wissenschaftspersönlichkeiten aller Zeiten eingefunden, um die
Öffentlichkeit über neueste Erkenntnisse von enormer
Tragweite zu informieren«, sagte Vanderbilt Grant vom Podium aus
mit seiner klangvollen, einschmeichelnden Stimme und seinen
klangvollen einschmeichelnden Übertreibungen. Oder waren es
vielleicht doch keine?
Ich saß an einem Ende der Reihe, fast in den Kulissen. Neben
mir hatte Eric Kinder vom Biologischen Institut Whitehead Platz
genommen, ein bewährter Freund. Eric hatte eine
spektakuläre Forschungsarbeit über die hormonell bedingten
Gehirnunterschiede bei eineiigen Zwillingen geliefert –
Unterschiede, die nur auf vorgeburtliche, zumeist negative
Einflüsse zurückzuführen sein konnten. Wir standen in
laufendem schriftlichem Kontakt, und er stand seit Jahren auf meiner
Seite. Ich konnte erkennen, wie die Fleischfalten über seinem
Kragen arbeiteten, als er den Blick über die lange Reihe seiner
Kollegen wandern ließ.
Margaret Futina vom Zentrum für neurologische Forschungen
beim Staatlichen Gesundheitsamt, die über unwiderlegbare Beweise
verfügte, daß synthetische Chemikalien die kostbaren
männlichen Sertoli-Zellen zerstörten, die der
Ernährung der reifenden Samenzellen dienen. Doch es war nie zu
einer Veröffentlichung dieser Beweise gekommen, weil sie >den
wissenschaftlichen Prüfstandards nicht entsprachen<.
Heinrich Feltz vom Berlin-Institut, von dem die umfassendste
Studie über die chemische Kontamination von Muttermilch stammte,
die je durchgeführt worden war; er hatte 256 verschiedene
synthetische Chemikalien darin entdeckt und in der Folge die erste
Arbeit über ihre Wechselwirkungen im Säuglingskörper
verfaßt.
Wong Yue, Akademie der Wissenschaften der Volksrepublik China, der
neue Methoden zur genauen Messung chemischer Konzentrationen im
Picogrammbereich perfektioniert hatte.
Marian Pearson, Universität von Kalifornien in Irvine, die
Murphy-Scans dazu benutzt hatte, punktgroße
Funktionsstörungen im Gehirn zu identifizieren und ihre
Wechselwirkung mit bestimmten chemischen Ablagerungen in der
Schilddrüse nachzuweisen.
Albert Goldmann, Universität von Guelph in Kanada, der den
Beweis sinkender Spermienzahlen bei Säugetieren infolge
endokriner Disruption erbracht hatte.
Shoshona Ellinwood von der Tufts-Universität, deren Arbeit
mit Vorschulkindern ein alarmierendes landesweites Ansteigen von
Aggressionen und einen Rückgang der Konzentrationsfähigkeit
festgestellt und dies mit den Dosiskurven für synthetische
Pyrethroide in Wechselbeziehung gebracht hatte.
Luigi Accorso von der Medici-Stiftung in Rom mit Untersuchungen,
wie synthetische Chemikalien menschliche Feedback-Mechanismen
unterdrücken, die als Sicherungen gegen eine Überlastung
mit endokrinen Erzeugnissen wirken.
Patrick James Sharpe, Harvard, dessen Forschungsarbeiten –
von denen ein großer Teil gegen ministeriellen Widerstand
fortgesetzt worden war – eine Verbindung herstellten zwischen
bestimmten synthetischen Disruptoren und einer fehlerhaften
Neurotransmitterproduktion im Gehirn.
»Dieser erlauchte Kreis von Fachleuten«, fuhr Vanderbilt
Grant fort, und niemand aus dem zahlreichen Publikum hätte aus
seinem Verhalten schließen können, wie sehr ihn solche
Auftritte anwiderten, »wird die ernsteste medizinische Krise
unserer Zeit in Angriff nehmen: das
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