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In grellem Licht

In grellem Licht

Titel: In grellem Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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und
Publikationen.«
    »Ja.«
    »Staatliche Finanzierung Klasse drei oder höher
für zwei Jahre.«
    »Ja.«
    »Völlige Entscheidungsfreiheit bei der Auswahl der
Gremiumsmitglieder.«
    »Aber wenn ihr… na gut. Ja.«
    »Öffentliche Anerkennung, staatlichen Schutz und
Bestätigung unserer Erkenntnisse seitens des
Präsidenten.«
    »Nick, du weißt, ich kann nicht…«
    »Dann wirst du zumindest für ihre Vorlage beim
Präsidenten sorgen. Du persönlich, als Leiter der
Arzneimittelbehörde. Und beim Kongreß.«
    »Dann bestehe ich auf meinem Recht, zugleich auch anderen
die Vorlage von Erkenntnissen zu gestatten, die mit den euren in
Widerspruch stehen. Schließlich gibt es immer unterschiedliche
Möglichkeiten, Daten zu interpretieren.«
    Er würde also den Herstellerfirmen, den Pharmaunternehmen,
den Landwirtschaftsverbänden und allen anderen, die synthetische
Disruptoren verwendeten – und das war in der Tat jedermann,
darin hatte Van ganz recht – die gleiche Zeit für die
Darlegung ihrer Standpunkte einräumen. Selbst dann, wenn die von
den Unternehmen finanzierten >Erkenntnisse< irreführend
oder Schwindel waren. Aber ich wußte, davon konnte ich ihn
nicht abbringen; denn genau das war die Art und Weise, wie die
Wissenschaft selbst funktionierte: es wurde vorausgesetzt, daß
man sich einen offenen Geist bewahrte und alle Möglichkeiten in
Betracht zog.
    »Einverstanden«, sagte ich.
    »He, Nick«, sagte Shana, »vielleicht sollten Sie
sich hinlegen. Sie sehen beschissen aus.«
    Sie hatte recht, ich war völlig erschöpft. In meinem
Hals pochte es, und das untere Ende meines Rückgrats fühlte
sich so brüchig an wie altes Papier. Ich mußte meine
Kräfte schonen. Nur ich allein wußte, für wie viele
Dinge ich sie noch brauchen würde.
     
    »Und so betrachte ich es als Privileg, dieses Team
hervorragender Wissenschaftler in Washington willkommen zu
heißen«, sagte Van. Aus dem Hintergrund des Saales
löste sich eine Robokam aus der Halterung und schwebte für
eine Luftaufnahme hoch über die Bühne. »Ich spreche im
Namen der gesamten Regierung, wenn ich sage, daß wir sicher
sind, ihre Arbeit wird für uns alle von enormer positiver
Bedeutung sein. Diese Arbeit wird ein nicht endenwollendes
Zusammenwirken vieler unterschiedlicher Fachrichtungen und Theorien
verkörpern. Und wir geloben, daß wir diese Theorien und
Empfehlungen ebenso unvoreingenommen entgegennehmen werden, wie man
sie uns anbieten wird.«
    Da kamen sie schon. Nicht endenwollend. Unvoreingenommen.
Theorien. All die Schlüsselwörter für >nicht
stichhaltig bewiesen<. Damit Van später, wenn die Hersteller
der synthetischen Chemikalien ihre eigenen Theorien zur Freisprechung
ihrer Produkte anboten, auch dafür eintreten konnte – falls
der Wind aus dieser Richtung blies.
    Was er natürlich tun würde.
    Egal. Die Konferenz sollte die Probleme ans Tageslicht bringen und
ein solides wissenschaftliches und moralisches Fundament für die
bevorstehenden politischen Gefechte liefern. Diese Wissenschaftler
würden alles in ihrer Macht Stehende tun, um diejenigen zu
unterstützen, die auf der Seite der objektiven Wahrheit
standen.
    Als nächstes stellte Van alle Mitglieder des Gremiums einzeln
vor, die sich jeweils erhoben, um den Applaus entgegenzunehmen. Die
Wissenschaftler sahen ein wenig verlegen drein; sie waren nicht
gewöhnt an diese Art von Aufmerksamkeit. Außerdem hegten
sie einen naturgegebenen Respekt vor der chronologischen Ordnung der
Dinge: Zuerst vollbrachte man die Leistung, und dann erst kam der
Applaus. Der Umstand, daß es die Presse für
gewöhnlich umgekehrt machte, war ihnen sichtlich unangenehm.
    »Und schließlich«, sagte Van, »möchte
ich Ihnen den Vorsitzenden der Konferenz vorstellen, Doktor Nicholas
Clementi.«
    Jetzt war der Zeitpunkt gekommen.
    »Doktor Clementi kann auf eine lange Liste großartiger
Leistungen verweisen, sowohl als wissenschaftlicher Forscher als auch
in seiner Eigenschaft als Berater bei gesetzgebenden Verfahren.
Gegenwärtig ist Doktor Clementi Mitglied des Beirates für
medizinische Krisen beim Kongreß. Bitte begrüßen sie
mit mir den Leiter des vom Präsidenten ins Leben gerufenen
Expertenteams für Bioakkumulation, Doktor Nicholas
Clementi.«
    Ich stand auf. Van empfing mich am Rednerpult und nahm meine
Hände in die seinen. Ich spürte das Zittern in seiner
Rechten. Er war zutiefst dagegen gewesen, daß ich eine
persönliche Erklärung abgab. »Verfrüht«,
hatte er gemeint. Eric Kinder

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