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In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
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roter Polo vor der Tür. Cara schloss ihr Fahrrad in einer Seitenstraße an einen Laternenmast, damit Helena es nicht sah, wenn sie aus dem Haus kam. Warum versteckte sie ihr Fahrrad, warum versteckte sie sich vor Helena? Warum war sie überhaupt hier?
    »Um dich zu beschützen«, flüsterte Cara.
    Sie verbarg sich im Eingang des Nachbarhauses. In Toms Haus war alles dunkel, nur hinter einem Fenster brannte Licht. Dort redete Helena mit Tom.
    »Das sind Lügen«, sagte Tom. »Nichts als Lügen.«
    »Ich wollte es ja auch nicht glauben«, hörte Cara Helena antworten, so wie vorhin am Telefon.
    Aber im selben Moment ging unten die Haustür auf und Helena rannte auf die Straße. Als sie in den Lichtkegel der Laterne trat, sah Cara, dass ihr Gesicht tränenüberströmt war. Sie blieb stehen, um sich die Nase zu putzen. Cara wischte sich mit dem Handrücken über die Augen, weil sie jetzt ebenfalls weinte. Dann ging Helena weiter, sie kam direkt auf sie zu.
    Cara drängte sich erschrocken nach hinten, tief in den Schatten. Helena bemerkte sie nicht. Sie schloss ihr Auto auf und wollte einsteigen, als Tom aus dem Haus eilte.
    »Warte, Helena«, rief er. »Bitte.«
    Caras Herz klopfte laut, so laut, es war ein Wunder, dass Helena und Tom sie nicht hörten.
    »Was willst du denn noch?«, fragte Helena unwirsch.
    »Ich liebe dich, Helena«, sagte Tom.
    »Ach ja? Und May? Liebst du die auch?«
    Er kam näher, er stand jetzt ganz dicht vor Helena. Und vor Cara, die alles sah und alles hörte.
    »Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich nichts mit May hatte. Sie lügt. Ich hab sie einmal geküsst, den Rest hat sie sich ausgedacht.«
    »Dafür hast du Ronja gebumst. Und wenn May nicht ausgepackt hätte, dann hättest du mir nie was davon erzählt. Wahrscheinlich wissen alle anderen längst Bescheid und ich bin die Einzige, die nichts geahnt hat.«
    »Das stimmt nicht, Helena. Niemand wusste was. Und ich habe mich bisher einfach nicht getraut, dir davon zu erzählen. Ich hatte solche Angst, dass du mich verlässt.«
    »Wenn das rauskommt, Tom«, sagte Helena. »Wenn die anderen erfahren, dass du Ronja missbraucht und in die Magersucht getrieben hast …«
    »Helena! Ich hab sie nicht missbraucht! Wir haben uns geliebt. Am Anfang zumindest. Das Ganze ist Jahre her. Ich war neu an der Schule und unerfahren und bescheuert. Ich mochte sie.«
    »Ich kann es einfach nicht fassen«, sagte Helena. »Ausgerechnet Ronja. Das Unschuldslämmchen. So blass und so hilflos und so naiv. Das macht dich an, auf so was stehst du? Da kannst du dich ja gleich an Cara ranschmeißen, die ist genauso fertig und neurotisch. Und lässt sich bestimmt auch mehr gefallen.«
    »Ich will Cara nicht. Genauso wenig wie Ronja. Bitte, Helena, versteh mich doch. Wenn ich die Sache irgendwie ungeschehen machen könnte, würde ich es sofort tun. Aber das geht nun mal nicht.«
    »Wenn das rauskommt«, murmelte Helena noch einmal. »Das mit May und das mit Ronja. Und wer weiß, was du sonst noch alles vor mir verbirgst.«
    »Mit May war nichts, nichts! Ich schwör’s dir. Sie ist seit Jahren hinter mir her. Aber ich hab sie abblitzen lassen. Und diese Lügengeschichte ist ihre Rache.«
    »Das glaubt dir aber keiner.«
    »Na und? Solange du mir nur glaubst.«
    »Das ist doch vollkommen scheißegal, ob ich dir glaube oder nicht. Wenn sie dich in den Dreck ziehen, dann ziehen sie mich mit. Wie steh ich denn dann da?«
    Tom trat noch einen Schritt näher. »Helena, Liebste«, flüsterte er. »Seit ich dich kenne, gibt es keine andere mehr für mich. Ich liebe, liebe, liebe dich. Bitte, verlass mich nicht.« Er legte seine Hände auf ihre Schultern und ließ sie langsam nach unten gleiten und zog sie dabei an sich. Und dann küsste er sie, wollte sie zumindest küssen, aber Helena wehrte sich und machte sich los.
    Cara kniff die Augen zusammen, weil sie das nicht sehen wollte. Sie hätte sich am liebsten auch die Ohren zugehalten, weil sie nichts mehr hören wollte. Aber wenn sie eine Bewegung gemacht hätte, hätten Helena und Tom sie bemerkt.
    »Okay«, hörte sie Helena flüstern. »Also gut.«
    »Also gut, was?«, flüsterte Tom.
    »Ich geb dir noch eine Chance. Aber wenn so was noch mal passiert oder irgendwas anderes in der Art, dann ist es aus und vorbei. Verstehst du? Ich werde nicht rumheulen und ich werd auch nicht jammern oder leiden oder hungern. Ich bin sofort weg. Ich lass mich von niemandem verarschen.«
    Tom griff noch einmal nach ihr und diesmal ließ sie

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