Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
Vom Netzwerk:
übel wie letzte Woche?«
    »Jetzt fängst du auch noch damit an. Mama hat mich schon gefragt, ob ich schwanger bin. Keine Sorge. Das hätte mir jetzt gerade noch gefehlt.« Helena verdrehte die Augen.
    Kein Baby. Cara spürte eine große Erleichterung und ein bisschen Enttäuschung.
    »Gut«, sagte sie. »Wir haben uns schon Sorgen gemacht.«
    Helena lachte. »Hat mich total gefreut, dass Mama und Papa letzte Woche zusammen hier waren«, sagte sie dann. »Sie wirkten so … entspannt miteinander.«
    Cara erschrak. »Entspannt? Wie meinst du das?«
    »Na, entspannt eben. Sie haben sich nicht gestritten und Mama hat auch nicht rumgejammert. Das find ich gut.«
    Was wollte Helena damit sagen? Dass sie sich vorstellen konnte, dass ihre Eltern wieder zusammenkamen? Allein der Gedanke schnürte Cara die Luft ab.
    »Hey, cool bleiben, Schwesterchen«, sagte Helena. »Keine Panik. Papa ist glücklich verheiratet und hat die beiden Schreihälse, er wird Evelyn bestimmt nicht verlassen und zu Mama zurückkommen. Auch wenn sie noch so glücklich darüber wäre. Nee, alles bleibt, wie es ist. Ich freu mich einfach darüber, dass sie gut miteinander auskommen.«
    Cara zuckte mit den Schultern und starrte auf den Tisch, auf die weiß beschichtete Platte, in die jemand mit einem Kugelschreiber ein Loch gestochen hatte. Sie fragte sich, ob das einer der Besucher hineingebohrt hatte, während seiner maximalen Besuchsdauer von dreißig Minuten. Ob der Aufseher danebengesessen und zugesehen hatte. Unwillkürlich warf sie einen Blick zu der Wärterin an der Wand. Sie starrte mit leerem Blick zurück.
    »Wie ist denn deine Unterkunft?«, fragte sie Helena. »Ich meine, die Zelle.«
    »Okay«, sagte Helena. »Der Übergangsraum war schrecklich schmutzig, aber die Zelle ist in Ordnung. Bis gestern waren wir zu zweit, jetzt bin ich sogar allein. Das ist ein Superglück. Normalerweise sind die Leute zu dritt oder zu viert in der Zelle.«
    Cara schauderte. Helena mit Kriminellen auf ein paar Quadratmetern. Die Vorstellung war unerträglich.
    »Du bist so stark. Ich weiß echt nicht, wie du das schaffst.«
    »Was bleibt mir denn anderes übrig?«, sagte Helena. »Wird irgendetwas besser, wenn ich hier heule und rumjammere? Ich muss eben abwarten.«
    Abwarten. Jetzt auch noch Helena.
    »Erzähl mal was von den Mädels. Wie geht’s denen da draußen?«
    »Ich hab am Samstag mit Isy geskyped«, sagte Cara. »Ich soll dich schön grüßen. Alles Liebe. Und viel Glück und so.«
    Und ich hab Ronja und Julia und Viola und Jacky und May getroffen, dachte sie. Und Nathalie Ehlers und Sven Seidelmann und seine Frau. Aber das willst du lieber nicht wissen, jedenfalls nicht jetzt.
    Helena runzelte die Stirn, als müsste sie zuerst darüber nachdenken, wer das war. Isy.
    »Geht es ihr denn besser?«
    »Nicht wirklich«, sagte Cara und fand es unglaublich, dass Helena das fragte. Ihre Lage war doch wirklich verzweifelt genug und dennoch machte sie sich Sorgen um ihre Freundin.
    Die haben dich überhaupt nicht verdient, dachte sie.
    »Wie kommst du denn so mit dem Anwalt zurecht?«, fragte sie Helena dann. »Glaubst du, er ist gut?«
    »Ich denke schon. Papa hat mir erzählt, was er verdient. Ein Schweinegeld.« Helena zog eine Grimasse. »Vielleicht sollte ich das Lehramtsstudium abbrechen und lieber Jura studieren.«
    »Darüber hat Papa gesprochen?«, fragte Cara ungläubig. »Wie viel dieser Typ kostet? Das ist ja wieder mal typisch.«
    Helena seufzte. »Ist schon gut, Cara. Es war ja kein Vorwurf oder so. Ich hab ihn nur gefragt, woher er Pechan kennt, und er meinte, dass er ihm empfohlen wurde, weil er angeblich der erfolgreichste Strafverteidiger weit und breit ist. Da wollte ich wissen, was so einer kriegt.«
    »Hoffen wir mal, dass er sein Geld wert ist«, sagte Cara und fragte sich unwillkürlich, ob ihr Vater auch so einen teuren Anwalt engagiert hätte, wenn sie es wäre, die hinter Gittern säße.
    »Kannst du dich immer noch nicht an die Tatnacht erinnern?«, fragte sie. »Wo du gewesen bist, was du gemacht hast?«
    »Kein Austausch über laufende Ermittlungen«, sagte die Aufseherin, ohne Cara oder Helena dabei anzusehen. »Sie haben noch zehn Minuten.«
    »Sven Seidelmann lässt dich übrigens schön grüßen«, sagte Cara, obwohl es nicht stimmte.
    »Sven? Echt?«
    »Ich wusste gar nicht, dass er so gut mit Tom befreundet war.«
    »Doch. Sie kennen sich seit dem Studium.«
    »Aber seine Frau war nicht so gut auf Tom zu

Weitere Kostenlose Bücher