Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
Vom Netzwerk:
Blättern. Sie merkte, wie der Druck nachließ, wie sich die Spannung löste, wie die Luft wieder in ihre Lungen strömte.
    Er tippte drei Nummern in sein Telefon, 1 1 2.
    »Ist okay, Vitali«, sagte Cara. »Ich brauch keinen Arzt.«
    »Was?«, fragte Vitali. Und dann. »Hallo? Einen Moment, bitte.«
    »Mir geht’s wieder besser.«
    »Echt? Wirklich, Cara?«
    Sie nickte. »Weiß auch nicht, was das war. Aber ich bin okay.«
    »Falscher Alarm«, sagte Vitali in sein Telefon. »Entschuldigen Sie die Störung, bitte.«
    Er legte den Arm um ihre Schulter und führte sie zu ihrem Auto.
    »Mit mir ist wirklich alles in Ordnung«, sagte Cara und wand sich aus seiner Umarmung. »Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe.«
    »Ich dachte, du hast einen Herzinfarkt.«
    »So hat es sich auch angefühlt. Aber jetzt ist alles wieder bestens. War wohl der Stress. Ich schlaf überhaupt nicht mehr in letzter Zeit. Ich fühl mich wie ein Zombie.«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht sollten wir doch ins Krankenhaus …«
    »Was sollen die denn machen? Ich bin okay.«
     Sie schloss ihr Auto auf und warf ihre Tasche auf den Beifahrersitz. »Was machst du überhaupt hier?«
    Vitali zuckte mit den Schultern. »Mir war nach einem Bier und ich dachte, dir geht’s vielleicht genauso.«
    »Hast du eins mitgebracht?«
    »Nee. Aber wie wär’s mit einem Besuch im Schwarzen Pferd? Vielleicht ist ja die nette Kellnerin von letzter Woche wieder da.«
    Cara zögerte. Zu Hause wartete niemand auf sie. Außer ihrer Mutter natürlich, aber die saß abends immer vor dem Fernseher. Und guckte Liebesfilme über Paare, die das böse Leben und ein grausames Schicksal auseinandergerissen hatten, die jedoch am Ende allen Widrigkeiten zum Trotz immer wieder zueinanderfanden.
    »Aber wirklich nur ein Bier.«
    »Super.«
    Sie setzte sich hinters Steuer. »Worauf wartest du? Willst du nicht einsteigen?«
    »Ich bin mit dem Fahrrad hier«, sagte Vitali. »Wir treffen uns im Schwarzen Pferd.«

 
    hinter meinem zellenfenster
     
    ich habe dir
    den mond
    in den himmel geritzt
     
    siehst du ihn leuchten?
     
    vergiss mich nicht

18
    »Wie geht es deiner Schwester?«, fragte Vitali, als sie im Biergarten saßen. Im Gegensatz zum letzten Mal war der heutige Abend sonnig und warm und sämtliche Tische waren besetzt.
    »Eigentlich erstaunlich gut«, meinte Cara. »Helena ist so tapfer. Und so stark. Genau das Gegenteil von mir.«
    »Du bist auch stark.«
    »Na klar doch. Sobald irgendwas aus dem Ruder läuft, fang ich an zu rotieren und krieg Panikattacken.«
    »Und was machen die Ermittlungen? Gibt’s irgendwas Neues?«
    »Nichts. Ich bin keinen Schritt weitergekommen. Helenas Freundinnen haben alle ein Alibi. Und sind überzeugt, dass es Helena war.« Außer Isy, die als Einzige von Helenas Unschuld überzeugt war. Aber Isy war weit weg.
    Sie musste plötzlich wieder an Sven Seidelmann denken, den Eitermann, der Helena sehnsüchtig angestarrt hatte, obwohl es ihm klar sein musste, dass er keine Chance bei ihr hatte. Dass sie sich niemals auf einen verpickelten Loser wie ihn einlassen würde.
    Vielleicht war es ihm ja doch nicht klar, überlegte Cara dann. Vielleicht hat er Tom umgebracht, aus Eifersucht, aus Hass, aus Liebe zu Helena.
    »Wollt ihr bestellen?« Die Kellnerin stand mit gezücktem Bleistift und Notizblock in der Hand an ihrem Tisch.
    »Zwei Bier«, sagte Vitali. »Und was zu essen. Haben Sie Gulaschsuppe?«
    »Müsste ich nachfragen.«
    »Tun Sie das«, sagte Vitali.
    »Einmal oder zweimal?«
    »Einmal nachfragen genügt«, sagte Cara. »Aber die Suppe bitte zweimal.«
    Die Frau bedachte sie mit einem verständnislosen Blick, bevor sie zum nächsten Tisch weiterdampfte.
    »Geht doch nichts über Freude an der Arbeit«, sagte Vitali.
    In weiser Voraussicht hatte Cara zuerst das Auto nach Hause gebracht und war zu Fuß in den Biergarten gegangen. Als sie zahlten, hatte sie drei Bier und einen kleinen Wodka getrunken. Es war kurz nach zehn und die Sonne begann gerade unterzugehen. »Warst du schon mal am Meer?«, fragte Vitali, während er den roten Feuerball betrachtete, der sich wie eine große Raubkatze auf einem Hausdach zusammenrollte.
    »Natürlich«, sagte Cara. »Früher sind wir jeden Sommer nach Mallorca.«
    Jedes Jahr in die gleiche Finca und von dort Tag für Tag an den gleichen Strand. Immer mit dem gleichen Mietwagen, ein VW Polo, weiß mit Klimaanlage und Schiebedach. Nach dem Strand ging es zurück zur Finca, wurde geduscht, ging man

Weitere Kostenlose Bücher