In Hadam wartet der Henker
aufgetaucht ist, findest du keinen Schlaf. Du fürchtest ihn. Ich habe überall Helfer und Helfershelfer. In Logghard ebenso wie hier in Hadam. Du brauchst keine Meuchelmörder mehr ausschicken zu lassen, die mit Luxon nicht fertig werden. Sie sind Stümper, ebenso dein Knecht Algajar.«
»Algajar ist mein bester…«, begann Hadamur.
Eine Handbewegung schnitt dem Shallad das Wort ab. Der »Rächer« sprach mit seiner hell klirrenden Stimme weiter.
»Nichts ist mir unmöglich. Du kennst das Werk der Dämonen. Ich sorge dafür, daß du Luxon bekommst. Du magst mit ihm tun, was du willst – foltern, schinden oder töten. Aber ich stelle eine Bedingung.«
Hadamur hob seine zitternden Hände.
»Was verlangst du?«
»Wenn du Luxon hast, wirst du dieses Mausoleum mir, Achar, als Tempel weihen.«
»Erst dann, wenn du mir Luxon ausgeliefert hast!«
Er würde buchstäblich jedes Mittel gutheißen und auch die geringste Möglichkeit wahrnehmen, um diesen Nebenbuhler auszuschalten, um seine Macht weiterhin zu behalten.
»Zweifle nicht daran«, sagte der Dämon, der in der Gestalt eines dürren und ausgezehrten Menschen stecken mochte. »Du kannst ihn hinrichten, weil ich ihn lebend in deine Hände gebe.«
»Wenn Luxon stirbt, kennt alle Welt im Shalladad nur einen Herrscher«, brachte Hadamur hervor.
»So ist es. Du wirst sehen, daß ich mein Wort halte. Und wenn du diesen Bau nicht vollendest und ihn Achar, dem Rächer widmest, werde ich dein Leben auf dieselbe Weise beenden. Zweifle nicht daran. Auch Luxon meinte, die Rachedämonen betrügen zu können.«
»Ich verspreche es«, sagte Hadamur erschüttert, aber auch erleichtert. Eine unbegreifliche Stärke strahlte von dem Rachedämon aus.
»Geh hinauf und vergiß dein Versprechen nicht«, sagte der Dämon und zog sich lautlos in die Dunkelheit des Todeskorridors zurück.
Der Shallad faßte sich schnell – aber nur scheinbar. Er wuchtete sich die Stufen wieder hinauf und hoffte, einen Handel gemacht zu haben, der ihm einen vollkommenen Vorteil verschaffte. Mehrere Gardisten sprangen hinzu, packten seine schwammigen Arme und zogen ihn auf den Thron.
»Fangt an!« sagte er und sah zu, wie seine Krieger den Baumeister packten und davonzerrten. Der bärtige Mann erkannte plötzlich sein Schicksal und wehrte sich. Ein Hieb auf seinen Schädel ließ ihn zusammenbrechen. Er wurde in die Kammer gezerrt. Die Maurersklaven trieb man mit Lanzen und Schwertern hinter ihm her. Ein gewaltiges Geschrei brach aus, aber die Soldaten waren unbarmherzig. Wer nicht rannte und sprang, bekam die Waffen zu spüren.
»Nein! Gnade! Barmherzigkeit, Shallad!« hallte es von den Wänden und der nassen Decke wider.
Vom Eingang her trieben Soldaten eine andere Gruppe von Sklaven herein. Die Männer, von den Peitschen der Aufseher getrieben, schleppten Quader heran und mauerten in fieberhafter Eile den schmalen Eingang zu. Die Steintrümmer wurden über runde Hölzer herbeigeschoben, auf schrägen Rutschen nach oben gewuchtet, und die Schreie, mit denen die entkräfteten und von Peitschenhieben, Durst und Fronarbeit gezeichneten Sklaven um Gnade wimmerten, wurden immer leiser. Schließlich schob sich mit einem dumpfen, knirschenden Geräusch der schwere Block in die letzte Öffnung.
Einige Lagen schwarzer Mörtel erstickten auch den letzten Schrei. Noch während die Sklaven schufteten, machte der Shallad einige Gesten. Sein Thronsessel wurde hochgehoben, und die Sklaven und Krieger schafften Hadamur in großer Eile aus dem Irrgarten hinaus.
Aber diesmal war er es, der die Richtung angab. Er deutete nach rechts und links, nach unten und oben, und die Sklaven schleppten ihn dorthin. Die Palastgardisten folgten, und nur die Maurer blieben zurück, von den Aufsehern dazu gezwungen, ihr grausiges Werk zu beenden.
»Habt ihr die Pläne?« fragte der Shallad.
Ehe der Baumeister in sein tödliches Gefängnis gezerrt worden war, hatten sich die Männer der Pergamentrollen bemächtigt. Seinen Meßstab hatte er hingegen nicht losgelassen.
Luxon!
Er, Hadamur, ging kein gefährliches Risiko ein. Verhalf ihm der Rachedämon Achar zu dem verhaßten Feind, würde es ein leichtes sein, das Monument zu »Achars Tempel« zu erklären. Verfehlte Achar Luxon, dann blieb noch immer der großangelegte Angriff auf Logghard, der in Wirklichkeit nur das Ziel hatte, sich Luxons zu bemächtigen. Hadamur, der hinter jedem und allem Fallen und Intrigen erahnte, fragte sich schweigend, was den Rachedämon auf
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