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In hellen Sommernächten - Burnside, J: In hellen Sommernächten

In hellen Sommernächten - Burnside, J: In hellen Sommernächten

Titel: In hellen Sommernächten - Burnside, J: In hellen Sommernächten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burnside
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mit Mutter reden zu sehen, als wären sie Nachbarn, die sich an der Straße auf ein Schwätzchen trafen. Das machte mich wütend, noch wütender aber machte mich sein Gesichtsausdruck; eine Miene der Erleichterung, die verriet, dass er in diesem Augenblick bestätigt fand, dass nichts offenbart worden war, und ich beeilte mich, zu ihnen zugehen, um etwas zu tun oder zu sagen, das diese Miene aus seinem Gesicht wischen würde – doch Mutter verstummte im selben Moment, in dem ich eintraf, und drehte sich mit einem Lächeln zu mir um, wie ich es nicht von ihr kannte. » Guten Morgen, Liv«, sagte sie mit munterer Stimme. » Du kennst doch Mr. Crosbie, oder?«
    Ich nickte Martin zu. » Guten Morgen.« Ich war nicht munter und ganz bestimmt nicht fröhlich, doch löste sich meine Entschlossenheit schlagartig in nichts auf, weshalb ich kaum bedrohlicher als ein mürrischer Teenager gewirkt haben dürfte, der das Gespräch zweier Erwachsener unterbrach.
    Trotzdem gestattete Martin sich einen kurzen, fragenden Blick – ein Blick, von dem er vermutlich annahm, dass Mutter ihn nicht mitbekam, als würde Mutter jemals etwas nicht mitbekommen –, ehe er sich sagte, dass ich ihm schon keine Schwierigkeiten machen würde. Er lächelte. » Ihre Mutter hat mir gerade von dem Bildabholer erzählt.«
    Ich runzelte die Stirn. » Was ist mit ihm?«
    Martins Gesicht verdunkelte sich kurz, und er wirkte mit einem Mal unsicher. Doch hätte ich nicht sagen können, ob er fürchtete, zu viel als selbstverständlich vorausgesetzt zu haben, wenn er dachte, ich würde ihm schon keine Szene machen, oder ob er fürchtete, etwas Unangemessenes gesagt zu haben, als er den Mann von Fløgstad erwähnte. Er sah zu Mutter hinüber.
    Mutter lächelte freundlich. » Keine Sorge, Mr. Crosbie. Liv weiß alles darüber …«
    » Alles über was?«, fragte ich und konnte es nicht glauben, dass sie Martin Crosbie nur wenige Minuten nach ihrem Kennenlernen unsere lächerliche Geschichte erzählt hatte , eine Geschichte, die ich stets für etwas Privates gehalten hatte, ein düsterer Spaß, von ihr ausgedacht, um mich aufzuheitern, wenn unser Haus einen Tag lang von diesem großen, mürrischen Mann heimgesucht wurde. Der Ärger darüber, dass sie unser privates Reich so rasch verriet, war meiner Stimme anzumerken. » Ich würde nicht alles glauben, was man so hört, Mr. Crosbie. Gerade Sie sollten doch wissen, wie trügerisch der äußere Eindruck sein kann.«
    Daraufhin drehte sich Mutter langsam um und sah mich an; mir wurde klar, dass sie längst alles herausgefunden hatte. Natürlich nicht die Einzelheiten, nichts über die Bilder, aber den Rest – es war ja auch offensichtlich, dass irgendwas vor sich ging. Sie wusste, wie lang Martin schon in der Hytte wohnte, und sein plötzliches Auftauchen an eben diesem Morgen musste jemandem wie ihr mancherlei verraten. So, wie er sich benahm, hatte sie sich gewiss gleich gedacht, dass irgendwas nicht stimmte, dazu die Spannung, die aufkam, sobald wir uns sahen. Doch dass sie Bescheid wusste, tröstete mich nicht, im Gegenteil, ich sah ihr an, dass sie tat, was sie in solchen Situationen immer tat – sie trieb ihr Spiel. Sie spielte mit uns, zumindest mit ihm, und falls das Spiel allein zu meiner Unterhaltung erdacht worden war, machte sie mich zur Komplizin, was ich wiederum nur für einen pervertierten Beweis familiärer Loyalität halten konnte. » Ich habe Mr. Crosbie vom Mord erzählt«, sagte sie. » Davon, wie der Mann seine Frau mit einer Axt getötet hat …«
    » Das stimmt nicht«, widersprach ich und war jetzt wütend, dass Martin jene Grenze überschritten hatte, die meine Welt von seiner trennte, wütend darauf, dass Mutter eines ihrer Spielchen spielte, Dinge leichtnahm und erwartete, dass ich mitmachte, obwohl sie die genauen Umstände doch gar nicht kannte. » Das ist bloß eine Geschichte, von dir erfunden.« Ich sah sie an, und sie erwiderte den Blick, eher fasziniert von meiner heftigen Erwiderung als übermäßig besorgt.
    Martin dagegen war jetzt vollends verwirrt – und stärker beunruhigt, als nötig gewesen wäre. Offenkundig bedauerte er bereits, hergekommen zu sein. Nur wie hätte er der Gelegenheit widerstehen können? Schließlich musste er herausfinden, wie weit ich gehen würde. Nach so vielen besorgten Tagen allein in der Hytte, in deren Verlauf er sich immer wieder gefragt hatte, was ich wohl über ihn erzählte, hatte er den Lieferwagen als Vorwand genutzt, um auf Erkundung zu

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