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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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kenne sie«, sagte Walker. »Das ist ganz natürlich. Sloop war mein Freund, deshalb kenne ich sie schon fast so lange, wie er sie gekannt hat.«
    »Und?«
    Walker zuckte unglücklich mit den Achseln. »Da gibt’s Probleme.«
    »Welche?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wie viel ich sagen kann, ohne meine Amtspflicht zu verletzen. Deshalb werde ich einfach ein paar Vermutungen äußern, okay? Und ich möchte, dass Sie mit keiner Silbe darauf antworten. Sonst könnten Sie selbst in eine schwierige Lage geraten.«
    »In welcher Weise?«
    »Das werden Sie noch merken. Sie hat Ihnen vermutlich erzählt, dass sie aus einer reichen Winzerfamilie nördlich von San Francisco stammt, nicht?«
    Reacher schwieg.
    »Sie hat Ihnen erzählt, sie habe Sloop an der UCLA kennen gelernt, wo beide studiert haben.«
    Reacher schwieg.
    »Sie hat Ihnen erzählt, dass sie von Sloop schwanger geworden ist, dass sie heiraten mussten und dass ihre Eltern deswegen nichts mehr von ihr wissen wollten, sie praktisch verstoßen haben.«
    Reacher schwieg.
    »Sie hat Ihnen erzählt, Sloop habe sie seit Beginn ihrer Schwangerschaft geschlagen, Sie hat Ihnen von schweren Verletzungen erzählt, die auf Sloops Drängen als Reitunfälle kaschiert wurden.«
    Reacher schwieg.

    »Sie hat behauptet, sie habe der Finanzbehörde den Tipp mit den Steuerhinterziehungen gegeben, sodass sie jetzt umso mehr Grund habe, Sloops Rückkehr zu fürchten.«
    Reacher schwieg.
    »Okay«, fuhr Walker fort. »Streng genommen wissen Sie das alles nur vom Hörensagen, und solche Aussagen sind vor Gericht unzulässig. Auch wenn das spontane Mitteilungen waren, die erkennen lassen, welche Qualen sie erlitten hat. In einer Situation dieser Art wird ihre Verteidigerin sich sehr bemühen, dass diese Aussagen als Beweise zugelassen werden, weil sie Rückschlüsse auf die geistige Verfassung der Angeklagten geben. Und es gibt Bedingungen, unter denen das möglich ist. Die meisten Staatsanwaltschaften würden dagegen natürlich Einspruch erheben, aber in dieser Beziehung denken wir anders. Wir tendieren dazu, solche Beweismittel zuzulassen, weil wir wissen, dass häusliche Gewalt sehr häufig verdeckt stattfindet. Mein Instinkt würde mir raten, alles zuzulassen, was zur Wahrheitsfindung beitragen kann. Nehmen wir also an, Sie oder jemand wie Sie dürfte als Zeuge aussagen. Sie würden ein ziemliches Schreckensszenario malen, und unter diesen Umständen würden die Geschworenen vielleicht Mitleid mit der Angeklagten haben, die mit der Rückkehr ihres Peinigers rechnen musste. Sie könnten den Aspekt des Vorsatzes vielleicht unberücksichtigt lassen und sie freisprechen.«
    »Wo liegt also das Problem?«
    »Ich sehe folgende Schwierigkeit: Würden Sie aussagen, würde man Sie auch ins Kreuzverhör nehmen.«
    »Und?«
    Walker sah wieder auf die Schreibtischplatte. »Lassen Sie mich ein paar weitere Vermutungen anstellen. Antworten Sie bitte nicht darauf. Und falls ich mich irre, seien Sie bitte nicht beleidigt. Sollte ich Unrecht haben, entschuldige ich mich schon jetzt. Okay?«

    »Okay.«
    »Ich vermute, dass sie Sie nicht nur zufällig aufgelesen hat. Sie hat Sie nach irgendwelchen Kriterien ausgewählt und sich dann alle Mühe gegeben, Sie zur Tat zu überreden.«
    Reacher sagte nichts. Walker schluckte trocken.
    »Eine weitere Vermutung«, sagte er dann, »sie hat versucht, Sie mit Sex zu bestechen.«
    Reacher sagte nichts.
    »Noch eine Vermutung«, fuhr Walker fort. »Sie hat nicht aufgegeben. Irgendwann hat sie erneut versucht, Sie in ihr Bett zu bekommen.«
    Reacher sagte nichts.
    »Sehen Sie? Falls ich Recht habe – und ich bin mir dessen ziemlich sicher, weil ich diese Frau kenne -, würde das alles im Kreuzverhör herauskommen. Beweise für gründliche Planung. Außer Sie würden im Zeugenstand lügen. Oder wir würden Ihnen nicht die richtigen Fragen stellen. Vorausgesetzt, dass wir die richtigen Fragen stellen und Sie uns die Wahrheit sagen, ließen sich die getroffenen Vorbereitungen kaum noch leugnen. Vermutlich überhaupt nicht.«
    Reacher sagte nichts.
    »Und die Sache wird noch schlimmer, fürchte ich«, sagte Walker. »Viel schlimmer. Denn falls sie Ihnen alles Mögliche erzählt hat, kommt’s auf ihre Glaubwürdigkeit an, stimmt’s? Genau gesagt: Hat sie Ihnen die Wahrheit über die Misshandlungen durch ihren Ehemann gesagt oder nicht? Das würden wir prüfen, indem wir Fragen stellen, deren Antworten wir bereits kennen. Im Kreuzverhör würden wir

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