Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
überhaupt nichts aus«, konstatierte er. Er sprach mit sonorer Stimme. Ideal für den Zeugenstand. »Eine völlig normale Entbindung. Bemerkenswert ist nur, dass ein Provinzkrankenhaus in Texas damals auf absolutem Spitzenniveau gearbeitet hat.«
    »Nichts Ungewöhnliches?«
    »Überhaupt nichts. Der Ehemann dürfte die Schwangerschaft verursacht haben, aber ansonsten gibt es keinerlei Hinweis darauf, dass er irgendwie handgreiflich geworden wäre.«
    »Die anderen?«
    Black nahm den nächsten Hefter und zog die Röntgenaufnahme mit den gebrochenen Rippen wieder heraus.
    »Unsere Rippen erfüllen einen bestimmten Zweck«, erklärte
er. »Sie schützen die empfindlichen inneren Organe vor Gewalteinwirkung von außen, bilden aber keinen starren Käfig. Der Brustkorb ist ein kompliziertes Gebilde. Wäre er starr, würden die Knochen bei jedem kräftigen Schlag brechen. Tatsächlich sind alle Knochenenden jedoch durch ein raffiniertes System aus Bändern aufgehängt, sodass der Brustkorb zuerst nachgibt und sich verformt, um den Aufprall abzufangen.«
    Black hielt die Röntgenaufnahme hoch.
    »Und genau das ist hier passiert«, sagte er. »Die Bänder wurden offenbar in alle Richtungen gedehnt und sind teilweise gerissen. Es hat einen schweren Schlag mit einem breiten, stumpfen Gegenstand gegeben. Seine Wucht wurde durch die Flexibilität des Brustkorbs abgefangen, aber sie reichte trotzdem aus, um zwei Rippenbrüche zu verursachen.«
    »Was für ein stumpfes Werkzeug?«, wollte Walker wissen.
    »Ein langer, harter und runder Gegenstand mit ungefähr fünfzehn Zentimeter Durchmesser. Zum Beispiel die Querstange eines Oxers, denke ich.«
    »Es kann kein Tritt gewesen sein?«
    Black schüttelte den Kopf. »Ganz entschieden nicht«, antwortete er. »Bei einem Tritt wirkt viel Energie auf eine verhältnismäßig winzige Kontaktfläche ein. Die Sohlenfläche unter einer Stiefelspitze ist wie groß? Vielleicht drei mal einen halben Zentimeter? Das ist im Prinzip kein stumpfes Werkzeug mehr. Seine Wirkung träte zu rasch und zu konzentriert ein, als dass der Brustkorb nachgeben könnte. Nach einem Tritt würden wir gebrochene Rippen, aber keine überdehnten Bänder sehen.«
    »Wie steht’s mit einem Knie?«
    »Ein Knie in die Rippen? Das ist so ähnlich wie ein Boxhieb. Stumpf, aber mit ziemlich runder Kontaktfläche. Dabei würden die Bänder völlig anders gedehnt.«

    Walker trommelte mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. Er begann zu schwitzen. »Könnte irgendjemand ihr diese Verletzung beigebracht haben?«, fragte er.
    Black zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ein Schlangenmensch. Er würde sein Bein völlig steif halten, hochspringen und sie damit am Brustkorb treffen müssen. Als ob sein Bein ein massives Rundholz wäre. Nein, das können wir ausschließen, glaube ich.«
    Walker schwieg einen Moment. »Was ist mit der Prellung am Schienbein?«, fragte er.
    Der Professor griff nach dem dritten Hefter. Schlug ihn auf und las die Beschreibung der Prellung nochmals durch. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Die Form der Prellung ist entscheidend«, erklärte er. »Auch hier sehen wir etwas, das von einem langen, harten, runden Gegenstand stammt. Vielleicht wieder von einem Rundholz – oder von einem schräg aufs Schienbein treffenden Abflussrohr.«
    »Könnte er ihr mit einem Stück Wasserrohr ans Bein geschlagen haben?«
    Black zuckte erneut mit den Schultern. »Theoretisch ja«, entgegnete er. »Falls er hinter ihr gestanden und es irgendwie geschafft hätte, über sie hinweg mit ziemlicher Kraft zuzuschlagen und ihr Schienbein fast senkrecht zu treffen. Das hätte er mit beiden Händen tun müssen, weil niemand ein Abflussrohr mit fünfzehn Zentimeter Durchmesser in einer Hand halten kann. Er hätte vermutlich auf einem Hocker stehen und sie vor sich hinstellen müssen. Nicht sehr wahrscheinlich, oder?«
    »Aber wäre es möglich?«
    »Nein«, sagte Black. »Es wäre nicht möglich. Das sage ich jetzt, und ich würde es unter Eid erst recht aussagen.«
    Walkers Miene war resigniert. »Was ist mit dem Schlüsselbein?«, fragte er dann.

    Der Professor griff nach dem letzten Bericht. »Diese Aufzeichnungen sind sehr detailliert«, sagte er. »Offenbar ein ausgezeichneter Arzt.«
    »Aber was entnehmen Sie daraus?«
    »Das ist eine klassische Sturzverletzung«, erwiderte Black. »Unser Schlüsselbein fungiert als Sollbruchstelle. Fällt man, versucht man instinktiv, den Sturz abzubremsen, indem man seine Hand

Weitere Kostenlose Bücher