In letzter Sekunde
Gabe.
Lynn nickte nur kurz und fragte sich, wie weit der dunkelhaarige, grünäugige Fremde wohl eingeweiht worden war. Aber wenn Gideon ihm vertraute, dann tat sie es auch.
„Geht es so?" fragte sie und drehte sich langsam um sich selbst.
Im Raum gab es keinen Spiegel, also musste sie sich auf das Urteil der Männer verlassen.
Das Aufblitzen in Blades Augen aber war so überraschend, dass sie beinahe über ihre eigenen Füße stolperte.
„Gute Arbeit", meinte Gideon. „Kein Mensch wird etwas bemerken."
Sie riss sich zusammen. „Prima."
Logan öffnete einen Aktendeckel. „Ich habe mir aus dem Internet Fotos von Churchill und Cooper geholt. Behalten Sie die beiden im Auge."
Er reichte ihr die zwei Ausdrucke.
Lynn besah sie sich kurz. Churchill sah darauf fast so unangenehm aus wie bei der Begegnung heute Morgen, aber keinesfalls bedrohlich. Auch Cooper konnte sie nicht sonderlich beeindrucken in seiner makellos weißen Kochkleidung. Vielleicht war es ein Fehler zu glauben, ein Mann, der von Beruf Koch war, könne nicht gewalttätig sein. Der Gedanke an scharfe Messer und andere gefährliche Küchenutensilien ging ihr durch den Kopf.
Dennoch fiel es ihr schwer, ihren Peiniger mit einem dieser Gesichter zu verbinden.
Gideon führte den Plan weiter aus. „Ich halte mich im VIP-Bereich auf, um sie zu beobachten. Logan wird bei mir sein, aber sobald einer der Verdächtigen aufsteht und den Tisch verlässt, wird er ihm folgen. Gabe arbeitet an der Bar und dient als Verstärkung. Blade, du achtest auf den unteren Bereich, und Cass, du wirst heute Nacht für Blade die Augen offen halten."
Lynn konnte Blade deutlich ansehen, dass er mit dieser Regelung nicht zufrieden war.
Sicher hatte er gehofft, oben zu arbeiten und so alles selbst im Blick behalten zu können. Aber er protestierte nicht. Alle Beteiligten würden sich über ihre Headsets jederzeit verständigen können.
„Also, meine Damen, meine Herren, sind wir bereit?" fragte Gideon.
„Bereit", kam es im Chor zurück.
„Zwanzig Minuten bis zur Show", sagte Cass.
Noch zwanzig Minuten, bis die Clubtüren geöffnet wurden und sie sich hinauswagte, sich freiwillig als Köder anbot für denjenigen, der sie genau vor einer Woche überfallen hatte, wie Lynn klar wurde.
Cass und sie begaben sich in die Damentoilette. Lynn besah sich noch einmal im Spiegel.
Heute Abend war alles an ihr blau - Haare, Lippen, Fingernägel, getönte Gläser, dazu das Kleid.
Reichte diese Tarnung aus, um sie zu schützen?
Als hätte Cass ihre Gedanken gelesen, sagte sie: „Er wird dich nicht erkennen."
„Es wird schon alles gut gehen", antwortete Lynn, mehr zu sich selbst.
„Wie sieht es mit der Erinnerung aus?"
„Immer noch lückenhaft."
„Hast du noch einmal über Hypnose nachgedacht?"
Sehr oft sogar, aber Lynn war noch zu keiner Entscheidung gelangt. „Vielleicht als allerletztes Mittel."
„Du kannst mir vertrauen."
„Ich weiß." Lynn umarmte sie. „Danke."
„Mach dir keine Sorgen." Cass drückte sie kurz.
„Kannst du das mit einer deiner Visionen bestätigen?"
Der Rotschopf grinste und schüttelte den Kopf. „Nein, wir stehen nur alle hinter dir."
Wofür Lynn ausgesprochen dankbar war.
Noch zehn Minuten. Sie hielt das Warten nicht mehr aus, brauchte irgendetwas, das sie beschäftigte. Doch die Vorbereitungen waren abgeschlossen. Sie musste nur noch in den VIP-Bereich gehen und anfangen zu arbeiten.
Da sie heute ihren Anrufbeantworter im Büro noch nicht abgehört hatte, rief sie dort an.
Glücklicherweise gab es nichts Beunruhigendes. Aber ihre Partner machten sich wohl doch Sorgen wegen ihrer Abwesenheit. Eine ihrer Assistentinnen fragte nach, wann sie zurückkommen würde. Alle wollten es gern wissen.
„Ich wünschte, ich wüsste es, Leute. Ich wünschte es."
Dann rief sie zu Hause an. Eine einzige Nachricht lag für sie vor, früher am Tag aufgenommen.
Als sie die bekannte Flüsterstimme hörte, umklammerte sie den Hörer unwillkürlich fester.
„Du hältst es wohl für sehr clever, dich irgendwo zu verstecken, Evelyn, du Miststück."
Sie hatte plötzlich einen Stein im Magen, und ihre Nackenhaare richteten sich auf.
„Ich werde herauszufinden, wo du dich verkrochen hast... Das ist das Einzige, woran ich denken kann."
„Dann tu es doch, damit die Sache endlich ein Ende hat!" Diesmal würde sie vorbereitet sein.
„Ich bin besessen von dir, Evelyn. Du wirst niemals frei sein. Solange du lebst." Er lachte.
„Wir sehen uns
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