In Liebe und Tod
seiner Ehre angegriffen worden war. »Davon gehe ich aus«, erklärte sie. »Deshalb fangen wir am besten heute noch mit unserer Suche an.«
Peabody und McNab waren schon da, als sie nach Hause kamen, aus dem für die Party vorgesehenen Raum drangen gut gelaunte Stimmen und Musik.
Obwohl das feige war, marschierte Eve schnurstracks in ihr Büro, brachte ihre Pinnwand auf den neuesten Stand, setzte sich hinter ihren Schreibtisch und rief Informationen über Ellyn Bruberry auf ihrem Computer auf.
Sie war vierzig Jahre alt, zeigten die Daten auf dem Wandbildschirm. Unverheiratet und kinderlos. Von ihrer Wohnung in der West Side hatte sie wahrscheinlich einen großartigen Blick auf den Central Park, der entsprechend teuer war. Nicht schlecht für eine Assistentin der Geschäftsleitung.
Sie war in Amerika geboren, mit Anfang zwanzig jedoch von Pittsburgh nach London umgesiedelt, wo sie als Sekretärin zu Stuben, Robbins und Cavendish gegangen war. Mull hatte es damals noch nicht gegeben. Vor sechs Jahren war sie wieder nach New York gekommen und hatte als Walter Cavendishs Assistentin die hiesige Filiale der Kanzlei mit groß gemacht.
Da war Cavendish bereits zum zweiten Mal verheiratet gewesen, überlegte Eve.
Vorstrafen gab es nicht.
Eve sah sich ihre Finanzen an. Ihr Gehalt konnte sich durchaus sehen lassen, aber schließlich war es nicht verboten, dass ein Unternehmen seine Angestellten gut bezahlte. Größere Geldeingänge passten zeitlich zu Weihnachten, Bruberrys Geburtstag und der Zeit, in der sie nach New York gekommen war - was sich mit Leichtigkeit mit der Zahlung irgendwelcher Boni erklären ließ.
Aber war es nicht interessant, dass sie auch ihre privaten Konten von Sloan, Myers und Kraus verwalten ließ?
Auch wenn sie nicht Bysons Kundin gewesen war, wie ein Blick auf die Liste ergab. Trotzdem machte Eve sich eine gedankliche Notiz, dass sie gucken müsste, wer in dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen für ihre Finanzen zuständig war.
Sie suchte nach direkten Verbindungen, erinnerte sie sich. Was war die direkte Verbindung zwischen Copperfield/Byson und Cavendish/Bruberrry?
Sie fände sie bestimmt in der Kanzlei oder bei der Bullock-Stiftung, dachte sie. Schließlich war die Stiftung sowohl Mandantin der Kanzlei als auch Kundin von Sloan, Myers und Kraus. Cavendish hatte angefangen zu stottern, als sie hatte wissen wollen, ob er die Leute von der Stiftung während ihres Aufenthaltes in New York getroffen hatte.
Der jüngste Partner, Robert Kraus, hatte Bullock und Chase zum Abendessen eingeladen und von ihnen ein Alibi für die fragliche Nacht.
»He, Dallas.«
Knurrend rief sie Kraus’ Daten auf dem Bildschirm auf.
»Also bitte. Sie sind doch wohl nicht immer noch am Arbeiten.« Peabody baute sich neben ihrem Schreibtisch auf und stemmte die Hände in die Hüften. »Sie müssen sich unbedingt die Dekoration ansehen, und ich muss Ihnen ein paar Sachen zeigen, um zu wissen, ob Sie damit einverstanden sind.«
»Machen Sie einfach, wie Sie denken. Sie machen das bestimmt ganz toll.«
»Dallas, es ist bereits nach zehn.«
»Meine Güte, Mum, bin ich etwa länger aufgeblieben, als ich durfte? Habe ich jetzt Hausarrest?«
»Sehen Sie, Sie sind gereizt.« Peabody fuchtelte mit einem Zeigefinger vor ihrem Gesicht herum. »Machen Sie eine Pause und sehen Sie sich die Deko an. Schließlich tun Sie es für Mavis.«
»Mein Gott. Okay, okay.« Aber wenn sie sich schon dazu zwingen lassen musste, das Zimmer mit zu schmücken, wäre sie dabei ganz sicher nicht allein. Entschlossen trat sie durch die Tür von Roarkes Büro. »Wenn ich richtig verstanden habe, sehen wir uns jetzt die Deko an und gucken, ob noch irgendetwas fehlt.«
»Viel Spaß.«
»Uh-ho. Wir heißt du und ich.«
»Ich will aber nicht.« Doch er machte den Fehler aufzublicken und sah in ihren Augen dasselbe böse Blitzen, das ihr von Peabody entgegengeschleudert worden war. »Also gut. Aber wenn die ganze Sache endlich vorbei ist, machen du und ich endlich den mehrfach verschobenen Urlaub und schlagen nackt Räder am Strand.«
»Worauf du dich verlassen kannst.«
11
Dieses Mal tanzten keine Zahlen durch ihre Träume, sondern Regenbogen und seltsame, geflügelte Säuglinge. Als die fliegenden Babys anfingen, wie Wespen zu summen, und sich zusammenrotteten, kämpfte Eve sich aus dem Schlaf. Mit einem lauten »Wow« fuhr sie wie ein Springteufel in eine aufrechte Position und raufte sich das Haar.
»Hattest du einen
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