In Liebe und Tod
Nötigste, und auch wenn das Wenige, was sie besaß, auf eine durchaus ansprechende Weise angeordnet war, gab es nirgends irgendwelche überflüssigen Dinge, wie man sie in den Wohnungen der meisten Menschen - oder eher der meisten Frauen - fand.
Sie kehrte ins Schlafzimmer zurück, wo Mavis mit vor dem Bauch verschlungenen Armen stand. »Dallas, ich glaube ...«
»Du solltest dir noch keine Sorgen machen. Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass sie in Schwierigkeiten steckt, das solltest du als gutes Zeichen sehen.« Sie trat vor den Schrank und sah sich Tandys Garderobe an. Die ebenfalls äußerst spartanisch war. Fast ausschließlich Umstandskleidung in hübschen Stoffen und Farben, aber nirgendwo ein Mantel, merkte sie. Auch an dem verchromten Ständer neben der Wohnungstür hatte sie keinen Mantel gesehen.
Im Schrank hing eine braune Tasche, aber die war leer.
Eve erinnerte sich daran, dass Tandy eine riesengroße schwarze Tasche durch die Gegend geschleppt hatte, als sie mit ihnen im Restaurant gewesen war.
»Ich sehe nirgends ihren Mantel oder ihre Tasche. Es sieht alles danach aus, als ob sie aus dem Haus gegangen und noch nicht zurückgekommen wäre.«
»Warum geht sie nicht an ihr Handy? Warum ist sie nicht auf der Party aufgetaucht?«
»Okay. Die Fragen sind berechtigt. Also gehen wir der Sache weiter nach.«
Inzwischen hatte Eve ein äußerst ungutes Gefühl. Irgendetwas stimmte ganz eindeutig nicht, aber es wäre völlig sinnlos, regte sie Mavis noch mehr auf.
Sie kehrte ins Wohnzimmer zurück, in dem die hübsch verpackte Schachtel auf dem Couchtisch lag, trat ans Fenster, steckte den Finger in die Erde einer der großblättrigen Grünpflanzen und merkte, dass sie wie das Handtuch im Bad knochentrocken war.
Sie ging weiter in die Küche, ein winziges Kabuff neben dem Wohnzimmer. Auf der blitzsauberen, aufgeräumten Arbeitsplatte stand eine weiße Schale mit drei roten Äpfeln und neben der Spüle hatte Tandy eine kleinere Schale, einen Becher, ein kleines Glas und einen Löffel zum Trockenen hingelegt.
Frühstücksgeschirr, schloss Eve. Müsli, dachte sie, während sie einen Blick in die Schränke warf. Dazu Saft und Kräutertee oder koffeinfreier Kaffeeersatz. Eve nahm ein paar Fläschchen mit Tabletten aus dem Schrank.
»Das sind Nährstoffe für ihr Baby. Vitamine und so.«
»Okay. Sie hat Essgeschirr für vier Personen. Hat sie öfter Gäste gehabt?«
»Nein, ich glaube nicht. Leonardo und ich waren einmal bei ihr eingeladen, und sie war öfter bei uns. Verabredungen, das heißt, einen Typen, hat sie nicht. Sie ist völlig auf das Baby konzentriert.«
Mavis lenkte ihren Blick in dieselbe Richtung wie Eve. »Oh, das ist ihr Kalender. Ist das als Tulpe verkleidete Baby nicht unglaublich süß?«
Während Eve es einfach dämlich fand, dass man einen Menschen, und sei es einen noch so kleinen, wie eine Blume ausstaffierte, fuhr Mavis begeistert fort: »Es gibt ein Baby für jeden Monat und - oh, sie hat die letzten beiden Tage gar nicht durchgestrichen.«
Das hatte Eve bereits gesehen. Bis einschließlich Donnerstag hatte Tandy jeden Tag mit einem roten Kreuz markiert.
Mavis’ Finger zitterten, als sie sie in Eves Unterarm vergrub.
»Sie wollte alle Tage bis zum B-Tag, bis zum Baby-Tag, durchstreichen. Siehst du? Einunddreißigster Januar. Den hat sie mit einem roten Herz umrahmt. Sie hat jeden Morgen nach dem Auf stehen ein Kreuz gemacht. Gestern aber nicht.«
Mavis bedachte Eve mit einem angsterfüllten Blick. »Und heute nicht. Dabei hat sie für heute extra meinen Namen notiert. Weil sie zu meiner Babyparty eingeladen war. Oh.« Mavis hielt sich die Seite. »Oh.«
»Oh nein. Du wirst jetzt keine Wehen kriegen. Atme oder so.«
»Das Baby hat gestrampelt, das ist alles. Ich schätze, dass ich ein bisschen zittrig bin und dass mir ein bisschen übel ist.«
Eve schlang einen Arm um Mavis’ Taille, führte sie ins Wohnzimmer zurück und setzte sie auf einen Stuhl. »Bleib einfach sitzen, mach die Augen zu und atme langsam ein und aus. Ich würde dir ja vorschlagen, den Kopf zwischen die Knie zu legen, aber ich glaube, dass das momentan körperlich nicht machbar ist.«
Mit einem halben Lachen tat Mavis wie ihr geheißen und erklärte ihr: »Ich bin wirklich okay. Ich mache mir nur einfach fürchterliche Sorgen. Tandy muss irgendetwas zugestoßen sein. Du musst sie finden, Dallas.«
»Das werde ich auf jeden Fall. Für Freitag hatte sie die Worte Max und acht notiert. Wer ist
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