In Liebe verführt
Bedeckung: »Mein Cousin missbilligt die Anwesenheit der meisten Männer in meiner Gesellschaft, fürchte ich.«
Devereux’ Augenbrauen hoben sich, aber er sagte nichts. Amelie verteilte Schüsseln mit Vichyssoise. Und für ein Weilchen war nichts anderes zu hören als das leise Klirren der Löffel auf dem Porzellan und ein gelegentliches Wort, das zwischen den beiden anderen Herren gewechselt wurde, die einander zu kennen schienen.
»Ihr sagtet, Ihr hättet einen Teil Eurer Kindheit in Vaucluse verbracht, Monsieur Devereux«, sagte Meg. »Wo lebt Ihr denn jetzt?«
»In Marseille, Madame«, erwiderte er. »Ich bin der Eigentümer eines kleinen Exportunternehmens.«
Cosimo schnaubte spöttisch. »Exportunternehmen, mitten im Krieg. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ihr dieses Unternehmen noch lange betreiben werdet, Monsieur.« Er trank sein Glas leer und füllte es auf, ohne jemandem am Tisch etwas anzubieten.
Ein Lächeln spielte um Daniel Devereux’ eher schmalen Mund. »Ich nehme an, Monsieur, dass Ihr nicht allzu viel von dieser Art Geschäft versteht«, erklärte er. »Madame, darf ich Euch noch Wein anbieten? Entschuldigt…« Er griff vor ihr entlang nach der Karaffe.
»Vielen Dank.« Sie warf ihrem ›Cousin‹ einen weiteren missbilligenden Blick zu. »Tatsächlich, Cousin, ich glaube, Ihr versteht überhaupt wenig von Geschäften im Allgemeinen.«
»Ein Herr hat es auch nicht nötig, sich die Hände beim Handel schmutzig zu machen«, knurrte Cosimo und leerte erneut sein Glas. Er schnippte unfreundlich seine Finger in Richtung Amelie und forderte: »Mehr Wein, Mädchen.«
Meg war hin und her gerissen zwischen Verwunderung und Amüsement darüber, wie der höfliche, ausgeglichene Freibeuter mit seinen hervorragenden Manieren sich derart benehmen konnte. Wie viel konnte er trinken, ohne dass er davon umkippte, fragte sie sich. Aber er würde sicher niemals die Beherrschung verlieren, weil er genau wusste, wann er aufhören musste.
Ihre beiden anderen Tischgenossen schauten ebenfalls in missbilligender Überraschung zu ihm hinüber. Dann ignorierten sie ihn betont und nahmen ihr eigenes Gespräch wieder auf.
Meg wandte ihre Aufmerksamkeit erneut Devereux zu, wobei sie mit Nachdruck die Augen nach oben verdrehte. »Ihr müsst meinem Cousin vergeben«, sagte sie leise, aber gerade laut genug, dass Cosimo sie hören konnte. »Er hat in letzter Zeit einige Enttäuschungen erlebt.«
»Haltet Eure tratschwütige Zunge im Zaum, Madame«, zischte Cosimo. »Ich dulde es nicht, wenn Familien-Angelegenheiten öffentlich breitgetreten werden.«
Meg senkte den Blick, als wäre sie beleidigt durch seine aggressive Kritik, und beschäftigte sich damit, ihr Umschlagtuch um ihre Arme zu drapieren.
»Erlaubt mir, Madame.« Devereux half ihr mit dem Tuch. »Ich fürchte, Euer Cousin hat dem Wein schon sehr zugesprochen. Nichts anderes könnte eine solche Unhöflichkeit entschuldigen.«
Sie berührte mit einer flüchtigen Geste, die ihr Unbehagen zum Ausdruck brachte, ihre Brust mit der Hand und sah ihn von unten mit einem Augenaufschlag an. »Ihr seid zu freundlich, Monsieur.«
»Auf keinen Fall«, sagte er. »Bei einer so charmanten Dame.«
»Und jetzt schmeichelt Ihr mir, Monsieur«, sagte sie, und ihr Lächeln bekam eine kokette Note. Dabei klimperte sie ein wenig mit den Wimpern und tätschelte seine Hand.
»Auf keinen Fall«, wiederholte er, und seine freie Hand berührte die ihre für den Bruchteil einer Sekunde.
Cosimo saß in brütendem Schweigen da, doch hinter dieser Fassade war er voll von vergnügter Bewunderung, während er dem Wortwechsel folgte. Meg war gut. Sie verwendete genau die richtige Menge aus Koketterie und Unschuld, obwohl natürlich niemand, und sicherlich nicht der erfahrene Devereux, auch nur eine Minute an diese Unschuld glaubte. Doch das war Teil des Spiels. Sie machte es deutlich erkennbar, dass, falls eine Verführung in den Bereich des Denkbaren rückte, sie dabei keine Novizin sein würde. Nach jeweils drei Schritten vorwärts machte sie einen zurück, so dass er noch tiefer in das Spiel hineingezogen wurde. Tja, welcher Mann konnte da widerstehen? Aus irgendeinem Grund verringerte dieser Gedanke sowohl seine Bewunderung als auch sein Vergnügen.
Er ließ seine Gabel mit einem Klirren auf seinen Teller fallen und fluchte dann leise, als hätte das Ding eine Art Eigenleben entwickelt. Er griff nach seinem Glas, trank noch mehr und sagte dann gedehnt und etwas unsicher: »Du
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