In Liebe verführt
früh wechsle ich dann den Verband.«
»Wenn wir die Nacht überstehen«, sagte Meg und griff hastig nach der Tischkante, als das Schiff heftig schwankte.
»Habt Vertrauen«, gab er zurück und schien mit dem Schaukeln keinerlei Problem zu haben.
»Wir locken die Fregatte hinter uns her«, teilte ihm Meg in fast unbeteiligtem Ton mit und rutschte von der Tischkante. »Ich bin nur nicht sicher, wohin.« Sie sah ihn im schwankenden Licht genau an und entdeckte eine flüchtige Unsicherheit in seiner Miene. Also war er, was die Pläne seines Kapitäns betraf, doch nicht so absolut frei von Zweifeln, wie er angedeutet hatte.
»Versucht, nicht an die Wunde zu stoßen.«
Jede Antwort, die sie hätte geben können, ging in dem Getrappel von Schritten im Flur über ihnen unter, das der Ankunft zweier Männer auf der Leiter vorausging, die einen dritten zwischen sich heruntertrugen. »Eine Kanone hatte sich losgerissen, Sir«, sagte der eine auf dem Weg rückwärts die Leiter hinunter. Er trug die Beine des ächzenden Mannes. »Sie hat Sly gegen die Bordwand gedrückt. Es hat ihn ziemlich erwischt.«
Meg presste sich an die Seite, als der andere Mann, der Kopf und Schultern des Verletzten trug, den Raum betrat. Jetzt war es wirklich eng, und Meg wurde klar, dass sie nur im Weg sein würde, wenn sie irgendeine Hilfe anbot. Abgesehen davon brauchten sie die Hilfe nicht, denn der Mann lag schon auf dem Tisch, er atmete rau und stoßweise, und David streifte ihm gerade das Hemd herunter, wobei er seinem jungen Helfer schnelle, präzise Anweisungen gab.
Sie machte sich zurück auf den Weg hinauf in die frische Luft. Seltsamerweise war ihre Angst jetzt völlig weg, und Meg war nur neugierig, was sich auf dem Deck verändert hatte.
Auf den ersten Blick sah alles gleich aus. Cosimo stand am Steuerruder. Die französische Fregatte folgte ihnen nach wie vor, aber etwas weiter entfernt. Meg sah, dass wieder alle Segel gesetzt waren und die Mary Rose mit hoher Geschwindigkeit über die Wellen flog. Vor ihnen war die Gischt, die an den Felsvorsprüngen der Insel hochspritzte, viel näher gekommen, und Meg wurde es eng in der Kehle. Sie schienen auf Kollisionskurs zu sein. Doch unvermittelt verstand Meg, dass Cosimo nicht vorhatte, sein eigenes Schiff auf den Felsen zerschellen zu lassen. Er lockte die Feinde dorthin.
Warum bemerkten sie das nicht?, dachte sie und ging zur Reling, um das sie verfolgende Schiff zu beobachten. Sie hatten doch Seekarten, sie mussten wissen, wohin sie fuhren. Aber vielleicht waren sie so darauf versessen, ihre Beute zu stellen, die so greifbar schien, dass sie gar nicht auf die Gefahr achteten. Vielleicht nahmen sie an, die Mary Rose wisse den Weg und würde sich nicht absichtlich in Gefahr bringen. Vielleicht kannte der französische Kapitän diese Gewässer nicht so gut wie sein englischer Kollege.
Doch das waren nutzlose Spekulationen. Unauffällig versuchte sie, sich Cosimo zu nähern. Doch er bemerkte ihre Anwesenheit sofort. Sein Blick streifte ihr bleiches Gesicht für einen Moment, wanderte hinunter zu ihrem verbundenen Arm und richtete sich dann wieder auf die Segel. »Noch Schmerzen?«
»Es pocht«, gab sie zu. »Werden wir auf den Felsen dort drüben stranden?«
»Oh, ihr im Glauben Schwachen«, schalt er sie amüsiert.
Meg schluckte. »Werden sie dort auflaufen?«
Er musterte sie mit leicht ironischem Glitzern im Blick. »Ich kann dir versichern, dass sie an unserer Stelle genauso wenig Sympathie für uns empfinden würden wie ich nun für sie.«
Meg schüttelte den Kopf über diese Einstellung.
Cosimo sagte: »Falls es dein Gewissen erleichtert: Dicht vor den Felsen liegt flacher Sand. Dort werden sie auflaufen. Und jetzt lenkst du mich ab.«
Meg ging kommentarlos zurück zu ihrem Platz an der Reling. Und auf einmal ging alles sehr schnell. Cosimo rief Befehle, stand mit beiden Beinen fest auf dem Deck, die Hände sicher auf dem Steuerruder, das er jetzt herumdrehte. Das Schiff begann, die Richtung zu ändern, der Segelbaum schwang über ihrem Kopf zur anderen Seite, die Segel fielen zusammen und klatschten, als sie sich erneut mit Wind füllten. Die Mary Rose nahm Fahrt von der Küste weg auf, während die Fregatte unverändert vorwärts und auf die Felsen zusegelte.
Meg konnte die Schreie und Rufe von der Fregatte hören, als sie sahen, was da vor ihnen lag. Es vermittelte ihr eine ganz gute Vorstellung davon, womit die Matrosen dort in aller Hast beschäftigt waren, während
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