In Liebe verführt
streifte flüchtig über das Bett des Kapitäns, und Meg biss sich auf die Unterlippe, denn sie war sich nicht sicher, ob sie jetzt eher lachen oder der Andeutung nur Gleichgültigkeit entgegenbringen sollte.
Sie entschied sich für eine neutrale Reaktion. »Keine Sorge, ich werde schon vorsichtig sein.«
Er nickte und verband ihren Arm mit effizienten Bewegungen. »Schreibt Ihr Briefe?« Er deutete auf Papier und Feder.
Meg gab in diesem Augenblick eine Rolle auf, die ihr sowieso nicht gefiel. »Ein schwieriger Brief«, sagte sie bedauernd. »An meine Freunde in Folkstone. Cosimo sagte, er könnte ihn den Fischern mitgeben, bevor wir aufbrechen. Irgendeine Erklärung muss ich meinen Freunden ja geben.« Sie öffnete hilflos die Hände.
»Wissen sie denn, dass Euch nichts geschehen ist? Hat Cosimo eine Brieftaube losgeschickt?«
»O ja, das schon. Aber ich muss mir etwas ausdenken, das sie der Allgemeinheit sagen können, warum ich so lange nicht in der Welt erscheine… ich meine natürlich in meiner üblichen Welt«, verbesserte sie sich.
David nickte nachdenklich. »Eine knifflige Sache. Viel Glück dabei.« Er nahm seine Tasche und ging zur Tür. »Andererseits bin ich der Meinung, man sollte seinen Eingebungen folgen.«
»Ach wirklich?« Dass der zurückhaltende, scheinbar nicht von Gefühlen gelenkte Arzt das sagte, schien ihr ungewöhnlich.
»Ich folge Cosimo«, erklärte er und lächelte kurz. »Wo immer er hinfährt, gehe auch ich hin. Und das, obwohl ich mich eigentlich friedlich und lukrativ um die Wehwehchen der Londoner Gesellschaft kümmern könnte.« Er nickte zum Abschied.
Meg kicherte erstaunt und griff wieder nach ihrer Feder. David Porter hatte also auch gern ein wenig Abenteuer im Leben. Brauchte es sogar, um zufrieden zu sein, verbesserte sie sich. Nur ein dringendes persönliches Bedürfnis würde ja wohl einen Mann wie David dazu bewegen können, sich einem Mann wie Cosimo anzuschließen, der oberflächlich sein völliges Gegenteil zu sein schien.
Nach diesen Gedanken ging sie mit neuem Schwung an ihren Brief. Arabella würde ihre Entscheidung nachvollziehen können. Jack ebenso, wenn er den kurzen Ärger überwunden hatte, den er empfinden würde, weil sie seiner geliebten Arabella vorübergehend Sorgen bereitete. Doch sie hatte ursprünglich nichts dafür gekonnt, und deswegen war ihr Gewissen rein, was diese Sache betraf. Doch was sie jetzt vorhatte, lag ganz in ihrer eigenen Verantwortung, und so musste sie ihr Bestes tun, um diejenigen zu beruhigen, die sie vorübergehend allein ließ. Ganz besonders ihre Eltern, die die meisten Nachfragen würden durchstehen müssen. Sie würden ihr letztlich vergeben, hoffte sie zumindest. Doch in jedem Fall war es leichter für alle, wenn mit ihrem Verschwinden kein Skandal verbunden war.
Sie schaute einen Moment aus dem Fenster und stellte sich vor, sie sitze mit ihrer Freundin in Arabellas Wintergarten. Bella wäre damit beschäftigt, ihre geliebten Orchideen zu düngen, zu beschneiden und anzusprühen, und dabei würde sie ihr genau zuhören. Sie konnte das verzückte Giggeln ihrer Freundin hören, wenn sie sie mit den intimeren Details ihres erotischen Abenteuers mit dem Freibeuter erfreute. Ein Lächeln legte sich um ihre Lippen, sie tauchte die Feder noch einmal in die Tinte und machte sich mit erneutem Schwung ans Schreiben.
Als Cosimo eine Viertelstunde später in die Kajüte kam, war sie bereits damit beschäftigt, das eng beschriebene Blatt, auf dem sie etliche Wörter durchgestrichen hatte, mit Sand zu bestreuen. »Langer Brief«, war sein Kommentar.
»Mir sind einfach keine brauchbaren kurzen Zeilen eingefallen, um die Kompliziertheit dieser Situation zu erklären«, gab sie zurück und schüttelte den Sand vom Papier. »Könntest du das denn?«
»Wahrscheinlich«, sagte er vergnügt. »Ich bin ein Mann von wenigen Worten.« Er beugte sich schon wieder über seine Seekarten.
Meg faltete das Papier und klebte es zusammen. »Hast du Siegellack?«
Er hob die Hand zum Regal über dem Kartentisch und holte eine rote Stange Siegellack herunter. »Feuerstein und Zunder liegen in der Schublade unter dem Tisch.«
Meg erhitzte den Siegellack und ließ ihn auf die zugeklebte Stelle tropfen. Sie hätte gern irgendein Zeichen ihrer Identität in den weichen Siegellack gedrückt, aber sie trug keine Ringe, und es fiel ihr nichts anderes Brauchbares ein, also würde der Brief so bleiben müssen. Dann kam ihr ein Gedanke. Sie nahm die Feder
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