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In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

Titel: In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Kristensen
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Nein, warte. Unterbrich mich nicht. Es ist wichtig, dass niemand von der Aktion der Küstenwache erfährt. Offensichtlich verzögert sich die Überprüfung der Papiere des Frachtschiffs. Der Koordinator in Barentsburg muss unter ziemlichem Druck stehen. Die Trawlerskipper sind harte Jungs. Wenn wir noch ein wenig warten, begeht der Koordinator vielleicht eine Verzweiflungstat, um die Probleme zu lösen. Drei voll beladene Trawler nördlich von Spitzbergen, zwei Fischkutter am Kai von Barentsburg und ein Frachtschiff, das die Küstenwache an der Bäreninsel festhält. Irgendetwas muss bald geschehen, damit sie den Fisch loswerden.«
    »Und was spiele ich dabei für eine Rolle?« Knut seufzte resigniert.
    »Den Kopf einziehen. Dich mit Leuten umgeben, denen du vertrauen kannst. Der Konsul dürfte ein verlässlicher Mann sein, etwas anderes wäre gänzlich …«
    »Was ist mit dem Dolmetscher?«
    »Ich weiß es nicht, Knut. Das entscheidest du am besten selbst. Er hat ein seltsames Talent, überall dort aufzutauchen, wo du bist.« Die Stimme des Polizeichefs wurde ernst. »Sei vorsichtig. Achte auf alles, was passiert, aber misch dich in nichts ein. Sollten die Kutter auslaufen, informierst du mich sofort.«

KAPITEL 15 Oksana
    Knut legte sein Handy auf den Tisch. Zwei Striche auf der Batterieanzeige. Er sollte es abstellen, damit zufällige Anrufe keine Energie verbrauchten, aber er tat es nicht. Tom musste ihn erreichen können. Er legte sich aufs Bett und starrte an die Decke. Er hatte Barentsburg satt. Er fand keine Ruhe, außerdem war es zu spät, um in der Arbeiterkantine noch ein Abendessen zu bekommen.
    Erst jetzt bemerkte er die leisen Geräusche, die ihn störten. Das Knallen eines Fensters, das aufgestoßen wurde, nicht weit entfernt. Regungslos blieb er liegen, hielt den Atem an und horchte. Von irgendwoher kamen Musik und Gesang – ein Saiteninstrument, eine Ziehharmonika, ein Chor klagender Stimmen. Pause, dann Gelächter. Klirren und Rufen. Die Musik setzte wieder ein. Wäre er in Ny-Ålesund, hätte er nachgesehen, wer da feierte – aber nicht hier. Nicht in Barentsburg.
    Wie spät war es? Er setzte sich auf. Überlegte, ob er das Risiko eingehen konnte, das Handy als Wecker zu benutzen. Morgen früh würde er noch einmal die Fakten zusammenstellen, bevor er sich mit dem Konsul und dem Bergwerksdirektor traf. Vielleicht konnte er sie überzeugen, den verdächtigen Todesfall noch einmal zu untersuchen. Es konnte nicht im Interesse der Leitung sein, dass die Anlage bei den Arbeitern in den Ruf geriet, unsicher zu sein.
    Wieder spürte er dieses intensive Heimweh nach Longyearbyen. Er schlug die Bettdecke zurück. Als er sich ausziehen wollte, hörte er wieder etwas. Er lauschte. Das Geräusch leiser Stimmen und Gelächter – dieses Mal allerdings sehr viel näher. Wieso? Der Dolmetscher hatte gesagt, er sei allein im Hotel. Knut schlich zum Fenster, er wollte von außen nicht gesehen werden. Die Geräusche mussten von der anderen Seite des Platzes kommen, vielleicht aus einem Zimmer in den hohen, hässlichen Arbeiterwohnblöcken aus grauem Backstein. Aber Augenblick, fiel da nicht eine Tür zu? Das war im Hotel. Allerdings weit entfernt, in einer anderen Etage, auf einem der dunklen, unbewohnten Korridore.
    Systematisch überprüfte er Stockwerk um Stockwerk. Blieb vor jedem Zimmer stehen und horchte. Keinerlei weitere Geräusche, nur das leise Klirren, Singen und Lachen. Bisweilen kaum noch hörbar, an anderen Stellen wieder etwas deutlicher. Im Eingangsbereich wurde ihm klar, dass sich rechts von der Rezeption ein zweiter Flügel des Hotels befand. Er tastete sich in einen dunklen Flur, fand einen weiteren Treppenaufgang. Er wollte nicht aufgeben, er wusste, dass er ohnehin nicht schlafen konnte, solange die Geräusche so verführerisch nah waren. Die Stimmen und die Musik wurden lauter. Auf jeder Etage drückte er den Lichtschalter. Und bei jeder Treppe schaffte er es lediglich bis zur Hälfte, bevor das Licht wieder erlosch.
    Knut war bis ins fünfte Stockwerk gestiegen, er war außer Atem und stützte sich mit einer Hand an der Wand ab. Wieder ging das Licht aus. Plötzlich kam ihm eine Gestalt auf der Treppe entgegen.
    »Hey, wer wohnt hier oben?« Knut atmete schwer, streckte aber eine Hand aus.
    » Nevezenie! Unglück, sich auf der Treppe zu treffen.« Eine Frauenstimme. Sie drückte sich an ihm vorbei und lief in die unteren Stockwerke.
    An einem der Flure in der fünften Etage fand er das

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