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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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fortgesetzt wird, und in der Tat sind die meisten Bewohner und Besucher der Stadt schon wieder zu ihren gewohnten Tätigkeiten und Lustbarkeiten zurückgekehrt.
    Am heutigen Palmsonntag hat dann der König den Böhmen Jan Hus nach Gottlieben bringen lassen, einem Schlosse des Bischofs von Costentz, das etwa eine halbe Meile den Rhein hinab liegt. Er begründete diesen Schritt damit, dass der Ketzer im Kloster der Dominikaner nicht mehr sicher genug sei, womöglich könne er es dem Papst gleichtun und zu fliehen versuchen. Ich glaube eher, dass Sigismund die Aufmerksamkeit der Konzilsteilnehmer von Johannes’ Flucht weg auf ein anderes Thema lenken wollte, und für so etwas eignen sich Ketzer immer besonders gut.
    Was nun mein Schicksal anbelangt, so muss ich dir gestehen, dass ich zunächst sehr schwankend war, was ich tun sollte. Zum einen hat es mich gekränkt, dass Johannes mich, einen seinen wichtigsten Sekretäre, im Dunkeln gelassen hat über seine Flucht. Außerdem sind einige Personen, die mir Vorbild und Meister sind, in Costentz geblieben, wie Francesco Zabarella oder Manuel Chrysoloras. Andererseits gehöre ich zu den Familiares des Papstes, er hat mir mein Amt verliehen und bezahlt meinen Sold. Den Ausschlag für meine Entscheidung gab nun ein Aufruf des Papstes, in dem er heute hat verkünden lassen, dass wir Kurialen ihm alle binnen sechs Tagen an seinen derzeitigen Zufluchtsort Schaffhusen folgen sollen. Wer diesem Aufruf nicht nachkommt, verliert sein Amt. So werde wohl auch ich mich nun mit den anderen auf den Weg machen und diese kleine Stadt verlassen, mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Zum einen bin ich froh, die düsteren, engen Mauern, in denen ich so oft vor Kälte gezittert habe, verlassen zu können, zum anderen weiß ich nicht, was mich erwartet. Schaffhusen soll noch kleiner sein als Costentz, und ob dem Papst die Flucht nach Avignon gelingen wird, steht in den Sternen. Außerdem ist es mir auch leid um die Freunde, dich ich hier zurücklassen muss, so wenige es waren, doch haben mir der lange Cunrat und der muntere Giovanni manch kurzweilige Stunde beschert, auch wenn wir das finstere Geheimnis, das über der Stadt schwebt, nicht lösen konnten.

    So grüße ich Dich voller Ungewissheit über das Schicksal, das Fortuna mir weiterhin zugedacht hat. Mein nächster Brief wird Dich wohl aus Schaffhusen oder von irgendeinem anderen Ort erreichen.

    Dein Poggio

    *

    Der März endete in diesem Jahr mit dem Ostersonntag. Es war wieder Ruhe eingekehrt in der Stadt, und die Menschen freuten sich, dass die Fastenzeit endlich vorüber war. Das Wetter tat ein Übriges, um zur guten Stimmung beizutragen, es war in den letzten Tagen stetig wärmer geworden, und der Winter schien endgültig überwunden.
    König Sigismund führte rastlos Verhandlungen mit allen Delegationen über die Fortführung des Konzils, und man war sich schließlich einig, dass es bei dem geplanten Treffen der Papstvertreter unter Leitung des Königs in Nizza bleiben sollte. Einige Kardinäle waren dem flüchtigen Papst Johannes hinterhergeschickt worden, um ihn zur Rückkehr und zur versprochenen Entsendung von Prokuratoren zu bewegen.
    Außerdem ernannte Sigismund am Karsamstag den Burggrafen von Nürnberg, Friedrich von Hohenzollern, zum Kurfürsten von Brandenburg, eine Ehre, die der König sich mit 400 000 Gulden bezahlen ließ. Gleichzeitig verhängte er die Reichsacht über Herzog Friedrich von Österreich, und so musste der Nürnberger Friedrich ein Heer zusammenstellen und gegen den österreichischen Friedrich, der die Flucht von Johannes ermöglicht und sich zu dessen Beschützer aufgeschwungen hatte, ins Feld ziehen. Der frischgebackene Kurfürst ritt den Rhein hinab und eroberte unterwegs alle Dörfer und Städte, die vormals dem Österreicher gehört hatten. So schmolz dessen Machtbasis dahin, und immer mehr geflüchtete Anhänger von Papst Johannes überlegten sich, ob sie weiterhin auf die römisch-österreichische Karte setzen oder doch lieber zum Konzil nach Costentz zurückkehren sollten.

    Dort hatten die Bäcker ihr Ofenhandwerk wieder aufgenommen. Für den Karfreitag hatten sie Holzmodel mit dem Bild des Gekreuzigten und für die Ostertage Formen für Osterlämmer besorgt. Obwohl viele Prälaten und Gesandte die Stadt mit ihren Gefolgsleuten verlassen hatten, gab es immer noch genügend Kundschaft. Wer sich indes nicht mehr sehen ließ, war Poggio Bracciolini.
    »Er wird mit Johannes abgehauen

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