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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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erzählte ihnen der Wirt auf ihre Nachfrage, dass Bracciolini überhaupt nicht gekommen war. Lämbli erinnerte sich noch gut an den vornehmen italienischen Herrn aus dem Gefolge des Papstes, und er war sicher, dass er ihn nicht gesehen hatte.
    »Porca Vacca, auf diese Italiener ist einfach kein Verlass!«, fluchte Giovanni. Cunrat sah ihn zweifelnd an, und als er sah, dass der Venezianer es ernst meinte, musste er grinsen. Schließlich beruhigte sich Giovanni jedoch wieder und meinte betont gelassen, die hohen Herren wären halt immer sehr beschäftigt, Poggios Ausbleiben hätte sicher nichts zu bedeuten. Und sie würden ihn wahrscheinlich schon morgen wieder am Brotstand treffen. Doch Cunrat war sich dessen nicht so gewiss.

    Am nächsten Morgen stand Cunrat kurz vor Beginn des Gottesdienstes am Portal der Franziskanerkirche. Er hatte sich mit Gretli bei der Kirche der Barfüßer verabredet, wo sie ihre wundersame Christnachtmesse verlebt hatten.
    Als sie nun nebeneinander im Mittelschiff standen und der Predigt lauschten – sie war nicht halb so spannend wie diejenige, mit der Stephan von Landskron ihn damals so erschreckt hatte – wanderten seine Gedanken fort zum letzten Abend.
    Warum war der Sekretär des Papstes nicht gekommen? Hatte er sie neulich doch nur ausgehorcht? Was hatte er denn von ihnen gewollt, wenn ihm gar nicht daran gelegen war, den Mörder zu finden? Man hörte so viel von Spionen in der Stadt, vor allem aus dem Gefolge des Papstes. Was, wenn Bracciolini auch einer war? Aber was konnte er von einfachen Bäckergesellen wie ihnen schon wollen?
    »Amen!«, riss ihn plötzlich Gretli aus seinen Gedanken, weil die Predigt zu Ende war. Da zog Cunrat das Mädchen mit nach draußen.
    »Der Gottesdienst ist doch noch nicht zu Ende!«, protestierte sie.
    »Ich habe heute etwas Wichtiges zu erledigen, und dafür ist es besser, wenn die Leute noch in der Kirche sind«, erklärte er.
    Dann nahm er ihren Arm und führte sie auf den Klosterhof der Franziskaner. Dort hatten die Schreiber und Krämer ihre Stände aufgestellt und begannen nun einer nach dem anderen ihre Zeltbuden zu öffnen und die Tische aufzustellen. Das sonntägliche Verkaufsverbot wurde während des Konzils nicht besonders streng gehandhabt, es gab mehr Ausnahmen als Regelfälle, aber dennoch schlenderten bisher nicht viele Menschen durch die Reihen der Stände, weil die meisten noch in der Kirche waren, so wie Cunrat es vorausgesehen hatte.
    Bei einem älteren Schreiber, der ihm vertrauenswürdig erschien, hielt er inne.
    »Könnt Ihr einen Brief für mich schreiben?«
    »Aber Cunrat«, wandte Gretli ein, »kannst du denn nicht selber schreiben?«
    Für einen Moment schämte er sich, als ihm klar wurde, dass Gretli offenbar die Schrift beherrschte, er aber nicht. Doch dann musste er daran denken, dass außer Giovanni keiner der Bäckergesellen, mit denen er je zu tun gehabt hatte, richtig schreiben konnte. Den Venezianer hatte er einmal in ihrer Hütte überrascht, wie er etwas niedergeschrieben hatte, aber er hatte das Blatt schnell weggesteckt, als Cunrat eintrat, so, als ob es ihm peinlich wäre. Cunrat vermutete, dass es ein Liebesbrief oder gar ein Liebesgedicht für Lucia war.
    »Ich kann nur meinen Namen schreiben«, antwortete er nun, dann diktierte er dem Berufsschreiber einen Brief an seine Mutter. Er hatte sich einen Bogen feines Büttenpapier ausgesucht, und nun achtete er genau darauf, dass die Tinte schöne schwarze Zeichen auf das weiße Papier malte. Er wünschte der Mutter ein gutes Jahr und erzählte, dass er nicht mehr beim Onkel sei, sondern nun mit anderen Bäckergesellen arbeite, und dass er zu ihr zurückkehren werde, wenn das Konzil zu Ende sei, was alle bald erwarteten.
    Da blickte der Schreiber hoch und sah ihn skeptisch an. »Glaubt Ihr das wirklich?«
    Cunrat zuckte die Schultern und diktierte weiter. Dass er das schönste Mädchen der Welt kennengelernt habe und sie ihr nach dem Konzil vorstellen werde. Dabei sah er Gretli hoffnungsvoll an, aber die lächelte nur ein wenig und schaute zur Seite. Sie schämte sich, dass Cunrat ihr beider Glück vor diesem fremden Mann ausbreitete. Doch der war äußerst professionell und konzentrierte sich ganz darauf, die Feder flott über den Papierbogen zu bewegen. Am Ende setzte Cunrat seinen Namen darunter, doch seine Buchstaben wirkten im Vergleich zu den anderen zittrig und ungelenk. Dann ließ er den Brief falten und versiegeln und bezahlte die zehn Pfennige, die so

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