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In Nomine Mortis

In Nomine Mortis

Titel: In Nomine Mortis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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dass du durch Paris gehst und bei
     Juden einkehrst? Armut, Keuschheit und Gehorsam hast du einst geschworen.
     Arm bist du, oh ja. Über die Keuschheit wollen wir schweigen. Gefährlich
     ist jedoch, dass du auch den Gehorsam vergessen hast. Wenn nicht einmal
     mehr Mönche den Gehorsam der Kirche gegenüber leisten, wer
     sollte es dann noch tun?
    Überall ist die
     Christenheit bedroht: An den Grenzen schwingen die Ungläubigen das
     Schwert, im eigenen Land erheben die Ketzer ihr Haupt, während die Männer
     GOTTES, Mönche wie Ritter, ihre Pflichten vergessen. Allein wir, die DOMINI canes, schützen noch die Herde der
     Rechtgläubigen vor den reißenden Wölfen. Nun befand sich
     auf einmal der größte Schatz der Christenheit in unserer Hand.
     Wir wussten sofort, dass GOTT ihn uns überlassen hatte, um SEINE
     Kirche zu schützen. Doch wie hätten wir dies tun sollen? Oh,
     Bruder Ranulf, ich kann dir nicht schildern, wie lange und quälend
     unsere nächtlichen Zusammenkünfte waren, da ein jeder von uns
     eine andere Idee hatte. Sollten wir zum Kreuzzug rufen und allen Rittern
     Geld aus dem Schatz dafür geben? Doch hätten die Landsknechte
     uns nicht einfach das Geld geraubt und wären von hinnen gezogen,
     lachend über die edelmütigen Ideen einiger Mönche? Hätten
     wir mit Geld einen einzigen Ketzer von seinen Irrlehren abbringen können?
     Oder einen der neuen Männer des Wissens von seiner zerstörerischen
     Neugier? Sieh dich doch an, Bruder Ranulf: Du bist gefährlich, allein
     das Gold reizt dich nicht. Deine größte Gier ist die Neugier,
     doch weltliche Reichtümer lassen dich kalt. Was also tun mit unserem
     Schatz?
    Doch der HERR, der uns jenes
     Gold gesandt hatte, erbarmte sich unser, als ER sah, dass wir auch nach
     mehreren Jahren weder aus noch ein wussten.
    Eines Tages klopfte Heinrich
     von Lübeck an die Pforte des Klosters von Saint-Jacques. Ein
     aufrechter Dominikaner, der den langen Weg von Deutschland bis nach Paris
     gegangen war, da ihn sein Wissen quälte.
    Du ahnst es: Der sterbende
     Kapitän der ›Kreuz der Trave‹ hatte ihm von der terra perioeci erzählt. Bruder Heinrich war
     ein älterer Mönch, doch in seiner noch jugendlichen Neugier
     glich er dir. Was verbarg sich, so fragte er sich in einem fort, hinter
     jenem geheimnisvollen Land der Periöken? Da er keine Antwort darauf
     finden konnte, kam er zu uns, denn Paris ist das Zentrum der
     Gelehrsamkeit. GOTT lenkte seine Schritte — denn dieser Bruder, der
     nicht in unser Geheimnis eingeweiht war, gab uns endlich den Schlüssel
     in die Hand, der uns die Tür aus unserem Gefängnis öffnete.
     Ich erkannte es sofort: Ein Land jenseits des Ozeans, den Christen
     unbekannt, den Ketzern, den Sarazenen! Es war, ich gestehe es ohne falsche
     Scham, eine Offenbarung des HERRN! Plötzlich sah ich alles vor meinem
     geistigen Auge, so klar, als würde es schon geben, was ich mir noch
     erträumte.
    Heinrich von Lübeck
     hatte uns Kunde von jenem Land gebracht. Wir hatten den Schatz der
     Templer. Also dachte ich, dass wir beides zusammenbringen müssten.
     Wir sollten all das Gold und Silber in jenes Land der Periöken
     schaffen. Dazu ausgesuchte, glaubensstarke, verschwiegene Christen.
    Was könnten sie dort,
     reich und ungestört von Sarazenen, Ketzern, Zweiflern, alles
     erschaffen! Sie könnten dort siedeln und Kirchen und Städte und
     Burgen errichten, ohne je Gefahr laufen zu müssen, überfallen zu
     werden. Sie könnten ihren Glauben rein halten ohne Anfechtung von außen
     oder von innen. Denn die Inquisitoren würden sie regieren und leiten
     in allen Dingen. Sie könnten Waffen schmieden und Schiffe bauen
     …
    Ein Neues Jerusalem am
     jenseitigen Ufer des Atlantiks, das stand vor meinem geistigen Auge:
     strahlend, machtvoll, rein! Und dereinst, nach vielen Jahren, würden
     die Glaubensstreiter von dort zurückkehren über den Ozean und
     unser sündiges Abendland mit Feuer und Schwert und dem Eifer ihrer
     Religion reinigen. Sie würden weiterfahren nach Jerusalem und die
     heiligen Stätten erobern, auf dass nie wieder ein Ungläubiger es
     wage, Hand auf sie zu legen!
    Ja, dies alles wurde mir in
     einem einzigen Augenblick in die Seele gebrannt. Ich sprach mit
     Engelszungen und überzeugte meine Mitbrüder, nachdem wir uns so
     viele Jahre uneins waren, in einer einzigen Nacht von jenem Plan. Es war
     ein Wunder.«
    Ich wusste nicht, ob ich die
     Vision des Inquisitors bestaunen oder fürchten

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