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In Nomine Mortis

In Nomine Mortis

Titel: In Nomine Mortis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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Kollegium de Sorbon und auch noch andernorts.
     Manchmal bedauere ich dies, doch weiß ich, dass es notwenig war. Das
     Geheimnis um die terra perioeci rechtfertigt
     jeden Preis. Jeden.«
    »Auch ein
     Menschenleben.«
    »Auch dies.«
    Meister Philippe schloss die
     Augen, seine Züge zeigten Trauer, ja Schmerz. »Heinrich von Lübeck«,
     fuhr er schließlich fort und senkte dabei die Stimme so weit, dass
     auch ich ihn nun kaum noch verstehen konnte, »begrüßte
     freudig unser Ziel und war voller Ehrgeiz. Doch als er erfuhr, dass wir
     die Bücher verändern mussten, da protestierte er.«
    Der Inquisitor lächelte
     kurz. »Da glich er dir: Auch Heinrich von Lübeck hatte vom süßen
     Wein des Wissens gekostet und kam nun nicht mehr los davon. Er glaubte,
     dass es eine unentschuldbare Sünde sei, die Bücher zu nehmen
     oder Sätze aus ihnen zu tilgen. Immer heftiger wurde sein Protest,
     immer lauter erhob er seine Stimme. Er drohte, zum Bischof von Paris zu
     gehen. Er drohte uns sogar mit dem Heiligen Vater.
    Wir flehten ihn an, doch zu
     bedenken, wie herrlich und offensichtlich GOTT gefällig unser
     Unternehmen ist. Wir beschworen ihn, niemandem etwas von unseren Plänen
     zu verraten, nun, da er ein Eingeweihter sei. Eindringlich machten wir ihm
     deutlich, in welche Verwirrung sich die Christenheit stürzen würde,
     wüsste sie um den Schatz der Templer und um die terra perioeci.
    Vergebens. Nicht nur, dass
     Heinrich von Lübeck von all unseren guten Worten nichts hören
     wollte. Nein, wir kamen ihm auf die Schliche, dass er seinerseits heimlich
     damit begann, Werke der Geografie an sich zu nehmen. Dazu stahl er sogar
     Geld aus den Schatzkisten der Templer! Er wollte all die Bücher
     kaufen, kopieren, notfalls stehlen, die wir doch verschwinden lassen
     mussten. Schließlich ging er zum Juden Nechenja ben Isaak …«
    »Wusstet Ihr, dass der
     Geldwechsler eine große Bibliothek besitzt?«, fragte ich, da
     der Inquisitor nicht weitersprach. »Ja«, gestand er mir.
     »Wir glaubten, dass wir viel Zeit hätten, sie an uns zu
     bringen. Kein Christ, so dachten wir, würde bei einem Juden Bücher
     lesen wollen und wie sollte uns ein Geldwechsler schon gefährlich
     werden können?
    Doch an jenem Abend entdeckte
     ich, dass unter den Büchern, die wir bereits an uns gebracht hatten,
     das Werk des Castorius fehlte. Auch waren wieder Münzen verschwunden.
     Und dann berichtete uns ein Spitzel, dass ein Mönch das Haus des
     Nechenja ben Isaak betreten habe. Ein Dominikaner.«
    Philippe de Touloubre schloss
     die Augen und betete ein PATER noster. Ich
     schwieg.
    »Heute weiß ich,
     dass Heinrich von Lübeck beim Juden den ›Liber floribus‹ des ketzerischen Chorherren
     Lambert von Saint-Omer kopieren wollte. Doch was genau er in dieser Nacht
     vorhatte und wozu er das Werk des Castorius und die gestohlenen Münzen
     bei sich trug, war uns allen ein Rätsel.
    Wir berieten darüber in
     jener schrecklichen Nacht, doch bis heute haben wir keine Antwort darauf
     gefunden.
    Wir wussten nicht, was
     Heinrich von Lübeck als Nächstes unternehmen würde. Eine
     Befürchtung allerdings hatten wir: dass er mit dem Castorius und der
     Kopie und den Münzen zum Bischof gehen würde. Die beiden Werke
     mochten genügen, dem Bischof die Existenz von der terra perioeci zu beweisen, und das Geld würde
     den Bischof in seiner Gier antreiben, uns unverzüglich mit einem
     Haufen Bewaffneter zu stellen.
    Hätten wir dieses Risiko
     eingehen dürfen? Hätten wir den Traum vom Neuen Jerusalem in
     jener Nacht opfern sollen? Nicht einmal die Flucht wäre uns
     geblieben, denn mit all dem Gold und Silber wären wir zu langsam
     gewesen.
    Wir mussten also sofort etwas
     unternehmen, noch in jener Nacht. Noch bevor Heinrich von Lübeck das
     Haus des Nechenja ben Isaak wieder verlassen hatte, mussten wir unsere
     Entscheidung getroffen haben.«
    »Und Ihr habt Euch für
     den Tod entschieden«, flüsterte ich fassungslos. »Ihr
     opfertet tatsächlich einen Mönch, einen Mitbruder, einen Mann
     GOTTES.«
    Ich schluckte. Nun war es an
     mir, ein Gebet zu sprechen. Ich gedachte des toten Heinrich von Lübeck,
     den ich im Leben nie kennen gelernt hatte.
    »Wart Ihr es, Meister
     Philippe, der in jener Nacht den Befehl gab, den Mitbruder zu erstechen?«,
     fragte ich schließlich. Im Geheimen hoffte, ja flehte ich, dass
     wenigstens dies nicht so war; dass jemand anderes diese schreckliche Tat
     angeordnet hatte; dass

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