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In Nomine Mortis

In Nomine Mortis

Titel: In Nomine Mortis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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wir gewillt sein könnten,
     ihr Vergehen fürchterlich zu strafen. Wir werden sie jedoch bald
     wieder freilassen. Mehr noch: Wir werden ihrem Gatten mit keinem Wort die
     schändliche Treulosigkeit seiner Frau verraten.
    Sie wird kaum mehr als einige
     Stunden hier in diesem Kerker verweilen, sodass Richard Helmstede ihre
     Abwesenheit nicht einmal auffallen wird, denn zur gleichen Zeit haben wir
     wichtige Aufträge für ihn, die ihn auf der Kogge festhalten
     werden.
    Seine eigene Gattin wird
     fortan das Auge der Inquisition sein. Sie wird uns von allen Dingen an
     Bord des Schiffes berichten, sie wird ihren Gatten und alle Seeleute
     getreulich beobachten. Klara Helmstede wird der Inquisition bis zum Ende
     ihrer irdischen Tage ergeben dienen — und damit einen Teil jener großen
     Schuld abtragen, die sie auf sich geladen hat, indem sie einen Mönch
     verführte.« Ich schloss ohnmächtig die Augen. Wie kalt
     waren die Gedanken des Inquisitors, wie präzise, wie erschreckend!
     Ich zweifelte keinen Augenblick daran, dass er Klara Helmstede vollkommen
     in seiner Gewalt hatte. Die Ketten, die er um sie geschmiedet hatte,
     mochten unsichtbar sein — doch waren sie unvergänglich und
     unzerstörbar. Meine Geliebte würde fortan sein Spitzel sein.
     Ebenso ergeben und vor Furcht zitternd wie der Bader Nicolas Garmel, der
     ehemalige Ketzer; ebenso aufmerksam und nach Belohnung heischend wie all
     die Krüppel und Bettler, die durch die Gassen von Paris schlichen.
     »Eigentlich wollten wir das Schiff schon losfahren lassen«,
     unterbrach Philippe de Touloubre meine Gedanken, »doch GOTT gefiel
     es, die ›Kreuz der Trave‹ noch einige Tage in Paris
     verweilen zu lassen.«
    »Und dann wird sie
     hinaus auf den Atlantischen Ozean segeln«, sagte ich. »Zum
     Land der Periöken — wie sie es schon einmal getan hat.«
    Philippe de Touloubre strich
     sich bedächtig über das Haupt und nickte. »Wie tut es
     meiner Seele weh, dass du nicht die Stärke eines Inquisitors hast«,
     murmelte er. »Ich hätte dich alles gelehrt, was es zu wissen
     gibt. Du hättest Inquisitor von Paris werden können und zugleich
     einer der größten Gelehrten unseres Ordens. Welcher Verlust für
     uns und für die Christenheit, dass du auf dem Scheiterhaufen enden
     musst.«
    Ich versuchte, mich
     aufzurichten, so weit es die Fesseln erlaubten. Ich fürchtete mich.
     Doch GOTT ist mein Zeuge: Meine Angst vor den Flammen war nicht so groß
     wie meine Angst davor, in Unwissenheit zu sterben.
    »Erweist mir, Meister
     Philippe, die Gnade und erzählt mir, warum ich sterben muss«,
     flehte ich.
    Er blickte mich lange
     nachdenklich an, dann nickte er. »Selbst im Angesicht des Todes
     sehnst du dich nach Wissen«, sagte der Inquisitor. »Wohlan, du
     sollst alles erfahren.
    Du hast sehr auf jene Worte
     geachtet, die Heinrich von Lübeck mit seinem Blut geschrieben hat. So
     wichtig der Hinweis auf die terra perioeci ist — eine andere Spur hast
     du darüber übersehen: das Geld.«
    »Die Münzen, die
     Bruder Heinrich bei sich getragen hat«, murmelte ich schwach.
    Der Inquisitor nickte.
     »Ja. Alte Münzen. Alle sind sie älter als vierzig Jahre.
     Sagt dir das immer noch nichts, selbst jetzt nicht?«
    Ich dachte lange nach und plötzlich
     kam ich mir vor wie der größte Narr der Christenheit. Zugleich
     durchfuhr mich ein eisiger Schreck ob jenes verfluchten Namens. »Die
     Templer«, flüsterte ich.
    »Ja, die Templer«,
     stimmte mir Meister Philippe zu. »Der große, mächtige und
     doch so sündige Ritterorden. Der Orden mit dem größten
     Schatz der Christenheit …«
    »Heinrich von Lübeck
     trug Münzen aus dem Schatz der Templer bei sich?«, keuchte ich
     ungläubig.
    Der Inquisitor sah mich
     mitleidig an. »Ein winziger Teil von jenem Gold und Silber«,
     sagte er und lächelte kalt.
    »Es ist eine lange
     Geschichte«, fuhr er dann fort. Obwohl er sich bemühte, gleichmütig
     mit mir zu sprechen, konnte ich doch den Stolz aus seiner Stimme heraushören.
     Er sprach nicht nur, um mein quälendes Unwissen zu beenden. Er sprach
     auch, um in mir einen staunenden Zuhörer für eine Geschichte zu
     haben, die er vielleicht in dieser Form noch nie jemandem offenbart hatte
     denn GOTT. »Es ist nun einundvierzig Jahre her«, sagte Meister
     Philippe und seine Stimme wurde dabei so leise, dass ihn weder der
     Folterknecht noch der Bader verstehen konnten, »da ließ König
     Philipp der Schöne von Frankreich in

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