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In Nomine Mortis

In Nomine Mortis

Titel: In Nomine Mortis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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einer einzigen Nacht alle
     Templer in seinem Reich in den Kerker werfen. Papst Clemens V. gab seinen
     Segen dazu. Sieben Jahre währte der Prozess gegen sie, sieben lange
     Jahre der Folter und der genauesten Befragung, in dieser Zeit waren Sünden
     fast ohne Zahl ans Tageslicht gekommen: Die Templer, die sich Streiter
     Christi nannten, beteten in Wahrheit den Satan in Gestalt einer riesigen
     schwarzen Katze an. Sie schändeten das Andenken Christi und das
     Kreuz. Sie betrieben Sodomie und hatten Verkehr mit Dämonen. Sie
     entboten ihrem Prior regelmäßig den ›Kuss der Schande‹,
     der so sündig ist, dass ich selbst dir, der du die Wollust gekostet
     hast, nicht verraten werde, was genau es damit auf sich hat. Und ihr in
     der ganzen Welt gerühmter Mut in der Schlacht, ja ihre
     Todesverachtung rührte nur von einem Geheimtrunk her, den sie aus der
     Asche verstorbener Mitbrüder und unehelicher Kinder zusammenrührten.
     Das zumindest gestanden die Templer.«
    Philippe de Touloubre sah
     mich an und sinnierte. »Ich frage mich, ob ich all diese Dinge auch
     geglaubt hätte, wäre ich damals schon Inquisitor gewesen«,
     flüsterte er. »Doch war ich viel zu jung. Nun, da Seine
     Heiligkeit sie offensichtlich glaubte, müssen sie wahr gewesen sein,
     denn kann ein Papst in solchen Dingen irren?« Meister Philippe
     erwartete keine Antwort von mir — und ich war klug genug, ihm meine
     Meinung nicht kundzutun.
    »Vor vierunddreißig
     Jahren dann«, fuhr er fort, »wurde Großmeister Jacques
     de Molay zusammen mit Sechsundsechzig weiteren Templern verbrannt. Es
     geschah vor der Kathedrale Notre-Dame, nur ein paar Schritt von der Stelle
     entfernt, an der Heinrich von Lübeck sein Leben aushauchte. Der Großmeister
     war einst der Freund des Königs gewesen und der Pate seiner Tochter.
     Nun, auf dem Scheiterhaufen, da die Flammen schon an ihm züngelten,
     rief er in letzter Todesnot: ›GOTT selbst wird mein Rächer
     sein!‹ Dann umhüllte ihn das Feuer und trug seine Seele von
     dannen — ob zum Himmel oder zur Hölle, das vermag kein
     Sterblicher zu sagen.«
    »Der Fluch der Templer«,
     murmelte ich.
    »Ja, in der Tat: der
     Fluch der Templer. Denn starben nicht Papst Clemens V. und König
     Philipp der Schöne noch vor Jahresfrist, wie de Molay es, schon
     brennend, geweissagt hatte? Fanden nicht auch alle drei Söhne des Königs,
     von denen ein jeder ihm auf den Thron folgte, den Tod? Sie waren
     verschieden jung an Jahren, der älteste starb mit nur dreiunddreißig
     Jahren, dem Alter unseres Heilandes, da er ans Kreuz geschlagen ward. Und
     obwohl die drei Söhne mit insgesamt sechs Frauen verheiratet gewesen
     waren, entspross doch keiner Ehe auch nur ein männlicher Erbe.«
    Meister Philippe lächelte
     kalt. »Im Volk und selbst unter den Gelehrten in Paris wird dies als
     der Fluch der Templer gesehen — doch wir Inquisitoren wissen es
     besser …«
    Ich blickte Philippe de
     Touloubre atemlos an, doch der erging sich in Gedanken und schien erst
     nach längerer Zeit wieder zurückzufinden zu unserem seltsamen
     Gespräch.
    »Jacques de Molay,
     dessen Seele sich in jenem Augenblick vielleicht schon aus dem Körper
     löste und SEINES Reiches ansichtig wurde und deshalb klar war wie die
     keines anderen Menschen je zuvor, dieser Jacques de Molay hat GOTT als Rächer
     angerufen. Zwar hat ER all jene, welche die Templer verbrannten, zu sich
     gerufen, doch SEINE Pläne sind nicht so offensichtlich, dass sogar
     der gemeine Pöbel sie erkennt. Nein, sie sind versteckter, größer
     und schrecklicher in SEINEM Zorn.   
    Den legendären Schatz
     der Templer, all das Gold und Silber, das sie im Abendland und im Heiligen
     Land in einem Zeitraum von fast zwei Jahrhunderten zusammengerafft hatten,
     den fanden die Häscher des Königs nicht und auch nicht die
     Legaten des Papstes. Doch einigen Inquisitoren — allesamt
     Dominikaner aus Paris — wurde das Geheimnis offenbar. Sie waren die
     einzigen, die bei der Folterung eines unscheinbaren, ja nichtswürdigen
     Templers zugegen waren. Doch dieser Ritter, der Niedrigste des Ordens,
     hatte, wie sich herausstellte, die Kisten mit dem Gold und Silber im
     Temple zu Paris versteckt — und eines Nachts, nach langer Folter,
     verriet er das Versteck, bevor er verschied.
    Einige Mitbrüder begaben
     sich noch in nämlicher Nacht zum Temple, folgten den Anweisungen, die
     der sterbende Templer hinterlassen hatte - und ein junger Mönch
    

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