Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In Nomine Mortis

In Nomine Mortis

Titel: In Nomine Mortis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
Vom Netzwerk:
sollte. Sie war hell
     und strahlend wie ein Feuer - doch verbrennt man sich nicht, kommt man den
     Flammen zu nahe? »Habt Ihr, …«, ich wagte jene nächste
     Frage kaum zu stellen, doch der Inquisitor hatte Recht: Ich wollte Wissen
     haben um jeden Preis. »Habt Ihr Heinrich von Lübeck dann getötet,
     damit das Geheimnis um die terra perioeci allein bei Euch liegt?«
    Philippe de Touloubre schüttelte
     traurig den Kopf. »Oh nein, mein junger Mitbruder, im Gegenteil:
     Heinrich von Lübeck war doch SEIN Werkzeug, warum hätten wir da
     Hand an ihn legen wollen? Zunächst jedenfalls nicht.
    Wir haben den Mitbruder aus
     dem fernen Norden zu einer unserer nächtlichen Zusammenkünfte
     gerufen - dort haben wir ihn eingeweiht. In alles, den Schatz und den
     Plan. Da fiel er auf die Knie, Tränen rannen über seine Wangen
     und er dankte GOTT für diese große Gnade, dass er bei einem so
     edlen Unternehmen seinen Beitrag leisten dürfe. So nahmen wir ihn auf
     in unsere Reihen. Als dreizehnten Mönch.   
    Heinrich von Lübeck war
     es, der Richard Helmstede dazu überredete, nach Paris zu segeln, mit
     der ›Kreuz der Trave‹. Denn da niemand von uns weiß,
     wo jenes geheimnisvolle Land genau liegt und wie es aussieht, dachten wir,
     es sei das beste, genau jenes Schiff zu nehmen, das erwiesenermaßen
     diese Reise bereits einmal überstanden hatte. Der Reeder kam denn
     auch nach Paris und mit ihm seine Gattin, womit wir nicht gerechnet
     hatten. Aber, wie du siehst: Auch dies war SEIN Wille, denn nun ist Klara
     Helmstede das Auge der Inquisition. Der Reeder weiß bis heute nicht,
     wohin die Reise gehen soll. Ich denke, dass er seine Vermutungen hat, doch
     ist er klug genug und schweigt. Er ahnt nicht, dass ich mit Heinrich von Lübeck
     in Verbindung stand und ihm Befehle gab. Denn stets schickte ich, wenn
     Anordnungen zu geben waren, einen unserer verschwiegenen Mitbrüder zu
     ihm.
    Wir haben ihm viel Gold
     gegeben für die Fahrt — es ist die erste Ausgabe aus dem Schatz
     der Templer, die wir jemals getätigt haben. Wir lassen Kisten mit den
     Münzen an Bord bringen, dazu viele Vorräte. Im letzten
     Augenblick werden zwölf Mönche aus unserem Kreis die Kogge
     betreten. Sie werden die Gründer des Neuen Jerusalems sein, jenseits
     des Ozeans.                  
    Richard Helmstede wird zurückkehren
     und fortan zwischen jenem fernen Land und unserer Christenheit reisen und
     Menschen und Vorräte transportieren - so wenig, dass es niemandem je
     auffallen wird. Langsam wird er sorgfältig ausgewählte
     christliche Siedler und Streiter über den Ozean bringen, ein, zwei
     Dutzend auf jeder Fahrt. Niemand wird sie vermissen.
    Wir hätten den Kapitän
     schon längst ablegen lassen, doch die Seuche, die nun in Paris wütet,
     hat alles verzögert. Wir müssen abwarten, bis die Krankheit
     abgeklungen ist — was, wie ich glaube, schon bald der Fall sein
     wird. Es wird nur noch ein paar Tage dauern. Nur einmal hat Satan unsere
     Pläne bislang gestört — eine schreckliche Fügung!
     Heinrich von Lübeck war dazu ausersehen, einer jener zwölf Mönche
     zu sein, welche die Ehre haben, das Neue Jerusalem zu gründen. Er
     freute sich zunächst gar sehr darüber - doch dann befielen ihn
     Zweifel.
    Um alle unsere Spuren zu
     verwischen, sandten wir verschwiegene Mitbrüder aus, welche, wie du
     inzwischen weißt, in den Bibliotheken der Christenheit jeden Hinweis
     auf die terra
     perioeci löschen
     sollen. Nur einige wenige zuverlässige Karten wollten wir behalten, für
     den Kapitän der Kogge. Ansonsten wollten wir alles tilgen, was auf
     das Land jenseits des Ozeans wies. Denn was ist gefährlicher als ein
     weiser Text, den ein Unbefugter liest?«
    »Aber es ist ein
     Verbrechen und eine Sünde, so viele Bücher zu fälschen«,
     flüsterte ich.
    Da lachte Meister Philippe
     und schüttelte den Kopf. »Warum? Wo steht geschrieben, dass es
     ein Verbrechen ist? Ist es nicht vielmehr so, dass die Inquisition nicht
     nur einzelne Seiten, sondern ganze Bücher verbrennt, weil sie häretisch
     und somit gefährlich für die Kirche sind? Diese Stellen über
     das Land der Periöken sind zwar keine Ketzerei, doch ebenso gefährlich.
     Also lassen wir seit einem Jahr nach Büchern suchen, die uns
     bedrohlich dünkten.«
    »Du selbst hast mit
     eigener Hand Bücher gestohlen«, warf ich ihm vorwurfsvoll an
     den Kopf.
    Er nickte. »Ja, das tat
     ich, in unserem Kloster, im

Weitere Kostenlose Bücher