In Nomine Mortis
sollte. Sie war hell
und strahlend wie ein Feuer - doch verbrennt man sich nicht, kommt man den
Flammen zu nahe? »Habt Ihr, …«, ich wagte jene nächste
Frage kaum zu stellen, doch der Inquisitor hatte Recht: Ich wollte Wissen
haben um jeden Preis. »Habt Ihr Heinrich von Lübeck dann getötet,
damit das Geheimnis um die terra perioeci allein bei Euch liegt?«
Philippe de Touloubre schüttelte
traurig den Kopf. »Oh nein, mein junger Mitbruder, im Gegenteil:
Heinrich von Lübeck war doch SEIN Werkzeug, warum hätten wir da
Hand an ihn legen wollen? Zunächst jedenfalls nicht.
Wir haben den Mitbruder aus
dem fernen Norden zu einer unserer nächtlichen Zusammenkünfte
gerufen - dort haben wir ihn eingeweiht. In alles, den Schatz und den
Plan. Da fiel er auf die Knie, Tränen rannen über seine Wangen
und er dankte GOTT für diese große Gnade, dass er bei einem so
edlen Unternehmen seinen Beitrag leisten dürfe. So nahmen wir ihn auf
in unsere Reihen. Als dreizehnten Mönch.
Heinrich von Lübeck war
es, der Richard Helmstede dazu überredete, nach Paris zu segeln, mit
der ›Kreuz der Trave‹. Denn da niemand von uns weiß,
wo jenes geheimnisvolle Land genau liegt und wie es aussieht, dachten wir,
es sei das beste, genau jenes Schiff zu nehmen, das erwiesenermaßen
diese Reise bereits einmal überstanden hatte. Der Reeder kam denn
auch nach Paris und mit ihm seine Gattin, womit wir nicht gerechnet
hatten. Aber, wie du siehst: Auch dies war SEIN Wille, denn nun ist Klara
Helmstede das Auge der Inquisition. Der Reeder weiß bis heute nicht,
wohin die Reise gehen soll. Ich denke, dass er seine Vermutungen hat, doch
ist er klug genug und schweigt. Er ahnt nicht, dass ich mit Heinrich von Lübeck
in Verbindung stand und ihm Befehle gab. Denn stets schickte ich, wenn
Anordnungen zu geben waren, einen unserer verschwiegenen Mitbrüder zu
ihm.
Wir haben ihm viel Gold
gegeben für die Fahrt — es ist die erste Ausgabe aus dem Schatz
der Templer, die wir jemals getätigt haben. Wir lassen Kisten mit den
Münzen an Bord bringen, dazu viele Vorräte. Im letzten
Augenblick werden zwölf Mönche aus unserem Kreis die Kogge
betreten. Sie werden die Gründer des Neuen Jerusalems sein, jenseits
des Ozeans.
Richard Helmstede wird zurückkehren
und fortan zwischen jenem fernen Land und unserer Christenheit reisen und
Menschen und Vorräte transportieren - so wenig, dass es niemandem je
auffallen wird. Langsam wird er sorgfältig ausgewählte
christliche Siedler und Streiter über den Ozean bringen, ein, zwei
Dutzend auf jeder Fahrt. Niemand wird sie vermissen.
Wir hätten den Kapitän
schon längst ablegen lassen, doch die Seuche, die nun in Paris wütet,
hat alles verzögert. Wir müssen abwarten, bis die Krankheit
abgeklungen ist — was, wie ich glaube, schon bald der Fall sein
wird. Es wird nur noch ein paar Tage dauern. Nur einmal hat Satan unsere
Pläne bislang gestört — eine schreckliche Fügung!
Heinrich von Lübeck war dazu ausersehen, einer jener zwölf Mönche
zu sein, welche die Ehre haben, das Neue Jerusalem zu gründen. Er
freute sich zunächst gar sehr darüber - doch dann befielen ihn
Zweifel.
Um alle unsere Spuren zu
verwischen, sandten wir verschwiegene Mitbrüder aus, welche, wie du
inzwischen weißt, in den Bibliotheken der Christenheit jeden Hinweis
auf die terra
perioeci löschen
sollen. Nur einige wenige zuverlässige Karten wollten wir behalten, für
den Kapitän der Kogge. Ansonsten wollten wir alles tilgen, was auf
das Land jenseits des Ozeans wies. Denn was ist gefährlicher als ein
weiser Text, den ein Unbefugter liest?«
»Aber es ist ein
Verbrechen und eine Sünde, so viele Bücher zu fälschen«,
flüsterte ich.
Da lachte Meister Philippe
und schüttelte den Kopf. »Warum? Wo steht geschrieben, dass es
ein Verbrechen ist? Ist es nicht vielmehr so, dass die Inquisition nicht
nur einzelne Seiten, sondern ganze Bücher verbrennt, weil sie häretisch
und somit gefährlich für die Kirche sind? Diese Stellen über
das Land der Periöken sind zwar keine Ketzerei, doch ebenso gefährlich.
Also lassen wir seit einem Jahr nach Büchern suchen, die uns
bedrohlich dünkten.«
»Du selbst hast mit
eigener Hand Bücher gestohlen«, warf ich ihm vorwurfsvoll an
den Kopf.
Er nickte. »Ja, das tat
ich, in unserem Kloster, im
Weitere Kostenlose Bücher