In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
Beinahe-Unfalls. Ich war heilfroh, dass es noch sehr früh am Morgen war – zu früh für den Berufsverkehr und somit waren nicht allzu viele Autos auf der Straße. Die Lastwagen fuhren unberührt von dieser Jagd auf dem rechten Fahrstreifen.
Plötzlich fielen Schüsse und ich hörte , wie Elias scharf die Luft einsog.
„RUNTER!“, schrie er und ich schnallte mich wie in Trance ab und verkrümelte mich , so gut es ging, in den Fußraum. Mein Puls beschleunigte sich noch einmal um das Doppelte und meine Haut begann zu kribbeln. Aber das schien nicht nur meine Angst zu sein. Mit meinem Körper geschah etwas.
Ich öffnete die Augen und sah auf meine Arme. Sie waren schwarz und Federn wuchsen aus ihnen heraus. Es wurden immer mehr, bis ich schließlich Flügel hatte, dann gab es einen Knall.
Metall und Glas knirschte n und splitterten. Das Geräusch verursachte mir Zahnschmerzen und ich versuchte verzweifelt, mir mit meinen Federflügeln die Ohren zuzuhalten.
Ich sah zu Elias hoch, welcher mit panischen Augen in den Rückspiegel blickte und das Tempo verlangsamte.
„Komm wieder hoch, mein Kätzchen“, sagte er mit zittriger Stimme.
Ich kletterte wieder auf den Sitz, konnte mich aber aus Mangel an Fingern nicht anschnallen. Langsam drehte ich mich um und sah hinaus. Das Auto der Werwölfe war gegen die Leitplanke gedonnert und lag auf dem Kopf und vollkommen zerquetscht auf der Straße.
Elias fuhr auf den Standstreifen.
„Geht es dir gut?“ Er packte mich an den Schultern und musterte mich von oben bis unten. Ich zitterte am ganzen Körper und nur langsam begriff ich, dass es vorbei war. „Bist du verletzt? Kätzchen, sprich mit mir, bitte!“, flehte mein Engel und ich schluckte.
„Alles ok ay“, stammelte ich. Langsam bildeten sich die Federn zurück und meine Hände zeichneten sich wieder ab. Ein kurzes Lächeln zuckte über das verstörte Gesicht meines Freundes.
„Ok ay, ich sorge mal dafür, dass sie wirklich tot sind“, flüsterte er und sah mich an. Ehrfürchtig strich er mir über meine Arme. „Versuch dich zu entspannen. Ich bleibe in deinem Kopf, damit ich weiß, wenn etwas nicht stimmt.“
„Müssen wir nicht die Polizei rufen?“
„Da hinten stehen bereits Autos von Menschen, die angehalten haben. Keine Sorge, sie werden mich nicht sehen.“
Elias zog mich in seine Arme und strich mir über den Rücken. Aber sein Körper bebte und war verkrampft. Als er ausstieg, sah ich den Grund dafür. Er hatte eine Schusswunde an der Schulter.
Ich wollte ihm nach laufen, aber so, wie ich noch aussah, konnte ich ihm nicht hinterher. Wie sollte ich die Flügel erklären?
Keine Angst, Kätzchen , hörte ich ihn in meinem Kopf. Es ist keine Silberkugel und die Wunde ist nicht tief. Vampirhaut ist zu hart für ernsthafte Schussverletzungen .
Ich atmete tief aus und schloss meine Augen. Nachdem ich mir einigermaßen sicher war , nicht weinen zu müssen, wählte ich Anastasijas Nummer.
„Was ist passiert?“, fragte die Vampirin hysterisch.
„Wir wurden von den Werwölfen verfolgt, die wir gestern getroffen haben“, jammerte ich und brach in Tränen aus.
„H abt ihr sie abgehängt?“
„Elias tötet sie gerade“, schluchzte ich und fragte mich, ob Ana mich überhaupt verstand.
„Ruhig, Miriam. Ich bin gerade bei dir daheim, um deine Schulsachen zu holen. Wir sehen uns gleich. Versuch dich ein bisschen zu entspannen.“
„Elias wurde angeschossen.“
„Was?“ Jetzt war auch Anastasija geschockt. „Schlimm? Silber?“
„Nein, kein Silber.“
„Dann wird es heilen, Miri. Atme tief durch!“
Ich tat , was sie sagte.
„So , und jetzt versuch dich zu fangen oder überlege dir etwas, was du Eva und Aisha erzählen kannst.“
Elias stieg wieder ins Auto und sah mir fragend entgegen.
„Dein Bruder ist wieder hier.“
„Okay, wir sehen uns gleich!“
„Ja, bis gleich .“ Ich betrachtete meine Arme, alles wieder normal. „Zeig mir deine Schulter!“, forderte ich meinen Freund auf und er drehte mir die Verletzung zu.
„Das heilt schnell, keine Angst“, seufzte er und schnallte sich an. „Wir müssen fahren, sonst kommen wir zu spät. Die Lehrer de nken eh schon, dass ich einen schlechten Einfluss auf dich habe.“ Er versuchte sich an einem Lächeln und fuhr los.
Die restliche Fahrt schloss ic h meine Augen und lauschte zur Abwechslung mal, wie Elias mit dem Radio mitsang. Mit Sicherheit tat er das, um mich zum Mitsingen aufzufordern, aber ich war viel zu aufgebracht.
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