In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
Anastasija und hielt den Stadtplan vors Gesicht.
„Mauer, Mauer und noch mal Mauer!“, kommentierte ich die Aussicht, während Minka neben mir in ihrem Transportkorb ein Klagelied sang.
„Das Anwesen muss riesig sein“, sinnierte die Vampirin.
Oh ja, wie recht sie hatte. Zumindest den dazugehörigen Park konnte man getrost als riesig bezeichnen.
„Da vorne kommt ein Tor“, sagte Elias, doch ich konnte es mit meinen menschlichen Augen aus dieser Entfernung noch nicht erkennen.
Mein Vampir hielt vor einem schweren, großen , mit Efeu bewachsenen Eisentor. Wie von Zauberhand öffnete es sich und wir konnten bis zu einer Art kleinem Pförtnerhäuschen hineinfahren, wo eine Schranke unseren Weg versperrte.
Einen Herzschlag später standen z wei Vampire um unser Auto. Elias ließ das Fenster auf seiner Seite runtersurren.
„Seid gegrüßt , Prinz, Prinzessin und Anastasija“, sagte der Vampir und schenkte jedem von uns ein kurzes Lächeln. „Ihre Eltern sind bereits da.“ Dann nickte er dem anderen Vampir zu und die Schranke öffnete sich.
„Vielen Dank“, murmelte Elias und sah mich kurz verwirrt an, bevor er den Kiesweg hinunterfuhr. Nur langsam gaben die umherstehenden Bäume die Sicht frei und ich staunte nicht schlecht, als wir schließlich zum Stehen kamen. Es war eine riesige weiße Villa mit schwarzen Dachziegeln. Marmortreppen führten hinauf zum Eingang, welcher mit Palmen in Terrakottatöpfen geschmückt war.
Da öffnete sich die Tür und Roman stürmte geschäftig heraus, in der Hand hielt er eine Art Blaupause und hinter ihm lief Heinrich von Rosenheim, wie immer in einen Anzug gekleidet. Und das bei dem Wetter! Es war immerhin Sommer!
„Da seid ihr ja schon“, rief Elias ’ Vater und lief auf uns zu.
Wir stiegen aus und sahen uns ein wenig um. – Wow, wann waren wir nach Kalifornien geflogen?
„Musste das sein? Ist das nicht ein wenig protzig?“, grummelte Elias neben mir und nahm mich bei der Hand. Der ISV-Pressesprecher nickte uns von Weitem freundlich zu und verschwand dann mit dem Handy am Ohr wieder im Haus.
„Hattet ihr einen schönen Schultag?“, fragte Roman und hob kurz seine Sonnenbrille an. Hey, seine Augen waren dunkelrot. Ich freute mich innerlich wie ein kleines Kind darüber. Der Schmerz schien langsam nachzulassen.
„Der Schultag war ok ay, aber davor war es etwas stressig.“ Elias lächelte und reichte seinem Vater die Hände. Ich hatte noch nie erlebt, dass Roman ebenfalls so die Gedanken seiner Kinder las.
„Ich werde es Heinrich erzählen.“ Papa Groza streichelte seinem Sohn über die Wange. „Und jetzt geht euch mal oben ein Zimmer aussuchen.“
Das war der Startschuss für Anastasija und sie huschte an uns vorbei ins Haus. Uuuuuunnnd tschüß! Elias seufzte und sah das Haus an, als wollte es ihn verschlingen.
„Bis später , Roman“, sagte ich und zog an meinem Vampir. Kaum hatten wir die Eingangstür durchschritten, hörte ich die vertraute Stimme meiner Oma. Was sie genau sagte, konnte ich nicht verstehen, aber sie klang überhaupt nicht glücklich und man brauchte nicht Einstein zu sein, um zu wissen, warum. Ich wunderte mich, dass sie überhaupt einen Schritt über die Türschwelle dieses Hauses getan hatte. Hier in diesen Hallen aus weißem Marmor ging es zu wie in einem Bienenstock. Überall hörte man Stimmen summen und Möbel rücken.
„Ich glaub , mir ist schlecht“, maulte Elias an meiner Hand und sah unglücklich die riesige Treppe hinauf.
„Quatsch. Auf nach oben!“, befahl ich.
Im ersten Stock winkte ich meiner Mutter zu, die mit Kleidung beladen am anderen Ende des Flurs vorbeilief. Leider sah sie mich nicht , aber der Grund dafür war ihr auf den Fersen: meine keifende Oma.
„Ob das alles Schlafzimmer hier oben sind?“, fragte ich und sah meinen kreideweißen Freund an.
„Bestimmt“, seufzte er.
„Was ist los, hmh?“
„ISV übertreibt.“ Er schnaubte. „ Eures Standes würdig. Wir sind doch nicht die Kaiser von China!“
„Wohl eher die Kennedys.“ Ich lachte. „Positiv denken, Schatz! POOOSITIV! Stell dir einfach vor, wir machen hier Urlaub.“
„So wirkt das Haus auch eher – wie ein Hotel.“
Ich zog ihn in die Arme und streichelte über seinen Kopf.
„Sobald das alles vorbei ist, ziehen wir wieder in mein kleines , knuddeliges Zimmer, ja?“ Ein Lächeln, Halleluja!
Ich wusste genau, dass wenn ich ihn jetzt küssen würde, ich dann mit einer Menge Hormone zu kämpfen gehabt hätte … also
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