In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
und ließ sie los, sobald sie aus der Gefahrenzone heraus waren. Die Kleine besaß sogar noch die Frechheit, nach ihm zu treten.
„Lass die Finger von meinem Kind!“, schrie ihn die Mutter an und schloss ihre mittlerweile weinende Tochter in die Arme.
Elias erhob sich und kehrte den Dreck von seinen Klamotten runter.
„Fass sie nie wieder an, Blutsauger !“
„Gute Frau“, seufzte Elias genervt. „Wenn Sie Ihre Pflicht als Mutter ernst nehmen würden, dann hätte ich mich nicht vor einen fahrenden Lastwagen schmeißen müssen, um Ihre Brut zu retten.“
„Ich muss mir von jemandem wie dir nicht sagen lassen, wie ich mich um mein Kind zu kümmern habe!“
„Wenn ich nicht an Ihrer Stelle aufgepasst hätte, dann hätten Sie jetzt kein Kind mehr, um das Sie sich kümmern müssten, Sie eingebildete, ignorante Kuh!“ Die letzten Worte zischte er durch die ausgefahrenen Fänge hindurch.
Die Kleine holte tief Luft und bespuckte meinen Freund, we lcher angewidert auswich.
„Gut gemacht, Mäuschen“, lobte die Demonstrantin.
Ich konnte mir echt nur an den Kopf fassen und Elias durch das Öffnen der Arme signalisieren, dass er zu mir kommen sollte.
„Ich hätte sie platt fahren lassen sollen, dann hätte die Luft jetzt wenigstens einen angenehm en, leckeren Blutgeruch“, knurrte Elias und blitzte die Frau und ihre Tochter wütend an, bevor er sich in meine Arme kuschelte.
Die wüsten Beschimpfungen hatten ein Ende genommen und alle starrten mich und meinen Vampir an. Fast so , als wären wir Tiere im Zoo.
„Wenn ein Vampirkind dort gestanden hätte, hätten die keinen Finger gekrümmt, um es zu retten. Gott sei Dank bist du besser als sie“, lobte ich meinen Schutzengel und strich ihm über den Rücken. Seine Muskeln waren angespannt vor Wut und ich spürte, wie er innerlich kochte.
„Was geht denn hier?“, fragte Eva, die plötzlich neben mir stand. Aisha starrte mit großen Augen zu dem verunglückten LKW.
„Elias hat das Kind von so einer eingebildeten Schlampe gerettet und die hat ihn dafür auch noch beschimpft“, sagte ich und hörte zu meiner Überraschung keinen Einspruch aus der Masse. „Aber jetzt sagt mal, warum ihr so spät kommt“, lenkte ich das Thema in eine andere Richtung.
„Ich musste noch schnell mit Eric Schluss machen“, sagte Eva ganz beiläufig und stapfte davon.
Was? Das kam für mich wie aus heiterem Himmel.
„Eva?“, rief ich ihr nach, aber sie winkte ab und ging weiter Richtung Bus, um ihren Koffer im hohen Bogen in den Kofferraum zu befördern. Ich starrte Aisha mit offenem Mund an.
„Keine Ahnung“, seufzte diese und zuckte mit den Schultern. „Sie will nicht darüber reden.“
Oh weia, war ich mittlerweile eine so schlechte Freundin, dass ich das nicht kommen gesehen habe? Ich machte mir schreckliche Vorwürfe.
„Hey, Frau Piepenbrock !“, rief Eva. „Wann können wir einsteigen?“
„Der Busfahrer macht gleich auf“, erklärte unsere Lehrerin.
Ich atmete tief durch. „Jetzt weiß ich, warum ich so ein komisches Gefühl im Bauch hatte. Eva ist ein viel schlimmerer Sturkopf als ich.“
„Geht das?“, wollte Elias wissen und ich nickte unglücklich.
Endlich kam der Busfahrer und machte die Klappen zum Sta uraum runter. Nachdem der Bus rundherum zu war, ging er zur Tür und öffnete sie. Anastasija huschte los wie der Wind.
„Sie reserviert uns die Rückbank“, erklärte ich Aisha und schlang einen Arm um ihre Taille. – Oh Mann, die Klassenfahrt fing ja gut an!
Im Bus sor tierte ich Elias ans Fenster und setzte mich zwischen ihn und Eva. In meinem Bauch machten mir Gewissenbisse zu schaffen. Ich war in letzter Zeit wirklich eine miese Freundin gewesen.
„Alles klar, Eva?“, fragte ich und tätschelte ihre Schulter.
„Na klar“, sagte sie, setzte ihren MP3-Player auf und begann in einem Buch zu lesen. Fragend sah ich über sie hinweg zu Aisha.
„Lass sie erst mal in Ruhe“, sagte diese und sah hilflos zu Anastasija, die neben ihr saß.
„Sie möchte im Moment wirklich nur in Ruhe gelassen we rden“, bestätigte die Vampirin, die diese Information sicherlich aus erster Hand hatte.
Na toll ! Dabei wollte ich in den Armen meines Freundes versinken und ihn bis zur Bewusstlosigkeit oder bis zur Ankunft in Hamburg küssen – je nachdem, was zuerst kam. Aber mit Eva neben mir, die gerade mit ihrer ersten großen Liebe Schluss gemacht hatte, war das unmöglich.
„Ich mag es nicht, auf die Fahrkünste eines Menschen angewi esen
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