In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
Freundin.
„Ich habe dich und Aisha angelogen.“
Ana nickte verstehend . Anscheinend hatte sie es nicht ausgehalten und sich die Informationen bereits aus Evas oder Elias’ Kopf besorgt. Wie sehr ich die Vampirin darum beneidete …
„ Eric … Eric und ich, wir … wir hatten nie Sex.“
Mir fiele n fast die Augen aus dem Kopf.
„ Alles, was ich euch darüber erzählt habe, habe ich aus Zeitschriften und Büchern.“ Sie deutete auf ihren Rucksack, aus dem einige Magazine herausschauten. „Es tut mir leid, ich habe keine Ahnung, warum ich euch so einen Mist erzählt habe.“
„Schon ok ay“, sagte Aisha und streichelte ihren Oberarm.
„Ist doch nicht schlimm“, sagte ich. „Aber was hat das mit eurer Trennung zu tun?“
„Nun … Eric wollte unbedingt, aber ich nicht.“ Sie zuckte mit den Schultern und sah mich verzweifelt an. „Ich bin einfach noch nicht bereit dazu und er … er hat mich immer mehr dazu gezwungen. Er sagte, dass er Schluss machen würde und dass ich ihn nicht lieben würde.“
„Dabei war es eher er , der dich nicht geliebt hat“, sagte ich mit Verachtung in der Stimme. „Am liebsten würde ich jetzt zurückfahren und dem mal die Meinung sagen!“
„Ja, das hat Elias auch gesagt.“
„Dass er Eric vermöbeln will?“, fragte ich mit großen Augen.
„Nein.“ Eva lachte , doch es klang irgendwie hysterisch. „Dass Eric mich wohl nicht genug liebt, wenn er mich so unter Druck setzt.“
„Das macht man nicht mit Menschen, die man liebt“, fügte Elias hinzu und zog sich die Kapuze vom Kopf.
„Ruhe, Kapuzenmann!“, sagte ich. „Wenn der Kuchen spricht, hat der Krümel Pause.“
„Ich glaub nicht, dass Elias so etwas mit dir gemacht hätte“, schluchzte Eva und sah mich mit Tränen in den Augen an. Ich drückte sie noch fester an mein Herz.
„Ja, stimmt.“ Elias schnaufte belustigt. „Wenn ich Miriam dazu gezwungen hätte, würde ich als Eunuch enden.“
Ich strafte ihn mit einem Blick , bei dem Zoolander neidisch geworden wäre.
„Du hättest jetzt etwas sagen können wie: Ich liebe Miriam viel zu sehr, um ihr so was anzutun – oder sonst ein romantisches Geleier, aber nööö, du hast nur Angst um deine Familienjuwelen“, schimpfte ich mit einem Grinsen auf den Lippen.
Elias legte eine Hand auf die besagte Stelle und sah belustigt in die Runde.
„Die brauch ich noch“, erklärte er.
Anastasija schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn, wä hrend Aisha hochrot vor sich hin kicherte. Selbst Eva lachte ein kleines bisschen in meinen Armen.
„Ich bin so froh, dass es jetzt raus ist“, seufzte meine Freundin.
„Und wir sind dir auch nicht böse“, sagte ich mit einem Blick hinüber zu Aisha.
„Richtig“, stimmte sie mir zu.
„Da kommt die Klassenfahrt gerade recht. In Hamburg dürftest du Ruhe vor Eric haben.“
„Deswegen habe ich diesen Zeitpunkt gewählt.“
Ich nickte verstehend.
Eva löste sich aus meiner Umarm ung und setzte sich wieder auf. „Ich würde jetzt gerne weiterlesen, wenn das okay ist?“
„Na klar“, sagte Aisha. „Lenk dich ab.“
Ich lehnte mich in dem Sitz zurück und seitlich gegen meinen Freund. Es war schon komisch zu erfahren, dass eine meiner besten Freundinnen mir etwas vorgespielt hatte. Ob sie das auch in anderen Punkten tat? War Eva in Wirklichkeit ein ganz anderer Mensch, als sie vorgab zu sein? Mein Magen drehte sich für den Rest der Fahrt mindestens hundert Mal im Kreis und für einen Moment dachte ich wirklich, dass ich mich hätte übergeben müssen. Elias merkte es und legte mir eine seiner kühlen Hände auf die Stirn.
„Du wirst mir aber nicht krank werden, oder?“, flüsterte er in mein Ohr.
Ich schüttelte den Kopf, schaute aber gequält drein. Ich machte mir solche Vorwürfe, Eva und Aisha so vernachlässigt zu haben, seit ich Elias kannte. Irgendwann würde ich sie aus den Augen verlieren, wenn ich so weitermachte, und dann … ja, dann wäre ich ohne Freundinnen. Eine Stimme in meinem Kopf flüsterte mir etwas Gruseliges zu: Irgendwann sind die beiden tot und du bleibst zurück. Dass Anastasija und Elias immer an meiner Seite sein würden, tröstete mich, aber trotzdem …
Meine Gedanken schweiften wieder zu Evas Freund. Ich kam einfach nicht darüber hinweg, dass Eric so etwas getan hatte. Natürlich hatte ich ihn kennengelernt und es hatte immer so ausgesehen, als ob Eva in der Beziehung die Hosen angehabt hätte. Eric war immer so ruhig und geduldig gewesen, wenn ich
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