In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
dabei gewesen bin. Vielleicht hatte ihn Eva zu sehr untergebuttert? Himmel, hatte ich auch Elias zu sehr unterm Pantoffel? Ich meine, Elias war es gewohnt, von einer Frau herumkommandiert zu werden, da brauchte ich mir nur Anastasija anzusehen. Nicht dass Elias mal aus Wut mir gegenüber fies werden würde. Oje, ich machte mir wirklich zu viele Gedanken. Ich führte meinen Kopf näher an sein Ohr.
„Schatz? Sag mal findest du es, dass ich dich manchmal rumkommandiere?“ Ich flüsterte, so leise es ging. Wenn Ana es gehört hatte, dann war sie so freundlich, es sich nicht anmerken zu lassen.
„Wie kommst du jetzt darauf?“
„Beantworte bitte einfach meine Frage.“
„Ich liebe dich und höre dir zu, wenn du etwas sagst. Wenn ich es für gut erachte, dann folge ich dem auch.“ Er kitzelte mich am Bauch, bis ich lächelte. „Mein kleines Alphaweibchen.“
Als wir endlich in Hamburg ankamen und aus dem Bus stiegen, fühlte ich mich, als wäre ich nicht nur fünf Stunden, sondern tagelang unterwegs gewesen. Umso mehr freute ich mich, dass mir wenigstens die Jugendherberge auf Anhieb gefiel. Obwohl wir mitten in der Stadt waren, lag sie in einer Grünanlage in der Nähe der Horner Pferderennbahn. Meiner Mutter hätte es hier sicher sehr gut gefallen.
Ich atmete tief durch und schmiegte mich an Elias ’ Brust. Die Kühle seiner Haut spürte ich sogar durch den Pullover hindurch.
„Alle mal herhören!“, schrie Frau Piepenbrock. „Ich möchte, dass jeder seinen Koffer nimmt und hier wartet. Ich gehe rein und hole die Schlüssel. Danach teile ich euch in Zimmer ein.“
„Wetten, das gibt Ärger?“, murmelte Anastasija.
„Hmh“, brummte Elias zustimmend.
„Wieso?“, wollte ich wissen.
„Wegen uns“, seufzte Ana und sah Frau Piepenbrock nach, wie sie die Jugendherberge betrat.
Elias’ kühle Hand fuhr meinen Nacken hoch, bis sie meinen Hinterkopf umfasste.
„Wie geht es dir?“
„Alles okay.“
„Sicher?“ Sein Blick musterte mich ausgiebig.
Ich nickte und versuchte mich an einem kleinen Lächeln.
Plötzlich huschten seine Augen ruckartig über mich hinweg.
„ Nein!“, zischte er, ließ mich los und stellte sich neben mich.
Fünf oder sechs Vampire – ich war zu faul, genauer nachzuzählen – standen mit einem Mal neben unserer lustigen Reisegruppe und gingen in die Knie.
E in Vampirmann mit dunkelbraunen Locken, die ihm bis zum Kinn reichten, trat hervor. Dann beugte auch er sein Knie. Elias sah verzweifelt aus und so richtig genervt.
„Bitte steht auf“, bat er die Gruppe. Der Vampir mit den Locken erhob sich als Erstes und funkelte meinen Freund belustigt an.
„Mein Prinz, wir sind gekommen, um Euch in unserer schönen Stadt zu begrüßen. Wir sind hocherfreut, Euch und die Prinzessin willkommen zu heißen.“
„Danke“, sagte Elias, doch es klang beinahe wie ein Maulen.
„Man hat uns über die aktuellen Umstände unterrichtet und wir werden dafür sorgen, dass Ihr unbehelligt die Woche hier verl eben könnt.“
Elias nickte nur.
„Yeah!“, trällerte ich. „Vampir bodyguards.“ Ich lehnte mich gegen Elias und flippte ein Bein hoch. „And Iaiaiaaaa will always love youuuu!“, sang ich aus voller Kraft.
Der Löckchenvampir lachte sich halb schlapp, räusperte sich aber, als Elias’ verstörter Blick ihn traf.
„Entschuldigt“, sagte er und verbeugte sich kurz. „Man sagte uns schon, dass die Prinzessin etwas ganz Besonderes sei.“
„Das ist aber nett umschrieben“, sagte Ana. „Ich würde sagen, dass sie einen an der Waffel hat.“
Ich trat ihr auf den Fuß. Es tat ihr zwar nicht weh, dafür hatte sie aber meinen Schuhabdruck auf ihren weißen Ballerinas. Hah!
„Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich leicht ungeniert“, zitierte ich Bertold Brecht – oder war es Wilhelm Busch? Egal, so ein toter Schreiberling halt. Ich fand es wirklich interessant, dass ich schon einen Ruf weghatte. Locke fand mich, glaube ich, toll, denn er lachte mich aus ganzem Herzen an. Auch die anderen Vampire kicherten mit vorgehaltener Hand. Na ja, alle bis auf einen, der schien keine Emotionen zu besitzen und starrte kommentarlos in die Luft. Wie ein lebender Eisberg.
„Majestät, seid Ihr sicher, dass Ihr hier wohnen wollt?“, fragte der Vampir mit den Locken.
Elias holte tief Luft und sah hilflos zu seiner Schwester.
„Ja.“ Mein Vampir war sehr wortkarg.
„Wir könnten Euch eine angemessene Unterkunft bieten.“
„Danke, aber wir werden hier
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