In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
aufgebaut und e ine Folie mit Vorschlägen für die Klassenfahrt aufgelegt. Die Folie sah aus, als ob sie schon mindestens zehn Jahrgängen vor uns gezeigt worden war. Während die eine Hälfte der Klasse lauthals diskutierte, herrschte in unserer Ecke betretenes Schweigen.
Währenddessen kam u nsere Lehrerin zu Elias. „Geht’s dir wieder besser?“, fragte sie mit sorgevoller Stimme. „Ich hab dich erst in ein paar Tagen zurückerwartet.“
„Wir hei len sehr schnell“, antwortete er mit belegter Stimme und räusperte sich.
„Deine Mutter klang wirklich besorgt, als sie bei mir anrief. Da h ab ich mir auch Sorgen gemacht.“
Ein Blitz schlug genau vor meinen Augen auf de m Schulhof ein und ich zuckte zusammen. Elias verzog keine Miene und fing wieder damit an, mich mit einem intensiven Blick zu mustern; seine Augen wirkten fiebrig. Ich starrte auf die Folie und ignorierte ihn, so gut es ging.
Frau Piepenbrock startete eine Abstimmung , bei der ich mich mit meinen beiden Freundinnen kurzschloss. Wir wollten nach Hamburg.
„Hamburg wäre super !“, schwärmte Eva extra laut und sah mich an. „Da könnten wir Ben kennenlernen!“
Ich wurde put errot. Ben war der Letzte, an den ich jetzt denken wollte. Ben … wie dumm mir doch alles vorkam, was im Urlaub geschehen war. Hatte ich ihm auch nur eine Träne nachgeweint?
Elias ’ Augenbrauen zogen sich zu einem Stirnrunzeln zusammen und er sah mich fragend an. Ich ignorierte auch diesen Blick. Ich wollte ihm nun wirklich nicht erklären, wer Ben war.
Eva kramte gegen meinen Protest in meiner Tasche und holte aus meinem Portmonee ein Foto von Ben heraus, um es Aisha und den Vampiren zu zeigen.
„Eine Augenweide“, sagte Aisha, die sich aufgrund des Abstands zu den Vampiren mutiger gab.
Die Entscheidung der Klasse fiel tatsächlich auf Hamburg und ich musste schlucken.
„Ben, wir kommen!“, trällerte Eva. Es machte ihr eindeutig Spaß, ein wenig Unruhe zu stiften.
Elias verharrte in einer Position mit verkrampften Armen – den ganzen Rest der Stunde. War er etwa eifersüchtig? Wunschdenken, sagte ich mir und lächelte vor mich hin.
Wegen des Regens saßen ich und meine Mädels in der Pause zusammen mit den Vampiren in der Klasse. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt. Ich weiß nicht, was es war, aber irgendwas zwischen mir und Elias war heute anders, wir spürten es beide. Es war, als müssten wir vor aller Welt etwas verheimlichen. Das Ganze ließ uns irgendwie verkrampft erscheinen.
Als es am Ende der letzten Stunde klingelte, fiel mir ein Stein vom Herzen. Wieso nur war das Verhältnis zwischen uns wieder so angespannt? Ich konnte mich irren, aber als ich die Klasse verließ, hatte ich das Gefühl, dass mir Anastasija „Bis gleich!“, hinterhergerufen hatte.
Leicht irritiert rannte ich durch den Regen auf das Auto meiner Mutter zu. Ich nahm neben ihr Platz und lie ß ihre Schellte über mich ergehen, dass ich ohne Regenschirm unterwegs war. Im Auto roch es nach nassem Tier.
„Wir haben gerade unerwün schten Besuch bekommen“, sagte meine Mutter aus heiterem Himmel.
„Wen?“
„Zwei Vampire .“ Ihre Stimme klang fast wie ein Knurren. „Sie wollen mit uns reden.“
Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie nicht gut auf diesen Besuch zu sprechen war. Immerhin gab es angeblich starke Spannungen zwischen unseren Arten.
„Einen der beiden kennst du bestimmt“, fuhr sie fort. „Es ist dieser von Rosenheim, der damals im Fernsehen war.“
„Wirklich?“ Prominenz in unserem Wohnzimmer!
„Ja. Eins muss man diesen Blutsaugern lassen, sie sehen erstaunlich gut aus.“
Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen und nickte.
„Wer ist der andere?“, fragte ich.
„Herr Groza , Elias’ Vater.“
„Und wie schaut er aus?“
„Atemberaubend“, sinnierte sie und starrte mit glasigen Augen nach vorne.
Sprach ich wirklich gerade mit meiner Mutter in einem norm alen Ton über Vampire? Sie atmete tief ein und aus und durchbohrte mich dann mit ihrem Blick. „Dein Vampir kommt auch“, sagte sie in einem ernsthaften Ton.
„Oh ! Wieso?“
„Diese komische Organisation … wie heißt sie noch?“
„ In sanguine veritas ?“, half ich meiner Mutter auf die Sprünge.
„Ja , genau die. Die wollen etwas mit unserer Familie besprechen.“
„Weil wir Gestaltwandler sind?“ , fragte ich.
„Ja, und ich bin gespannt , was sie wollen.“ Sie klang wütend.
Vor lauter Schreck hatte ich meine Tage früher bekommen und
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