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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Goodhind
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bevölkerten, hatte nur wenig Ähnlichkeit mit der ihren. Na gut, in gewisser Weise war er wie sie, denn er betätigte sich auch im Hotel- und Gaststättengewerbe. Schließlich war er Besitzer von ein paar Restaurants. Aber das war’s dann schon an Ähnlichkeiten. Gerüchte gingen um, dass Mr. Benici noch einige andere Sachen machte, die nicht sonderlich viel mit Gaststätten und Hotels zu tun hatten. Recht häufig schienen Leute, die Mr. Benici geärgert hatten, einfach zu verschwinden. Naive Beobachter waren der Meinung, dass sie die Stadt verlassen hatten. Realisten vermuteten andere Dinge.
    Sie bretterten den Lansdown Hill wieder hinauf. Die Tür schwang noch immer hin und her, und zwei Paar Hände versuchten, Honey in den Griff zu bekommen.
    Mr. Benici war mit den Bemühungen seiner Leute gar nicht zufrieden. Ein Schwall von Schimpfwörtern strömte aus seinem sinnlichen Mund – manche schienen italienisch zu sein.
    Es war sicherlich nicht Benicis Plan für den Abend gewesen, mit weit offener Beifahrertür, aus der die Beine einer unfreiwilligen Mitfahrerin heraushingen, durch die Nacht zu rasen. Langsam lief er blau an vor Wut, brüllte den Fahrer an und brüllte die beiden Männer an, die versuchten, die Situation zu retten.
    Irgendwie hatte Honey es inzwischen geschafft, sich in den Zwischenraum zwischen dem Beifahrersitz und dem Armaturenbrett zu schlängeln.
    Fette Finger an fetten Händen wurden ausgestreckt, um sie zu packen. Jetzt stand es auf Messers Schneide, ob die beiden sie greifen würden oder ob sie sich befreien konnte. Wenn nur der Fahrer ein wenig unaufmerksam war, dann würde es klappen!
    Und tatsächlich! Der Wagen fuhr um einen rechts stehenden Poller und rumpelte gleichzeitig in ein Schlagloch.
    Er verlangsamte die Geschwindigkeit gerade genug.
    Honey krümmte sich zu einem Ball zusammen – das hatte sie wirklich in ihrer ersten und einzigen Karatestunde gelernt. Und dann rollte sie sich herum und war draußen!
    In der Schule hatte sie in der Laienspielgruppe mitgewirkt. Ihr größter Publikumserfolg war der Part eines Igels in »Der Wind in den Weiden« gewesen. Auch da hatte sie sich zu einem Ball zusammenrollen müssen.
    Und so kullerte sie nun, fest zusammengekrümmt, über den Gehsteig, ehe sie draußen vor The Farmhouse, einem Pub an der Ecke von Camden Crescent, an ein Verkehrsschild stieß.
    Am Lansdown Hill sah man schon bei Tag nur wenige Fußgänger. Hier flutete nur der Autoverkehr entlang. Um diese Tageszeit war die Straße schon gar nicht belebt. Nur ein, zwei Fußgänger waren unterwegs, und keiner war nah genug, um ihr helfen zu können. Auch aus dem Pub kam niemand heraus.
    Genau wie Honey befürchtet hatte, blieb Benicis Auto sofort stehen. So leicht würden die sie nicht davonkommen lassen.
    Die beiden Kleiderschränke, die für Benici arbeiteten, sprangen aus dem Auto. Sie konnte sehen, wie sie sich umschauten, während sie sich die Jacken zuknöpften. Sie waren sicherlich hoch erfreut, dass sich nur wenige potenzielle Zeugen in der Nähe aufhielten.
    Honey versuchte, auf die Beine zu kommen. Leicht war das nicht. Obwohl ihr Körper nun nicht mehr kullerte, drehte sich ihr noch alles im Kopf.
    Sie schüttelte den Kopf. »Mir ist schlecht.«
    Sie konnte nicht zu den beiden Gorillas aufblicken, sondern hielt die Augen starr auf ihre Füße gerichtet. Sie kamen auf sie zu und wollten sie holen. Riesenschuhe kamen über den Bürgersteig auf sie zugetappt.
    Honey schwang einen Arm zur Seite und versuchte aufzustehen. Aber es ging nicht, ihr war immer noch schwindelig.
    Die großen Schuhe blieben auf halbem Weg zu ihr stehen.
    Sie hörte eine Stimme.
    »Okay, Jungs. Ab hier übernehme ich.«
    »Mach bloß, dass du …«
    »Das ist’n Bulle«, sagte jemand.
    Die Schuhe zogen sich zurück. Die Wagentür wurde zugeschlagen, und sie hörte beinahe im Unterbewusstsein, dass das Auto wegfuhr.
    Dann näherte sich ein anderes Paar Schuhe, und jemand in Jeans beugte sich zu ihr herunter. Er legte ihr die Finger unter das Kinn, hob ihr Gesicht an, sodass sie ihn ansehen musste. Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Einen Polizisten zum Freund zu haben, das hatte den einen oder anderen Vorteil.
    Er schaute erleichtert, aber auch vorwurfsvoll.
    »Wie kommt es, dass ich dich nicht mal fünf Minutenallein lassen kann, ohne dass du mit anderen Männern abhaust?«
    »Frauen haben eben das gewisse Etwas«, sagte sie grinsend.
    Steve Doherty hatte sie endlich gefunden.

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