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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Goodhind
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    Karen Pinker war tot. Doherty erzählte ihr alles, was er darüber wusste; selbst die Anrufe aus öffentlichen Telefonzellen erwähnte er.
    »Da waren auch welche während der Zeit, als du in der Schönheitsfarm warst.«
    Honey stürzte die Hälfte ihres Drinks in einem Zug herunter. Steaks brutzelten auf dem Grill, und wie immer wirbelte der blaue Rauch in den schwachen Lichtstrahlen, die im Zodiac Club das Dunkel durchdrangen.
    Allmählich trockneten ihre Rattenschwanzfrisur und ihr kleines Schwarzes, das an den falschen Stellen an ihr klebte.
    Doherty hatte ihr angeboten, ihr beim Ausziehen ihrer zerfetzten Strümpfe zu helfen. Er hatte ein langes Gesicht gemacht, als sie seine Hilfe abgelehnt hatte, weil sie keine Schuhe mehr an den Füßen hatte und deshalb wenigstens die Strümpfe anbehalten wollte. Vielleicht würde er sie nach Hause tragen müssen.
    Zumindest war ihr warm. Jetzt war Mitternacht, und im Klub drängten sich die Gäste um die Bar. Wahrscheinlich würde niemand merken, wie zerzaust sie aussah. Die Besucher wollten um diese Zeit nur essen, trinken und den Zwängen ihres Berufs entkommen. Die meisten waren Hoteliers, Pensionsbesitzer und Gastwirte. Ab Mitternacht kam für sie die Zeit für Spaß und Feiern.
    Der Drink half Honey, den Schock über Karen Pinkers Tod ein wenig leichter wegzustecken. Dohertys Finger, die ihr die nassen Haarsträhnen aus der Stirn strichen, taten ein Übriges.
    Trotzdem hatte sie Schuldgefühle wegen Karen undfragte sich, ob sie da vielleicht einen Fehler gemacht hatte. Sie hatte die junge Frau gedrängt, über die Schönheitsfarm zu sprechen, und deswegen hatte die schon ihren Job verloren. Hatte sie vielleicht auch ihr Leben aus dem gleichen Grund lassen müssen?
    Dass sie ihr Glas wie die Kristallkugel einer Wahrsagerin hin und her drehte, linderte ihre Schuldgefühle auch nicht.
    »Ich würde zu gern wissen, was du gerade denkst«, sagte Doherty.
    Seine Finger strichen wieder ihr Haar zurück. Normalerweise rieselten ihr dabei Wonneschauer über den Rücken. Heute jedoch war sie blockiert. Irgendwie schien es ihr offenbar unanständig, derlei zu genießen, wenn jemand, den sie – wenn auch nur kurz – gekannt hatte, ermordet worden war.
    »Ich habe nur gedacht …«
    »Die Tatsache, dass Karen dir einiges erzählt hat, hätte vielleicht ihren Tod beschleunigt.«
    »Treffer.«
    »Das kannst du nicht wissen.«
    »Meinst du nicht?«
    Er nahm ihr Kinn in seine Hand. Das hatte so etwas Bestimmendes. Sie fühlte sich verletzlich – was sie ja auch war – und doch von seiner schützenden Gegenwart umgeben – was zum Glück ebenfalls zutraf.
    »Schau mal. Nichts ist sicher. Es könnte ein eifersüchtiger Liebhaber gewesen sein. Ich meine, was zum Teufel hatte sie auf der Baustelle zu suchen?«
    Irgendwie konnte sich Honey eine junge Frau wie Karen nicht mit einem Bauarbeiter als Freund vorstellen – jedenfalls nicht am Arbeitsplatz des Typen. Sie erinnerte sich daran, dass während ihrer Behandlung das Telefon geklingelt hatte und dass Karen daraufhin verschwunden war. Konnte nicht am Tag, an dem Lady Macrottie umgebracht wurde, das Gleiche geschehen sein? Sehr wahrscheinlich.
    Sie erklärte Doherty diese Annahme, und der überdachte die Sache. »Schade, dass wir nicht wissen, wer es war.«
    Doherty räusperte sich, nahm sein Glas in die Hand und schaute es ziemlich böse an. »Wo wir gerade von Liebhabern reden: Ich denke, dass Luigi Benici eine Nummer zu groß für dich ist. Andere Typen spielen vielleicht den harten Mann. Benici
ist
beinhart. Punkt. Was zum Teufel hast du in seinem Auto zu suchen gehabt?«
    »Er wollte mich mitnehmen, obwohl ich nicht mitfahren wollte. Na ja, zumindest nicht bei ihm.«
    Er nickte weise. »Nun, das beruhigt mich. Es sah wirklich so aus, als hätte er dich voll umgehauen, so wie deine Füße aus der Beifahrertür raushingen.«
    »Danke, dass du mich gerettet hast. Was für ein Glück, dass du in der Gegend warst.«
    »So bin ich eben. Steve Doherty, der edle Ritter. Stets zu Diensten.«
    Honey seufzte. Seine Finger wanderten in ihren Nacken. Endlich fing sie an, sich zu entspannen.
    »Na ja, Zufall war es nicht, dass ich dort war. Ich bin zuerst in die Assembly Rooms gegangen. Casper hat mir erzählt, dass du verschwunden bist, als gerade die Preisträger verkündet werden sollten.«
    Plötzlich dämmerte ihr, dass vielleicht das völlig Undenkbare geschehen war.
    »Ich habe doch nicht etwa einen Preis bekommen, oder?«
    Er

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