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In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught

Titel: In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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reden«, sagte Michele und tippte weiter. »Bin beschäftigt.«
    Als sie so hinter ihr stand, konnte Wendy nicht umhin, Clark Recht zu geben. Michele hatte wirklich einen riesigen Kopf, besonders im Vergleich zu ihrem schmächtigen Körper. Er sah aus wie ein Luftballon am Ende einer Schnur. Der dünne Hals drohte jeden Moment unter der Last zusammenzubrechen.
    Wendy sah auf die Uhr. Drei Minuten vor zwölf. Sie eilte den Flur entlang zu Vics Büro. Seine Sekretärin, Mavis, war da.
    »Hey, Mavis.«
    Auch die würdigte Wendy kaum eines Blickes. »Was kann ich für Sie tun, Ms. Tynes?«
    So hatte Mavis sie noch nie genannt. Vielleicht war während ihrer Zwangspause eine Direktive ausgegeben worden, dass die Leute sich formeller verhalten sollten. »Ich würde Vic gern kurz sprechen.«
    »Mr. Garrett ist nicht im Büro.« Ihr normalerweise freundlicher Ton war eiskalt.
    »Können Sie ihm sagen, dass ich im fünften Stock bin? Dürfte eigentlich nicht lange dauern.«
    »Ich werde es ihn wissen lassen.«
    Wendy wartete am Fahrstuhl. Vielleicht war es nur Einbildung, aber es schien eine eigenartige Spannung in der Luft zu liegen.
    Obwohl Wendy seit Jahren in diesem Gebäude aus und ein ging - es war der Hauptsitz des Senders -, war sie doch noch nie bis in den fünften Stock gekommen. Jetzt nahm sie in einem schneeweißen Büro Platz, einem kubistischen Wunderwerk mit einem kleinen Wasserfall in der Ecke. Eine Wand zeigte ein Gemälde aus schwarz-weißen Wirbeln. Die anderen Wände waren leer. Sie saß den sehr beruhigend wirkenden Wirbeln
gegenüber. Auf der anderen Seite eines Glastisches saßen drei Anzugträger vor den Wirbeln, schön säuberlich nebeneinander aufgereiht, zwei Männer und eine Frau. Ein Mann war schwarz, die Frau war Asiatin. Hübsch ausgewogen, dachte sie, aber der Chef, derjenige, der in der Mitte saß und das Gespräch leitete, war natürlich ein weißer Mann.
    »Vielen Dank, dass Sie gekommen sind«, sagte er. Er hatte sich ihr vorgestellt - er hatte sogar alle drei vorgestellt -, sie hatte jedoch nicht auf die Namen geachtet.
    »Kein Problem«, sagte sie.
    Wendy fiel auf, dass ihr Stuhl mindestens fünf Zentimeter niedriger war als die der anderen. Ein klassischer - wenn auch amateurhafter - Versuch, sein Gegenüber einzuschüchtern. Wendy verschränkte die Arme und rutschte sogar noch etwas weiter herunter. Sollten sie doch glauben, dass sie im Vorteil wären.
    »Also«, sagte Wendy und versuchte so die vorgegebene Hackordnung zu durchbrechen, »was kann ich für Sie tun?«
    Der weiße Mann sah die Asiatin an. Die zog ein paar zusammengeheftete Zettel aus einer Akte und schob sie über den Tisch. »Ist das Ihre Unterschrift?«, wollte der weiße Mann wissen.
    Wendy sah die Zettel an. Es war ihr Arbeitsvertrag. »Sieht so aus.«
    »Ist das Ihre Unterschrift oder nicht?«
    »Das ist sie.«
    »Dann haben Sie dieses Dokument auch gelesen.«
    »Ich denke schon.«
    »Sie sollen nicht denken, ich möchte …«
    Sie unterbrach ihn mit einem kurzen Winken. »Ja, ich habe es gelesen. Und wo liegt jetzt das Problem?«
    »Ich möchte Sie bitten, Absatz siebzehn Punkt vier auf Seite drei anzusehen.«

    »Okay.« Sie blätterte auf die Seite.
    »Er bezieht sich auf unsere strikten Regelungen in Bezug auf persönliche und/oder sexuelle Beziehungen am Arbeitsplatz.«
    Sie richtete sich auf. »Was ist damit?«
    »Haben Sie sie gelesen?«
    »Ja.«
    »Und sie auch verstanden?«
    »Ja.«
    »Also, Ms. Tynes«, sagte der weiße Mann. »Uns ist zu Ohren gekommen, dass Sie gegen diese Regel verstoßen haben.«
    »Äh, nein, ich versichere Ihnen, dass ich das nicht getan habe.«
    Der weiße Mann lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und versuchte, abweisend auszusehen. »Kennen Sie einen Victor Garrett?«
    »Vic? Natürlich, er ist der Chef der Nachrichtenabteilung.«
    »Haben Sie je sexuellen Kontakt zu ihm gehabt?«
    »Mit Vic? Ach kommen Sie.«
    »Ist das ein Ja oder ein Nein?«
    »Das ist ein klares und deutliches Nein. Warum holen Sie ihn nicht her und fragen ihn?«
    Die drei berieten sich kurz. »Das haben wir vor.«
    »Das verstehe ich nicht. Wo haben Sie gehört, dass Vic und ich …«, sie bemühte sich, nicht angewidert auszusehen.
    »Wir haben Berichte bekommen.«
    »Von wem?«
    Sie antworteten nicht sofort - und plötzlich wusste sie es. Hatte Phil Turnball sie nicht gewarnt?
    »Dazu können wir leider nichts sagen«, erwiderte der weiße Mann.
    »Schade eigentlich. Sie erheben ernsthafte Vorwürfe.

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