In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught
Anschuldigungen, dass ich mit einem Vorgesetzten oder einem Professor geschlafen habe? Weitere Lügen. Der Vorwurf, dass ich mit irgendjemand anderem als meinem Ehemann geschlafen habe, als ich schwanger war? Oder auch dass ich Schönheitsoperationen habe durchführen lassen? Das sind
alles Lügen. Keine Übertreibungen. Keine Verdrehungen der Wahrheit. Blanke Lügen. Haben Sie das verstanden?«
Montague räusperte sich. »Wir haben verstanden, dass das Ihr Standpunkt ist.«
»Jeder kann ins Internet gehen und da irgendetwas über irgendjemand behaupten«, fuhr Wendy fort. »Begreifen Sie das nicht? Da verbreitet jemand Online-Lügen über mich. Sehen Sie sich das Datum des Blogs an, verdammt nochmal. Der Beitrag wurde gestern ins Netz gestellt, und es gibt jetzt schon so viele Kommentare. Das ist eine Fälschung. Da will mich jemand mit voller Absicht ruinieren.«
»Sei es, wie es sei«, setzte Montague an, eine Redewendung, die absolut nichts bedeutete, Wendy aber verärgerte wie kaum eine andere. »Wir sind der Ansicht, dass es am besten wäre, wenn Sie ein paar Tage Urlaub nehmen, während wir uns diese Anschuldigungen genauer ansehen.«
»Das können Sie vergessen«, sagte Wendy.
»Wie bitte?«
»Wenn Sie mich nämlich dazu zwingen, werde ich so viel Scheiße aufwirbeln, dass Sie die nie wieder von Ihren schicken Anzügen kriegen. Ich werde den Sender verklagen. Ich werde das Studio verklagen. Ich werde jeden von Ihnen persönlich verklagen. Ich werde Ihren geliebten Sponsoren Blogs schicken, in denen steht, dass Sie beide …«, sie deutete auf den weißen Mann und den schwarzen Mann, »… heiße Sexspiele auf ihren Büromöbeln treiben, während sie …«, jetzt deutete sie auf die Asiatin, »… dabei zusieht und sich auspeitscht. Ist das wahr? Tja, es wird in einem Blog stehen. In mehreren Blogs sogar. Dann setze ich mich an andere Computer und füge Kommentare hinzu, Sachen wie Montague steht auf die harte Nummer oder auf Spielzeug oder auf kleine Farmtiere. Hetze Ihnen den Tierschutzbund auf den Hals. Und dann schicke ich
diese Blogs an Ihre Familien. Verstehen Sie, worauf ich hinauswill?«
Keiner sagte etwas.
Sie stand auf. »Und jetzt werde ich in mein Büro gehen und weiterarbeiten.«
»Nein, Ms. Tynes. Ich fürchte, das werden Sie nicht.«
Die Tür wurde geöffnet. Zwei uniformierte Wachmänner kamen herein.
»Der Wachdienst wird Sie nach draußen begleiten. Bitte treten Sie mit niemandem aus der Firma in Kontakt, bis wir die Gelegenheit hatten, uns die Sache anzusehen. Wir werden jeden Versuch, mit jemandem zu kommunizieren, der irgendetwas mit diesem Vorfall zu tun hat, als Beeinflussung werten. Außerdem werden Ihre Drohungen gegen mich und meine Kollegen im Protokoll vermerkt. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben.«
EINUNDDREISSIG
W endy rief bei Vic an, aber Mavis weigerte sich, sie durchzustellen. Wunderbar. Aber das ließ sich jetzt nicht ändern. Princeton war ungefähr anderthalb Stunden entfernt. Auf der Fahrt kochte sie vor Wut und dachte gleichzeitig darüber nach, was das alles bedeutete. Es war einfach, das Ganze als absurden und unbegründeten Klatsch abzutun, aber sie wusste, dass diese Gerüchte, ganz egal, was jetzt passierte, einen finsteren und wahrscheinlich dauerhaften Schatten auf sie und ihre Karriere werfen würden. Es hatte auch früher immer mal ein paar verstohlene Andeutungen gegeben - das ließ sich bei einer halbwegs attraktiven Frau, die es in dieser Branche zu etwas gebracht hatte, wohl kaum vermeiden -, aber jetzt gewannen sie plötzlich an Glaubwürdigkeit, nur weil irgendein Schwachkopf sie in einem Blog ins Internet gestellt hatte. Willkommen im Zeitalter des World Wide Web.
Okay, es reichte.
Als sie sich ihrem Ziel näherte, fing Wendy wieder an, über den Fall nachzudenken, über die Verbindungen nach Princeton, die immer wieder auftauchten, über die Tatsache, dass vier Männer - Phil Turnball, Dan Mercer, Steve Miciano, Farley Parks - alle im Laufe des letzten Jahres in Skandale verwickelt worden waren.
Eine Frage lautete: Wie?
Eine wichtigere Frage: Wer?
Wendy überlegte, dass sie am besten bei Phil Turnball anfangen
sollte, weil sie da gewissermaßen Insider-Informationen hatte. Sie steckte sich den Stöpsel ihrer Handy-Freisprecheinrichtung ins Ohr und wählte Wins Privatnummer.
Wieder meldete Win sich mit einer Stimme, die eigentlich viel zu arrogant klang, um in diese zwei Worte zu passen: »Ich höre.«
»Kann ich
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