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In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught

Titel: In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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und einer Freundin von ihr in der Toskana. Auf den Weingütern haben wir ihnen erlaubt, Wein zu trinken. War das falsch?«
    »In Italien verstößt es nicht gegen das Gesetz.«
    »Das ist ein sehr schmaler Grat, Pete.«
    »Dann finden Sie das Verhalten dieser Eltern nicht verkehrt?«
    »Ich finde, es war absolut verkehrt«, sagte Marcia. »Und ihre Ausrede finde ich auch ein bisschen dünn - Jugendlichen Alkohol zu kaufen? Ich glaube nicht, dass es den Eltern wirklich um die Sicherheit der Kinder ging. Ich glaube, sie wollten coole, angesagte Eltern sein. Sie wollten nicht so sehr Eltern sein als vielmehr Freunde ihrer Kinder.«
    »Das sehe ich auch so.«
    »Andererseits«, sagte Marcia, drehte sich um und betrachtete Haleys Spind, »wie komme ausgerechnet ich dazu, anderen Eltern gute Ratschläge erteilen zu wollen?«
    Schweigen.
    »Pete?«
    »Ja?«
    »Was sagt die Gerüchteküche?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Das wissen Sie ganz genau. Wenn sie sich über Haley unterhalten - Lehrer, Schüler, ganz egal -, glauben die meisten, dass Haley entführt wurde oder dass sie ausgerissen ist?«
    Wieder entstand eine Pause. Sie wusste, was er dachte.

    »Ungefiltert, Pete. Und bitte sagen Sie nichts, weil Sie meinen, dass ich es hören will.«
    »Das tu ich nicht.«
    »Also?«
    »Ich kann nur aus dem Bauch heraus urteilen.«
    »Verstehe.«
    An den Wänden des Flurs hingen Plakate. Bald war der Abschlussball. Und natürlich auch die Abschlussfeier. Wieder wanderte Pete Zechers Blick über Haleys Spind. Marcia folgte dem Blick und entdeckte ein Foto, das sie ins Stutzen brachte. Die ganze Familie außer ihr - Ted, Haley, Patricia und Ryan - gemeinsam mit Micky Maus in Disney World. Marcia hatte das Foto mit Haleys iPhone in der rosa Hülle mit Blumenmuster gemacht. Das war drei Wochen vor Haleys Verschwinden gewesen. Die Polizei hatte einen kurzen Blick auf den Urlaub geworfen und überprüft, ob Haley da vielleicht jemanden kennengelernt hatte, der ihr dann womöglich nach Hause gefolgt war, allerdings ohne Ergebnis. Als sie jetzt das Foto sah, erinnerte Marcia sich daran, wie glücklich Haley in Florida gewesen war, wo sie einmal nicht unter Druck gestanden hatte und wo sie alle für ein paar Tage zu fröhlichen Kindern geworden waren. Das Foto war ganz spontan entstanden. Normalerweise musste man für ein Foto mit Micky mindestens eine halbe Stunde lang anstehen, besonders viele der kleineren Kinder kamen mit ihren »Autogramm«-Heften zu Micky, um sich einen Stempel abzuholen. Dann war Haley dieser Micky im Epcot Center aufgefallen, vor dem sich keine Schlange gebildet hatte. Sie hatte breit gelächelt, sich ihre Geschwister geschnappt und gesagt: »Los, kommt! Wir machen schnell ein Foto.« Marcia hatte darauf bestanden, das Foto zu machen, und sie erinnerte sich noch an das Glücksgefühl, das sie erfasst hatte, als ihre ganze Familie, ihr Ein und Alles, sich in heiterer Harmonie um
Micky versammelt hatte. Sie sah das Foto an, dachte an diesen kurzen, perfekten Augenblick und betrachtete Haleys herzerweichendes Lächeln.
    »Auch wenn man glaubt, einen Jugendlichen sehr gut zu kennen«, sagte Pete Zecher, »darf man nicht vergessen, dass sie alle ihre Geheimnisse haben.«
    »Selbst Haley?«
    Pete hob die Hände. »Sehen Sie sich diese ganzen Spinde an. Ich weiß, dass das banal klingt, aber jeder davon gehört einem Jugendlichen voller Hoffnungen und Träume, der eine verrückte und sehr schwierige Lebensphase durchlebt. Die Pubertät ist ein Krieg voller Zwänge und Nöte, nicht alle real, manche nur eingebildet, aber das spielt keine Rolle. Und es betrifft alle Lebensbereiche, den Umgang miteinander, den Sport, auch die Schule. Und das alles, während Körper und Psyche eine grundlegende Änderung durchmachen und die Hormone Amok laufen. All diese Spinde, all diese verängstigten Individuen, die Tag für Tag mehrere Stunden hier in dieser Schule eingepfercht sind. Ich komme aus der Naturwissenschaft, und immer, wenn ich hier bin, denke ich an Moleküle in einem geschlossenen Behälter, der immer weiter erhitzt wird. Dann steigt der Druck höher und höher - sie wollen einfach nur raus.«
    »Also«, sagte Marcia, »glauben Sie, dass Haley ausgerissen ist?«
    Pete Zecher starrte weiter das Foto aus Disney World an. Auch er schien sich auf das herzerweichende Lächeln zu konzentrieren. Dann wandte er den Blick ab, und Marcia sah, dass er Tränen in den Augen hatte.
    »Nein, Marcia. Ich glaube nicht, dass Haley

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