In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught
auch schon alles. Und das ist lächerlich. Keine Leiche, keine Waffe, keine Zeugen, die meinen Mandanten eindeutig identifizieren können. Sie haben nicht einmal einen Beweis dafür, dass überhaupt ein Verbrechen stattgefunden hat - und dafür, dass mein Mandant etwas damit zu tun hat, schon überhaupt nicht.«
Als Walker sich zurücklehnte, knarzte der Stuhl unter seinem
Gewicht. »Dann haben Sie also eine Erklärung für die Fasern und das Blut im Auto?«
»Die brauche ich nicht, nein.«
»Ich dachte nur, Sie würden uns vielleicht helfen, Ihren Mandanten ein für alle Mal von dem Verdacht reinzuwaschen.«
»Ich sag Ihnen, was ich tue.« Hester notierte eine Telefonnummer und gab sie ihm.
»Was ist das?«
»Eine Telefonnummer.«
»Das sehe ich. Von wem?«
»Vom Gun-O-Rama Schießstand.«
Walker sah sie nur an. Er wurde blass.
»Rufen Sie dort an«, sagte Hester. »Mein Mandant ist heute Nachmittag dort gewesen, ungefähr eine Stunde, bevor Sie ihn abgeholt haben. Hat ein bisschen zielen geübt.« Hester winkte kurz mit den Fingern. »Ciao-ciao, Schmauchspuren-Analyse.«
Walkers Unterkiefer sackte herab. Er sah Stanton an, um sich wieder zu sammeln. »Was für ein Zufall.«
»Kaum. Mr. Grayson ist ein hoch dekorierter U.S. Marshal im Ruhestand. Das sollten Sie nicht vergessen. Er geht öfter mal schießen. Sind wir jetzt fertig?«
»Keine Aussage?«
»Essen Sie keinen gelben Schnee. Das ist unsere Aussage. Komm, Ed.«
Hester und Ed Grayson standen auf.
»Wir werden weitersuchen, Ms. Crimstein. Das sollten Sie beide wissen. Wir haben einen ziemlich genauen zeitlichen Ablauf des Ganzen. Wir werden Mr. Graysons Schritte zurückverfolgen. Wir werden die Leiche und die Waffe finden. Ich kann verstehen, warum er das getan hat. Aber wir dürfen nicht den Scharfrichter spielen. Also werde ich den Fall weiterverfolgen. Darauf können Sie sich verlassen.«
»Darf ich ganz offen sein, Sheriff Walker?«
»Natürlich.«
Hester sah in die Kamera über seinem Kopf. »Schalten Sie die Kamera ab.«
Walker drehte sich um und nickte. Das rote Lämpchen an der Kamera erlosch.
Hester stützte die Hände auf den Tisch und beugte sich zu ihm herunter. Das waren nur ein paar Zentimeter. Selbst im Sitzen war Walker fast so groß wie sie im Stehen. »Sie könnten die Leiche und die Waffe und, ach, zum Teufel, selbst eine Live-Aufnahme von meinem Mandanten haben, wie er diesen Kinderschänder im Giants Stadium vor achtzigtausend Menschen erschießt - und trotzdem bräuchte ich keine zehn Minuten vor einer Jury, um ihn freizubekommen.«
Sie drehte sich um. Ed Grayson hatte die Tür schon geöffnet.
»Einen angenehmen Tag wünsche ich noch«, sagte Hester.
Um zehn Uhr abends schickte Charlie eine Mail.
POP WILL WISSEN, WO DIE NÄCHSTE OBEN-OHNE-BAR IST.
Sie lächelte. Das war seine Art, ihr mitzuteilen, dass alles in Ordnung war. Charlie meldete sich sowieso ziemlich regelmäßig bei ihr.
Sie antwortete: KEINE AHNUNG. ABER DIE NENNT MAN NICHT MEHR SO. DIE HEISSEN JETZT GENTLEMEN’S CLUBS.
Charlie: POPS SAGT, ER HASST POLITISCH KORREKTEN SCH**SS.
Sie lächelte noch, als das Festnetztelefon klingelte. Sheriff Walker rief zurück, nachdem sie ihm eine Nachricht hinterlassen hatte.
»Ich habe an meinem Wagen etwas entdeckt«, sagte sie.
»Was?«
»Einen GPS-Sender. Ich glaube, Ed Grayson hat ihn da angebracht.«
»Ich bin gerade bei Ihnen um die Ecke«, sagte er. »Es ist zwar schon spät, aber hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mir das gleich mal angucke?«
»Nein, das ist okay.«
»Ich bin in fünf Minuten da.«
Sie ging ihm zum Wagen entgegen. Walker beugte sich herunter, während Wendy ihm noch einmal von Ed Graysons Besuch erzählte und dabei jetzt auch das scheinbar unwichtige Detail hinzufügte, dass er sich hinten an ihrem Wagen gebückt und den Reifen angesehen hatte. Er nahm den Sender in Augenschein und nickte. Es dauerte eine Weile, bis er wieder auf den Beinen war.
»Ich schicke einen Techniker, damit er ein paar Fotos macht und den Sender dann entfernt.«
»Wie ich hörte, haben Sie Ed Grayson verhaftet?«
»Wer hat das gesagt?«
»Mercers Exfrau, Jenna Wheeler.«
»Das ist nicht ganz richtig. Wir haben ihn zur Befragung aufs Revier gebracht. Er wurde nicht verhaftet.«
»Ist er noch auf dem Revier?«
»Nein, er durfte wieder gehen.«
»Und jetzt?«
Walker räusperte sich. »Jetzt setzen wir unsere Ermittlungen fort.«
»Wow, das klingt aber sehr nach einer offiziellen
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