In seiner Hand
bin bloß mit meiner Chronologie ein bisschen durcheinandergeraten, das ist alles. Mein Terminkalender ist noch hier bei euch, und …« Ich hielt inne, weil ich nicht wusste, wie ich den Satz zu Ende führen sollte.
»Sollen wir diese ganze traurige Angelegenheit nicht einfach vergessen?«, meinte Laurence.
»Ich habe die Firma am Freitag verlassen, nicht wahr?
Am Freitag, den elften.«
»Stimmt.«
»Und zu den Kunden bin ich am, ähm …« Ich wartete darauf, dass er die Leerstelle füllen würde.
»Nach dem Wochenende. Die genauen Daten kenne ich selbst nicht. Ich habe erst nach und nach davon erfahren, in zwei Fällen durch Schreiben von Anwälten. Du kannst dir sicher vorstellen, wie verraten ich mich gefühlt habe.«
»So ungefähr«, antwortete ich. »Könnte ich trotzdem noch einmal einen Blick in die Avalanche-Akte werfen?«
»Wozu denn das, um Himmels willen? Das liegt zum Glück alles hinter uns. Schlafende Hunde soll man nicht wecken.«
»Laurence, ich verspreche dir hoch und heilig, dass ich dir keine Schwierigkeiten mehr bereiten werde. Ich möchte lediglich mit ein paar Leuten sprechen, die in die Sache verwickelt waren.«
»Du musst ihre Nummern doch selbst haben.«
»Bei mir herrscht zur Zeit etwas Unordnung, fürchte ich.
Ich bin umgezogen.«
»Soll das heißen, du bist aus eurer Wohnung ausgezogen?«
»Ja.«
»Es tut mir Leid, das zu hören. Du kannst dir alle Informationen, die du brauchst, bei Carol holen.« Nun wirkte seine Miene noch besorgter. »Ich will mich wirklich nicht in dein Leben einmischen, aber wie ich bereits sagte – wir haben uns Sorgen um dich gemacht. Ich meine, deine Probleme bei uns, deine Trennung von Terry, und dann ist auch noch die Polizei hier aufgetaucht.
Können wir irgendetwas für dich tun? Möchtest du, dass wir etwas für dich arrangieren?«
Einen Moment lang starrte ich ihn verblüfft an, dann konnte ich mir das Lachen nicht länger verkneifen. »Du glaubst, es geht um Alkohol oder Drogen?«, fragte ich.
»Ich wünschte, es wäre so einfach.« Ich beugte mich zu ihm hinüber und küsste ihn auf die Stirn. »Vielen Dank.
Ich muss zunächst ein, zwei Dinge klären, Laurence, dann melde ich mich wieder bei euch.«
Ich wandte mich zum Gehen.
»Hör zu«, sagte er, »wenn es etwas gibt, was wir tun können …«
Ich schüttelte den Kopf. »Als ich dich eben so reden hörte, ist mir klar geworden, wie viel ihr ohnehin schon für mich getan habt. Ich hoffe, ich habe euch nicht zu viel Kummer bereitet.« Mir kam noch ein anderer Gedanke.
»Am liebsten würde ich jetzt sagen, dass ich damals ein anderer Mensch war, aber das würde vielleicht so klingen, als wollte ich die Verantwortung für mein Handeln nicht übernehmen.«
Laurence wirkte zutiefst irritiert. Kein Wunder.
Auf dem Weg nach draußen bat ich Carol um die Avalanche-Akte.
»Ist das dein Ernst?«, fragte sie.
»Warum sollte es nicht mein Ernst sein?«
Sie sah mich zweifelnd an. »Ich weiß auch nicht«, sagte sie.
»Das Projekt ist abgeschlossen.«
»Ja, aber …«
»Nur für ein paar Tage«, sagte ich. »Ich werde gut darauf aufpassen.«
Nun hatte ich sie fast so weit. Vielleicht war die Vorstellung, dass ich endlich gehen würde, wenn sie mir die Akte gab, zu verlockend.
»Möchtest du die Skizzen auch haben?«
»Nur die Korrespondenz, das genügt.«
Sie holte eine dicke Akte heraus und reichte mir für den Transport eine Plastiktüte von Marks and Spencer.
»Eins noch«, sagte ich. »Hat in den letzten Tagen jemand für mich angerufen?«
Carol suchte auf ihrem Schreibtisch und reichte mir anschließend zwei Blätter, die mit Namen und Nummern vollgeschrieben waren.
»Fünfzig oder sechzig Leute. Hauptsächlich die üblichen Verdächtigen. Möchtest du mir eine Nummer hinterlassen, die ich ihnen geben kann?«
»Nein. Das ist jetzt sehr wichtig, Carol. Gib niemandem meine Nummer. Niemandem.«
»In Ordnung.« Ihr war anzusehen, dass sie über meinen eindringlichen Ton erschrocken war.
»Ich glaube, ich nehme diese Nummern einfach mit. Du brauchst sie ja nicht, oder?« Ich faltete die Seiten zusammen und schob sie in meine Hosentasche. »Ich werde mich hin und wieder telefonisch melden. Ach ja, eines wollte ich dich noch fragen.«
»Was?«
»Wie findest du meine neue Frisur?«
»Unglaublich«, antwortete sie. »Ein bisschen extrem vielleicht, aber ganz unglaublich.«
»Sehe ich sehr verändert damit aus?«
»Ich habe dich zunächst gar nicht erkannt. Na ja,
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