In seiner Hand
hatten wir uns zweimal gesehen, am Montag und ein zweites Mal am Mittwoch, dem sechzehnten. Ich war vor Aufregung ganz außer Atem und euphorisch zugleich. Immerhin hatte ich in meinem Zeitplan zwei Tage aufgeholt. Ich bedankte mich bei ihm und beschloss spontan, den Banyan-Baum zu kaufen. Ich konnte ihn Jo schenken, wenn ich sie endlich kennen lernte.
11
Als ich mich mit meinem Baum Jos Wohnung näherte, sah ich, dass mein Wagen inzwischen mit einer Parkkralle versehen worden war. Abgesehen von dem ursprünglichen Strafzettel, prangte auf der Windschutzscheibe jetzt ein großer Aufkleber, der mich aufforderte, nicht zu versuchen, das Fahrzeug zu bewegen. Außerdem war eine Telefonnummer angegeben, die ich wählen musste, um das Auto – nach Zahlung einer hohen Geldsumme –
wieder befreien zu lassen. Ich griff in meine Taschen, fand aber keinen Stift. So, wie der Wagen aussah, war er die Auslösesumme wahrscheinlich gar nicht mehr wert. Ich würde mich zu einem späteren Zeitpunkt darum kümmern.
Zumindest wusste ich im Moment, wo er war.
Ich hatte wirklich Wichtigeres zu tun. Der Schwangerschaftstest, den ich gekauft hatte, war ein Sonderangebot gewesen, fünfzehn Prozent Preisnachlass.
Es dauerte eine Weile, bis es meinen kalten, zitternden Fingern gelang, die Schachtel aus ihrer Plastikumhüllung zu befreien. Ich warf einen Blick auf das Verfallsdatum.
20.04.01. Daher also der Preisnachlass. Neun Monate über dem Verfallsdatum. War das relevant? Ergab ein solcher Test womöglich ein falsches Ergebnis?
Ich ging in Jos Bad, riss die innere Plastikverpackung auf und zog das Ding, das wie ein Füller mit einer riesigen Filzspitze aussah, aus seiner Hülse. Ich studierte die Gebrauchsanleitung auf der Schachtel. »Halten Sie den rosafarbenen Urinabsorbierer mindestens eine Sekunde in Ihren Urinstrahl.« Ich tat, wie mir geheißen. Anschließend schob ich den Stift zurück in die Hülse und warf einen weiteren Blick auf die Anleitung. »Nun warten Sie vier Minuten, ehe Sie das Ergebnis ablesen.« Vier Minuten.
Eine irritierend lange Zeit. Nachdem ich Slip und Hose wieder hochgezogen hatte, lohnte es sich nicht mehr, in der Zwischenzeit etwas anderes zu tun.
Nervös starrte ich auf die drei runden Sichtfenster. Sie verfärbten sich rosa, genau, wie es von ihnen erwartet wurde. Nun musste ich noch warten, bis das Rosa im mittleren Fenster wieder verschwand. Wer entwarf so etwas? Vermutlich ein Mann. Jemand wie dieser Ben aus der Designfirma. Was für eine Art, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ich konnte mir aus eigener Erfahrung genau vorstellen, wie viele Besprechungen abgehalten worden waren, um über die optimale Form dieses Gegenstands zu entscheiden. Ich drehte den Stift so, dass ich das Fenster nicht sehen konnte. Es war definitiv eine wissenschaftliche Tatsache, dass der rosa Fleck im mittleren Fenster unter meinem nervösen Blick nicht in der Lage sein würde zu verblassen und ich, falls ich noch länger darauf starrte, zwangsläufig schwanger wäre.
Möglich war es. Ich hatte in meinem Kalender nachgesehen und festgestellt, dass meine Menstruation um den vierundzwanzigsten Januar herum fällig gewesen wäre. Heute war Freitag, der erste Februar. Natürlich konnte das daran liegen, dass ich mehrere Tage lang so gut wie gar nichts gegessen hatte und dabei vor Angst fast wahnsinnig geworden wäre. Der menschliche Körper reagiert in solchen Situationen sehr klug. Aber wenn ich tatsächlich schwanger war? Ich verwandte meine ganze Willenskraft darauf, mir auch nicht im Entferntesten vorzustellen, wie das wäre. Sich darauf zu konzentrieren, nicht an etwas zu denken, ist ungefähr so, als hätte man ein Nilpferd im Wohnzimmer stehen und würde krampfhaft versuchen, es nicht anzusehen. Doch ich musste ja nur zwei Minuten durchhalten oder sogar nur eine. Wahrscheinlich brauchte man gar nicht vier Minuten lang zu warten, deswegen drehte ich die Hülse wieder um und stellte fest, dass ich nicht schwanger war.
Vorsichtshalber las ich noch einmal auf der Verpackung nach, um ganz sicher zu gehen, dass ich mich nicht irrte.
Ich irrte mich nicht.
Ich öffnete eine Flasche von Jos Wein, um diese freudige Nachricht zu feiern. Beim ersten Schluck schoss mir durch den Kopf, dass das vielleicht nicht richtig von mir war. Gleich am nächsten Tag würde ich eine Flasche kaufen, um die getrunkene zu ersetzen. Noch immer plagte mich ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich hier wie zu Hause benahm, und ich musste an
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