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In stiller Wut: Kriminalroman (German Edition)

In stiller Wut: Kriminalroman (German Edition)

Titel: In stiller Wut: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Fux
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Klassenpunk Franziska saßen an einem Vierertisch, sie waren jedoch mehr eine Notgemeinschaft, als dass sie echte Freundschaft verband. Sanna hatte den Verdacht, dass die Klassenkameradin wieder einmal blau machte, um den Hänseleien zu entgehen.
    Sie verstaute die Tasche mit den Ballettutensilien unter dem Tisch. Ein Schatten fiel auf ihr Pult.
    »Na, Schwabbel, was hast du denn da eigentlich in deiner großen Tasche? Ich wette, was zu futtern.«
    Schnell packte sie ihre Tasche, doch Sebastian riss sie ihr grob aus der Hand. Sie sprang auf und versuchte, ihm die Tasche wieder abzujagen, doch er schüttelte sie einfach ab. Lachend zog er den Reißverschluss auf, wühlte darin herum und zog zu ihrem Entsetzen ihr Balletttrikot hervor. Triumphierend hielt er es in die Höhe. »Du meine Güte, was ist das denn?« Er war entzückt.
    »Das ist ein Balletttrikot«, informierte ihn Nathalie.
    »Aber das ist ja unfassbar!« Sebastian johlte.
    Sanna haschte nach dem rosafarbenen Kleidungsstück. Sebastian warf es Reinhold zu. Der stieg auf seinen Tisch und presste es an seinen Leib. »Ich bin eine Ballerina, hopsasa«, trällerte er und schwenkte graziös einen Arm. Sanna stiegen die Tränen in die Augen.
    »Mein Gott, die Dicke im Tutu – das muss wirklich ein Anblick für die Götter sein.« Nathalie lachte laut und ein paar von den anderen stimmte mit ein.
    Eine Hand stieß Reinhold vom Tisch, sodass er zu Boden stürzte. »Spinnst du, Alter«, sagte der erschrocken.
    Wortlos entwand Benno ihm das Trikot und reichte es seiner Eigentümerin. Mit hochrotem Kopf stopfte sie es zurück in die Tasche. »Danke«, sagte sie zittrig. Benno nickte. »Dddu darfst dir nichts anmerken lassen, eegal, was sie machen«, sagte er. Sie nickte, obwohl sie wusste, dass sie dazu nie in der Lage sein würde.
    Nach der letzten Schulstunde verließ sie fluchtartig das Schulgelände. Ihre kleine Schwester Carlotta wartete schon auf sie. Sie sollten zusammen nach Eppendorf fahren, wo sie beide Ballettunterricht hatten. Carlotta maulte. »Immer dieses blöde Ballett. Das ist doch so was von öde. Können wir das nicht einmal schwänzen«, bettelte sie.
    »Kommt gar nicht infrage.«
    »Menno.« Carlotta verdrehte die Augen.
    Als die Stunde begann, wollte sich der Zauber anfangs nicht einstellen. In ihr brannte noch immer die Scham. Kein Wunder, dass die anderen sich über sie lustig machten. Irgendwann zog die Musik sie aber doch in den Bann. Für den Tanz der drei kleinen Schwäne hielten sich die Mädchen in Dreiergruppen mit überkreuzten Armen an den Händen. Wieder hatte sie das Gefühl, von der Musik davongetragen zu werden. Trotz ihres Gewichts fühlte sie sich federleicht. Schwanenfederleicht.
    Als sie sich nach der Stunde erschöpft, aber glücklich umzog, hörte sie, wie die alte Ballettlehrerin mit ihrer Mutter sprach.
    »Ihre Tochter ist wirklich sehr begabt«, sagte die gestrenge Madame Nicols. In ihrer Jugend hatte sie zum Ensemble der Pariser Oper gehört. Alte Schwarz-Weiß-Fotografien hingen an den Wänden der Schule und zeigten die Höhepunkte ihrer Karriere. Das Mädchen bewunderte ihre Lehrerin grenzenlos.
    »Carlotta? Aber die hat doch zwei linke Füße«, lachte die Mutter.
    »Ich spreche ja auch gar nicht von Carlotta. Ich spreche von Ihrer Großen«, sagte Madame.
    Am Abend wollte sie sich wie üblich großzügig den Teller füllen. Aber dann nahm sie doch nur etwas Salat.
    Carlotta merkte es als Erste. »Willst du keine Bratkartoffeln?«, fragte sie ungläubig.
    Die Mutter betrachtete sie forschend. »Bist du krank?«
    »Quatsch.« Sie blickte ihr trotzig in die Augen. »Ich mag heute nicht.«
    Am Abend knurrte ihr im Bett der Magen. Es war ein großartiges Gefühl.

KAPITEL 14
    Nathalie Stüven saß vor der Frisierkommode in ihrem modernen Ankleidezimmer und schob sich die Perlenstecker in die Ohrläppchen. Ihr Haar hatte sie bereits am Nachmittag hochstecken lassen. In einer halben Stunde musste sie aufbrechen, um rechtzeitig zur Opernpremiere zu kommen. Ihr Blick fiel aus dem hohen Sprossenfenster auf den gepflegten Garten. Es wäre schön, dort den Sommerabend zu verbringen. Einfach nur dasitzen und die Stille genießen.
    Sie nahm ihre Eintrittskarte und verstaute sie in der Abendhandtasche. »Der Fliegende Holländer«, dachte sie, wie passend. Manchmal kam sie sich auch vor wie eine Untote, verdammt dazu, auf ewig über den Ozean des Lebens zu segeln. Nur die Liebe könnte sie erlösen. Aber Liebe gab es in ihrem

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