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In stiller Wut: Kriminalroman (German Edition)

In stiller Wut: Kriminalroman (German Edition)

Titel: In stiller Wut: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Fux
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alleine durchzuziehen. Und dann nicht einmal jemandem zu erzählen, wohin er geht.« Hanna ballte die Fäuste.
    »Menschen«, sagte Fatih, »machen eben unfassbar dämliche Sachen. Sogar schlaue Menschen bauen manchmal krassen Mist.«
    Hanna spürte, wie ihr die Kehle eng wurde. Sie drückte mit Daumen und Zeigefinger einer Hand auf die Augenwinkel, damit ihr nicht die Tränen hochschossen.
    Lars ging zu ihr hinüber, hockte sich vor sie und umfasste ihre Hände. »Hör mal, Hanna, bis jetzt hat der Mörder noch keines seiner Opfer sofort massakriert. Und es gibt keinen Grund für ihn, ausgerechnet mit Theo anders zu verfahren.«
    »Aber was, wenn Theo ihn überrumpelt hat? Wenn der Täter in Panik geraten ist?«
    Lars schüttelte den Kopf. »Unser Mörder hat eine ganz klare Mission: Er will Rache. Oder Gerechtigkeit. Er hat es auf Nathalie und ihre Leute abgesehen. Theo hat nichts damit zu tun.«
    »Ich weiß nicht.« Hanna ließ den Kopf sinken. »Sogar Theo selbst sieht das offenbar anders. Heute hat er mir gestanden, dass er ein unheimlich schlechtes Gewissen hat, weil er dem Treiben der drei nicht energischer entgegengetreten ist.«
    »Du meinst so was wie unterlassene Hilfeleistung?«
    Hanna nickte. »Und wenn der Täter das genauso sieht, vielleicht tut er Theo dann doch etwas an.« Sie zuckte zusammen, als ihr Handy sich bemerkbar machte. Beim Versuch, es aus ihrer Handtasche zu nesteln, rutschte ihr die Tasche aus der Hand, sodass der Inhalt auf den Boden purzelte: Lippenstift, Schlüssel, ein Tampon, eine Metallbox mit Pfefferminzbonbons und eine halb leere Packung Zigaretten. Sie zog das Mobiltelefon hervor. ›Anonym‹ stand auf dem Display. »Winter«, meldete sie sich atemlos.
    »Hier ist Benno«, sagte der Anrufer.
    Hadice nagte an ihrem Daumennagel. Sie bemerkte es erst am Geschmack des Blutes auf ihrer Zunge. Nach Hannas Anruf hatte sie sofort versucht, Benno zu erreichen. Doch sein Festnetzanschluss klingelte ins Leere. Also waren sie und Henry schnurstracks zu der Adresse gefahren, die Benno Hanna genannt hatte. Sie lag nur wenige Minuten von Franziskas Wohnung entfernt.
    Mit seinen geschlossenen Jalousien wirkte das Haus unbewohnt und abweisend. Aber genau so hatte Benno es Hanna beschrieben.
    Hadice wäre auf ihrem einen Bein am liebsten sofort in das Haus gestürmt.
    Henry warf ihr einen strengen Blick zu. »Jetzt gehen wir erst mal hübsch brav klingeln.«
    Hadice wusste, dass er recht hatte. Allerdings war Geduld nicht eben ihre größte Stärke, und dass die Gesetze sie so oft zur Untätigkeit verdonnerten, machte sie mitunter schier wahnsinnig.
    Als Henry auf den Klingelknopf drückte, blieb alles still. Sie warteten einen Moment. Dann zuckte er die Achseln.
    »Ich geh hier nicht weg, bevor ich weiß, ob Theo in dem Haus ist«, zischte Hadice.
    »Erst mal können wir hier gar nichts machen. Was haben wir schon in der Hand? Eine Zeugenaussage aus zweiter Hand, die besagt, dass Sylvia hier hineingegangen ist. Sylvia. Nicht etwa Theo. Dafür kriegen wir nicht mal einen Durchsuchungsbeschluss, geschweige denn wir können auf Gefahr im Verzug plädieren.«
    »Dann observieren wir eben das Haus.«
    »Hadice, du bist jetzt schon total durch den Wind.«
    Sie sah ihn finster an.
    »Also gut. Lass uns trotzdem zurück zum Wagen gehen. Da haben wir auch einen schönen Blick auf diese wertvolle Immobilie.«
    Hadice ließ sich davonziehen. Sie ahnten nicht, dass sie beobachtet wurden.
    Aus dem schräg gegenüberliegenden Haus fiel Licht auf den Gehweg. Henry deutete hinüber. »Ich werde mal bei den Nachbarn nachfragen, ob die mehr wissen«, sagte er. »Setz du dich so lange ins Auto und ruh dich ein bisschen aus.«
    Sie zögerte kurz. »Alles klar. Besser du machst das alleine. Ich bin viel zu auffällig mit meinen Krücken.«
    Er nickte kurz.
    Hadice sah ihm nach. Mit seinem massigen Körper war Henry ebenfalls nicht gerade unauffällig. Sie hoffte, dass Sylvia nicht gerade jetzt zwischen einer der Jalousien hervorspähen und ihn wiedererkennen würde. Sie stieg ins Auto.
    Es war natürlich möglich, genau betrachtet, sogar eher wahrscheinlich, dass Sylvia gar nicht hier war. Sylvia nicht und Theo auch nicht und erst recht nicht Nathalie. Andererseits war Theo bestimmt in Wilhelmsburg verschwunden.
    Schließlich war Reinholds Leiche auch in Wilhelmsburg aufgefunden worden. Und den delirierenden Sebastian hatte man ebenfalls auf der Elbinsel entdeckt. Alles deutete darauf hin, dass der Täter von hier

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