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In sündiger Silvesternacht

In sündiger Silvesternacht

Titel: In sündiger Silvesternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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gestehen. Er würde nach Hause kommen, sie finden und das Blut sehen …
    Oh nein, das kann ich ihm nicht antun.
    Mit letzter Kraft robbte sie in den Flur und starrte auf die Küchentür. Sie schien sehr weit entfernt. Aber sie musste es schaffen.
    Beweg dich oder stirb, Lizzy .
    Die Stimme in ihrem Kopf hörte sich wie Nathans Stimme an. Es war genau derselbe Ton, den er benutzte, wenn er ihr beim Segeln Befehle erteilte. Sie drückte das Kinn auf die Brust und schob sich wieder ein Stück vor.
    Komm schon, Lizzy. Weiter.
    Sie biss die Zähne zusammen und kämpfte gegen die entsetzliche Schwäche an. Es waren nur noch gut vier Meter bis zum Telefon. Sie konnte doch vier Meter weit kriechen! Natürlich konnte sie das.
    Nathan saß am Strand, bis es beinahe völlig dunkel war. Er spielte mit dem Gedanken, in den Pub zu gehen, aber er wusste, dass Elizabeth zu Hause auf ihn wartete. Zweifellos mit einer Menge Fragen.
    Er hatte das Richtige getan. Für Smartsell, für Jarvie. Für sich. Ganz bestimmt.
    Olivia war tot. Das Firma, das Geld, der Erfolg – nichts davon bedeutete ihm noch etwas. Er würde alles sofort hergeben, nur um seine kleine Schwester wiederzubekommen. Aber das würde nie geschehen.
    Die Flut kam. Nathan beobachtete noch ein paar Minuten lang, wie die Wellen an den Strand rollten, dann stand er auf und trottete langsam nach Hause.
    Das Licht in der Küche brannte, doch Elizabeth war nicht dort. Nathan wollte gerade wieder hinausgehen, als er etwas aus den Augenwinkeln entdeckte. Er blickte in Richtung Flur und sah eine Gestalt zusammengekrümmt auf dem Teppich liegen. Entsetzt stürzte er vorwärts.
    Sie war bewusstlos, ihr Gesicht aschfahl, und überall klebte Blut – auf ihrer Brust, an ihren Jeans, auf dem Teppich. Das Handtuch um ihren Unterarm war rot durchtränkt.
    „Lizzy. Oh Gott!“
    Er warf sich auf die Knie und presste seine zitternden Finger an ihren Hals. Der Puls war schwach zu spüren. Erleichtert atmete er aus.
    Sie lebt. Gott sei Dank.
    Er erinnerte sich an einen Erste-Hilfe-Kursus und wusste, dass er versuchen musste, die Blutung zu stoppen, indem er den Arm abband und hochlagerte. Danach musste er einen Krankenwagen rufen, weil sie schon so viel Blut verloren hatte.
    Erinnerungen an eine andere Nacht drohten ihn zu überwältigen, aber er verdrängte sie und richtete sich auf. Er riss einen Stapel Handtücher aus dem Flurschrank, kniete sich wieder neben Elizabeth und zog das blutige Tuch von ihrem Arm. Sein Magen zog sich zusammen, als er das Ausmaß ihrer Verletzung sah. Rasch wickelte er ein frisches Handtuch um ihren Arm und schnürte es mit seinem Gürtel fest. Dann hielt er Elizabeths Hand hoch und zog sein Mobiltelefon aus der Hosentasche.
    Seine Finger waren blutverschmiert und zitterten so heftig, dass er sich bei der Notrufnummer vertippte. Nervös wählte er noch einmal. Sein Blick schweifte immer wieder zu Elizabeths Gesicht. Sie war so blass. So furchtbar blass. Und ihre Hand war so kalt …
    „Hier Notrufzentrale. Um welche Art Notfall handelt es sich?“
    „Ich brauche einen Krankenwagen. Sie hat sich geschnitten, ich weiß nicht, wie. Sie blutet sehr stark. Sie ist bewusstlos.“
    „Sir, bitte geben Sie Ihre Adresse an.“
    „Radcliff Street Nummer 14 in Cowes.“
    „Cowes auf Phillip Island?“
    „Richtig. Wie schnell können Sie kommen? Sie hat viel Blut verloren.“
    „Ist es eine Privatadresse, Sir?“
    „Ja, verdammt. Sagen Sie mir, wie lange wird es dauern?“, schrie er ins Telefon. Elizabeth brauchte Hilfe, und zwar sofort.
    „Es hat einen Autounfall in der Nähe der Brücke gegeben, und alle drei Rettungswagen auf der Insel sind im Einsatz. Die Wartezeit beträgt dreißig Minuten.“
    „Was? Nein!“
    „Sir, Sie müssen ruhig bleiben. Haben Sie die Möglichkeit, die Patientin selbst ins Krankenhaus zu fahren? Die nächste Notaufnahme ist im Wonthaggi Hospital. Ich kann Ihnen beschreiben, wo das ist.“
    Nathan schloss eine Sekunde lang die Augen.
    „Ich weiß, wo das ist.“
    Ins Wonthaggi Hospital hatten sie ihn nach dem Unfall gebracht.
    „Geben Sie dort Bescheid, dass ich komme.“
    Er beendete das Gespräch und steckte das Handy weg. Dann schob er seine Arme unter Elizabeth und hob sie hoch, ohne darüber nachzudenken, wozu er sich gerade verpflichtet hatte.
    Sie hatte die Autoschlüssel auf dem Küchentresen liegen gelassen, und er lehnte sich zur Seite, um sie aufzuheben. Dann rannte er die Einfahrt hinunter zu ihrem Wagen. Irgendwie

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