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In sündiger Silvesternacht

In sündiger Silvesternacht

Titel: In sündiger Silvesternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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schlug es an der Stelle auf, die sie mit einem Eselsohr markiert hatte.
    Er setzte sich aufs Bett. Ihm war klar, dass er ihr Zimmer ausräumen sollte, aber er brachte es nicht übers Herz. Der Raum barg so viel Persönliches von ihr: die Fotos an der Wand, der selbstgemachte Quilt fürs Bett und die Vorhänge vorm Fenster, die sie genäht hatte. Er wollte das nicht wegpacken. Er war noch nicht bereit loszulassen.
    Noch lange blieb er mit gesenktem Kopf sitzen. Dann stand er auf, machte das Licht aus und ging wieder ins Bett.
    Am nächsten Morgen war Nathan sehr still, und Elizabeth tat ihr Bestes, um ihn auf dem Rückweg zur Insel aufzuheitern. Doch er blieb in sich gekehrt, bis sie gegen sechs Uhr abends vor seinem Haus vorfuhren.
    Ein schwarzer Sportwagen hielt in der Einfahrt.
    „Das ist Jarvies Auto, nicht wahr?“, fragte sie.
    „Ja.“
    In dem Moment stieg Jarvie aus, riss sich die Sonnenbrille vom Gesicht und warf sie auf den Beifahrersitz. Er wirkte sehr wütend.
    „Was ist los, Nate?“, fragte sie verwirrt, aber er öffnete schon die Tür und stieg ebenfalls aus. Sie folgte ihm und sah gerade noch, wie Jarvie ihm eine Aktenmappe zuwarf. Nathan fing sie nicht rechtzeitig auf, sodass sich ein Bündel eng beschriebener Seiten flatternd über den Rasen verteilte.
    „Nein. Niemals“, stieß Jarvie erregt hervor. „Kapiert?“
    Nathan zuckte mit den Schultern. „Wenn du sie nicht willst, verkaufe ich meine Hälfte der Firma an jemand anderen. Mein Anwalt hat bereits alles vorbereitet.“
    Elizabeth stand daneben und versuchte zu begreifen, was da vor sich ging. Nathan wollte seinen Anteil verkaufen? Und warum sprach er von seinem Anwalt?
    „Das kannst du nicht tun“, entgegnete Jarvie heftig. „Wir haben das Unternehmen gemeinsam aufgebaut, Nate. Du und ich.“
    „Wenn du dir das Angebot genau durchliest, wirst du sehen, dass es mehr als fair ist. Ich weiß, dass du die nötigen Mittel aufbringen kannst. In ein paar Jahren wirst du schuldenfrei sein, und Smartsell wird ganz allein dir gehören.“
    Nathan klang sehr ruhig und vernünftig. Da erkannte Elizabeth, dass er mit dieser Konfrontation gerechnet hatte. Deshalb hatte es ihn auch nicht überrascht, Jarvies Wagen in der Einfahrt zu sehen.
    „Du warst gestern gar nicht bei Smartsell“, sagte sie ihm auf den Kopf zu. „Du warst bei deinem Anwalt, stimmt’s?“
    Nathan schaute sie nur an. Sie las die Antwort in seinen Augen.
    „Ich weiß, dass ich dich genervt habe“, räumte Jarvie ein, „und ich halte mich künftig zurück, wenn es das ist, was du willst. Aber zu verkaufen ist ein Fehler, Nate. Von mir aus lass dir ruhig noch Zeit, in die Firma zurückzukehren …“
    „Hör mir endlich zu, okay? Es ist vorbei. Smartsell steht nicht so gut da, wie es könnte. Du musst das Geschäft voranbringen, und dabei bin ich dir nur eine Last. Nimm das Angebot an, Jarvie.“
    „Nein.“
    „Dann werde ich an jemand anderen verkaufen.“
    Jarvie trat einen Schritt vor. „Tu das nicht. Du musst es nicht. Smartsell wird warten. Wir warten so lange, wie es dauert.“ Er klang nun eher verzweifelt als wütend.
    „Vertrau mir. In ein paar Tagen wirst du begreifen, dass es für alle das Beste ist“, versicherte Nathan.
    Er wollte sich abwenden, doch Jarvie packte ihn am Kragen.
    „Du kannst nicht einfach weggehen. Diesmal nicht. Ich lasse es nicht zu. Smartsell war unser Traum, Mann. Wir haben die Firma aus dem Nichts erschaffen. Du kannst das nicht alles mit einem Wisch auslöschen.“ Jarvies Gesicht verzerrte sich vor Wut und Trauer. „Ich will das nicht ohne dich machen, Nate. Bitte denk noch einmal darüber nach, was du tust.“
    „Lass mich los.“ Nathan versuchte, sich loszumachen, aber Jarvie hielt ihn fest.
    „Was auch Schlimmes geschehen ist, du darfst nicht alles wegwerfen, Nate. Du hast ein Leben, ein gutes Leben. Du kannst nicht einfach alle Brücken hinter dir abbrechen und gehen …“
    Jarvies Stimme zitterte, und er senkte den Kopf. Die Knöchel an seinen Fingern, die er in Nathans Hemd gekrallt hatte, traten weiß hervor. Nathan sagte nichts, sondern wartete geduldig ab, während er über Jarvies Schulter schaute.
    Sein Gesichtsausdruck ließ Elizabeth fast das Blut in den Adern gefrieren. Sie hatte geglaubt, dass es ihm langsam besser ging, dass er gestern einen riesigen Schritt nach vorn gemacht hatte. Doch die Leere in seinem Blick, die Resignation …
    Nach einer Weile voller Spannung löste Jarvie seine Hände. Nathan verharrte

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