Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In sündiger Silvesternacht

In sündiger Silvesternacht

Titel: In sündiger Silvesternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
Vom Netzwerk:
warum du jetzt hier bist und warum es das Beste für mich ist, wenn du mich ignorierst.“
    Sie musterte ihn kampflustig. Sie würde nicht locker lassen, bis er irgendetwas angeboten hatte. Irgendein Zeichen, dass ihm etwas an ihr lag.
    Er starrte auf den Boden. Gespannt hielt sie den Atem an. Wenn er sich jetzt abwandte, würde sie ihn nie wiedersehen. Das wusste sie. Es wäre für immer vorbei.
    Er hob das Kinn und sah ihr endlich in die Augen.
    „Na schön. Du willst es wissen, ich werde es dir erzählen. Danach kannst du mich zum Teufel schicken.“
    Elizabeth wartete schweigend ab.
    „Ich habe deine Mutter in Griechenland kennengelernt. Sie war gerade mit der Schule fertig und machte Urlaub mit Freunden. Sie war schön, lustig und liebte Partys. Wir, na ja, wir haben uns von Anfang an prächtig verstanden. Als ihre Freunde heimreisten, blieb Elle bei mir. Wir wohnten in einem kleinen Haus auf einer der Inseln, ganz nah am Strand.“
    Elizabeth fand es sonderbar, den Namen ihrer Mutter abgekürzt zu hören und zu erfahren, dass die kühle, immer etwas traurig wirkende Frau, die sie als ihre Mutter gekannt hatte, in ihrer Jugend ein fröhliches Partygirl gewesen sein sollte.
    „Hast du sie geliebt?“
    Ihr Vater wich ihrem Blick aus und zuckte mit den Schultern. „Wir waren beide erst neunzehn. Was wussten wir schon?“
    Sie wertete das als ein Ja.
    „Nach zwei Monaten eröffnete sie mir, dass sie schwanger war. Ich …“ Sam rieb sich die Stirn. „Ich habe es nicht besonders gut aufgenommen. Ich war wütend. Sie nahm eigentlich die Pille. Folglich dachte ich, sie wollte mich mit einem Kind an sich binden. Ich türmte. Nahm eine Chartertour zur Türkei an. Ließ sie allein zurück, ohne alles.“
    Elizabeth runzelte die Stirn. „Was heißt das: ‚ohne alles‘?“
    „Wonach hört es sich denn an?“, fragte Sam scharf. „Ohne Geld, ohne Essen, ohne Hilfe. Sie hatte Ärger mit ihren Eltern, weil sie bei mir geblieben war, deshalb konnte sie sich nicht an sie wenden. Ihre Freunde waren abgereist. Aber ich habe über all das nicht nachgedacht. Ich wollte weg, also bin ich gegangen.“
    Elizabeth hörte die Selbstverachtung aus seinem Ton heraus. Sie versuchte sich vorzustellen, wie ihre Mutter sich gefühlt hatte, als sie, mit neunzehn schon schwanger, von ihrem Liebhaber in einem fremden Land sitzen gelassen wurde.
    „Was ist dann passiert? Ich vermute, sie kehrte nach England zurück?“
    „Ich weiß es nicht. Ich war ja nicht da. Ich bin immer davon ausgegangen, dass sie schließlich doch deine Großeltern angerufen hat.“
    Elizabeth blickte auf ihre Hände. Was Sam ihr erzählte, war nicht gerade eine Romanze, aber im Grunde auch nichts Besonderes. Ihr Vater war ein egoistischer, unreifer junger Mann gewesen, und ihre Mutter hatte den Preis für ihren jugendlichen Leichtsinn bezahlt. Es war eine Geschichte, so alt wie die Menschheit.
    „Nach einer Weile kam ich ins Grübeln. Ich bekam einen Job als Steward angeboten, eine Festanstellung. Da sagte ich mir, dass es vielleicht gar nicht so schlecht wäre, ein Kind zu haben, dass ich für euch beide sorgen könnte, ohne dass sich mein Leben wesentlich ändern müsste. Deshalb flog ich zu Elle nach England. Sie hatte dich inzwischen zur Welt gebracht. Ich besuchte sie im Haus deiner Großeltern. Die wollten nicht, dass ich mit ihr rede, doch sie bestand darauf, mich zu sehen. Sie brachte dich mit nach unten …“
    Sam räusperte sich. „Du warst so winzig. Hattest unheimlich viel blondes Haar. Große blaue Augen – wie meine Mutter. Elle erzählte mir, dass sie jemanden kennengelernt hätte und dass sie ihn heiraten würde. Dass der neue Mann in ihrem Leben dich adoptieren wollte. Dann kam er herein, und ich begriff, dass ich meine Chance verpasst hatte.“
    Elizabeth war verwirrt. Wenn das die ganze Geschichte war, welchen Grund hatte Sam dann, sie auf Abstand zu halten? Er war damals nach England gereist, weil er seine Vaterrolle annehmen wollte. Ein wenig spät vielleicht, aber immerhin. Und trotzdem stand er jetzt hier und war nicht in der Lage, ihr in die Augen zu sehen.
    „Da ist noch etwas, nicht wahr?“, vermutete sie.
    Er schaute zur Tür, als ob er wieder flüchten wollte. Sein Widerwillen war deutlich spürbar. Dann seufzte Sam und hob den Kopf.
    „Ich könnte versuchen, es zu beschönigen und dir erzählen, wie dein neuer Vater und dein Großvater mir zugesetzt haben. Doch es ändert nichts an dem, was geschehen ist. Nachdem Elle mit

Weitere Kostenlose Bücher